Politik 6/2006

Automobilhersteller

Klimaziel verfehlt

Nach einer Studie des Europäischen Verbands für Verkehr und Umwelt T&E werden die meisten großen Autohersteller in Europa die zugesagten CO2-Reduktionsziele nicht erreichen. Der VCD fordert politische Konsequenzen.

Foto: Volkswagen Media
Spritfresser wie das geländegängige Modell Touareg bringen Volkswagen in Sachen Klimaschutz keine guten Noten ein.

Im Jahr 1998 verpflichtete sich die europäische Autoindustrie gegenüber der EU, künftig umweltfreundlichere Fahrzeuge zu bauen. Bis 2008 soll der durchschnittliche Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid bei Neuwagen auf 140 Gramm pro Kilometer sinken – das entspricht einem Verbrauch von 5,9 Litern Benzin oder 5,3 Litern Diesel auf 100 Kilometern. Gemäß einer Studie im Auftrag des Europäischen Verbandes für Verkehr und Umwelt „Transport & Environment“ (T&E) werden drei Viertel der 20 größten Automobilhersteller in Europa ihren Beitrag zum Klimaziel allerdings verfehlen. Die Studie vergleicht erstmals den Fortschritt einzelner Autoproduzenten bei der Verringerung von CO2-Emissionen. Untersucht wurden Marken mit mehr als 150000 verkauften Neuwagen im Jahr 2005.

Demnach haben lediglich die Unternehmen Fiat, Citroën und Renault ihre Hausaufgaben gemacht. Sie werden 2008 das 140-Gramm-Ziel erreichen, alle anderen haben es schwer. Insbesondere die deutschen Produzenten hätten mit ihrer Modellpolitik versagt, kritisiert der VCD. Mercedes, Volkswagen, Audi und BMW belegen auf der Rangliste die Plätze 12, 14, 15 und 17. „Die Studie unserer Dachorganisation T&E untermauert eindrucksvoll frühere Berechnungen des VCD“, sagt Hermann-Josef Vogt, stellvertretender VCD-Bundesvorsitzender. „Sie zeigt ganz klar: Die großen deutschen Hersteller hinken bei der Verbrauchssenkung weit hinterher.“ So werde das Ziel, den CO2-Ausstoß von Neuwagen zu senken, definitiv nicht erreicht. „Die Studie demonstriert, wo ein Konzern wie Volkswagen im internationalen Vergleich landet, wenn er wertvolle Ressourcen mit der Entwicklung des 1001-PS-Monsters Bugatti Veyron vergeudet und gleichzeitig die Produktion des Drei-Liter-Autos einstellt“, bekräftigt Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher beim VCD. „Die deutschen Hersteller müssen endlich begreifen, dass Klimaschutz kein überflüssiger Luxus ist, sondern unabdingbare Voraussetzung für die Zukunft – ökologisch wie ökonomisch.“

Wie man es besser macht, zeigen die großen französischen Autoproduzenten. Sie haben, bezogen auf den CO2-Ausstoß ihrer Neufahrzeuge seit 1997, eine doppelt so hohe Minderungsrate wie VW oder Audi. Um den Druck auf die Hersteller zu erhöhen, fordert der VCD die schnelle Einführung europaweit verbindlicher CO2-Grenzwerte für Neuwagen. Ziel der Politik müsse es sein, den Kraftstoffverbrauch in den kommenden zehn Jahren zu halbieren. Zusätzlich muss die Bundesregierung nach Ansicht des VCD nationale Instrumente für mehr Klimaschutz im Verkehr nutzen. „Schwarz-Rot soll endlich, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, eine Kfz-Steuer einführen, die sich am CO2-Ausstoß des Fahrzeugs bemisst“, sagt Lottsiepen. Dadurch könne die Nachfrage nach Autos mit niedrigem Verbrauch und entsprechend geringen Emissionen gesteigert werden. Der VCD wird Anfang 2007 einen konkreten Vorschlag für eine CO2-basierte Kfz-Steuer veröffentlichen.

Nach Angaben von T&E ist der Pkw- und Lieferwagenverkehr für 15 Prozent der gesamten Kohlendioxidemissionen Europas verantwortlich.

Kirsten Lange

Die komplette Studie „How clean is your car brand?“ gibt es unter www.transportenvironment.org > News > Vehicles & Fuels

Quelle: R.L. Polk Marketing Systems GmbH
* Prozentsätze basieren auf nichtgerundeten Ausgangswerten
 

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