Service 1/2008

Kids on tour

Zügig zu Papa

Wenn Eltern sich trennen, müssen viele Kinder zwischen Mutter und Vater hin- und herpendeln. Für sie bietet die Bahnhofsmission zusammen mit der DB den Service
„Kids on Tour“ an.

 

Freitags und sonntags sind die Züge voll. Doch nicht nur Berufspendler legen weite Wege zurück, um am Wochen-ende bei ihren Liebsten zu sein. Auch viele Kinder aus gescheiterten Beziehungen machen sich dann auf den Weg von Papa zu Mama oder umgekehrt. Wenn sie noch zu klein sind, um allein zu reisen, und die Entfernung groß ist, ergeben sich für die Eltern logistische Probleme.

Kurz vor Weihnachten im gemütlichen Aufenthaltsraum der Bahnhofsmission in Köln-Hauptbahnhof. Wie an mittlerweile 27 Bahnhöfen in Deutschland ist hier die Anlaufstelle für die sechs- bis vierzehnjährigen Kinder mit ihren Eltern. Eine halbe Stunde vor Abfahrt des Zuges bringt sie ihre Mutter oder ihr Vater hierher. Heute warten drei Kinder auf den Intercity um 13.11 Uhr nach Hamburg. Die zehnjährige Eliane und ihr zwölfjähriger Bruder Daniel kennen sich gut aus. Sie sind schon häufig mit einem Begleiter der Bahnhofsmission nach Hamburg gereist. Die zehnjährige Vanessa fährt seit drei Jahren mit „Kids on Tour“ nach Bremen, allerdings selten. Sie freut sich auf die Reise. Ihre Mutter kontrolliert noch einmal die Papiere. Die Kinderfahrkarte muss vor der Reise im DB-Servicezentrum bestellt werden. Zusätzlich zum Preis fürs Ticket zahlen die Eltern eine Betreuungsgebühr von 25 Euro pro Fahrt.

An diesem Freitag vor Weihnachten ist das „Kids on Tour“-Angebot ausgebucht. Es gibt zwei Abteile. Je fünf Kinder und eine Begleitperson von der Bahnhofsmission sitzen in einem. In Düsseldorf und in Duisburg bekommen Vanessa, Eliane und Daniel Gesellschaft: Sieben andere Kinder steigen zu. Die ausgebildeten Betreuer sorgen mit vielen Spielen dafür, dass die Zugfahrt ein kurzweiliges Erlebnis wird.

Das Angebot „Kids on Tour“ gibt es schon seit 2003, doch erst langsam wird es bekannter. Es wurde auf der Strecke von Köln nach Stuttgart und nach Hamburg erprobt, dann um Routen ab Berlin, Frankfurt, Leipzig und Basel-Badischer Bahnhof erweitert. Familienrichter empfehlen es zerstrittenen Eltern als Möglichkeit, Kinder zwischen Mama und Papa pendeln zu lassen. „Das Streckenangebot wird laufend erweitert“, sagt Roland Knüppel, Koordinator für „Kids on Tour“ bei der Bahnhofsmission. „Außerdem sind Zubringerdienste zu den Hauptstrecken geplant.“

Alternativen viel teurer

Vanessas Mutter hat sich als Alternative auch nach einem Flug von Köln nach Bremen erkundigt. Doch das ginge nicht schneller und sei viel teurer, weil die Fluggesellschaft einen Kinderzuschlag von 120 Euro pro Strecke verlange. Manchmal holen Vater oder Mutter ein Kind auch mit dem Auto oder mit dem Zug ab. Aber dann muss er oder sie die Strecke viermal an einem Wochenende fahren. Das kostet Zeit und Geld.

Ein Nachteil des „Kids on Tour“-Angebots: Es fährt von jedem Bahnhof freitags und sonntags lediglich ein Zug. Die Abfahrt um 13.11 Uhr in Köln führt dazu, dass viele Schulkinder den Intercity an einem normalen Freitag nicht erreichen. Im Zuge der geplanten Ausweitung des Angebots werde überprüft, wie sich Strecken und Abfahrtszeiten weiter optimieren ließen, sagte eine Bahnsprecherin.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Bahnhofsmission, 105 Männer und Frauen in ganz Deutschland, erhalten lediglich eine Aufwandsentschädigung von 30 Euro pro Tag. Doch sie machen ihre Arbeit mit Begeisterung. „Kids on Tour“-Betreuer Bernhard Schmidt will vor der Rückfahrt noch über den Hamburger Weihnachtsmarkt schlendern, ehe er mit seiner Kollegin und ohne Kinder die Heimfahrt antritt.

Eberhard Blocher

Anmeldung für „Kids on Tour“ sieben Werktage im Voraus, Tel.: (01805) 992299.
Mehr Infos: www.bahn.de > Familien&Kinder > Kids on Tour

   
 

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