Editorial 3/2006
 

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Michael Adler

Foto: VCD

Im Juli 1986 zogen Aktivisten aus Umweltverbänden und der Politik, Wissenschaftler und engagierte Privatmenschen nach Bonn, um den Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) zu gründen. Das Ziel war klar: den Automobilclubs und der Betonpolitik der schwarz-gelben Bundesregierung eine ökologische Alternative entgegenzusetzen. Der neue Verkehrsclub gewann schnell viele Menschen für seine Ideen. Zehn Jahre später standen mehr als 70000 Mitglieder hinter dem VCD.

Dank dieser Unterstützung konnten wir wichtige Erfolge erringen: Autos fahren heute mit Katalysatoren, Bahnkundinnen und -kunden werden nicht mehr als Beförderungsfälle angesehen, die BahnCard 50 gehört zum festen Angebot der Bahn. Car-Sharing ist die Alternative zum eigenen Auto, der öffentliche Nahverkehr hat vielerorts einen Qualitätssprung gemacht. Das Fahrrad ist zum wichtigen Wachstumsfaktor für den Tourismus geworden, schwere Lkw bezahlen auf den Autobahnen eine streckenbezogene Maut.

Können wir uns also nach 20 Jahren „Straßenkampf“ zurücklehnen und rundum zufrieden sein? Sicher nicht! Der globale Klimawandel und die Frage danach, wie wir weg vom Öl kommen, stellt uns als ökologischer Verkehrsclub vor neue Herausforderungen.

Außerdem halten uns ungelöste Aufgaben in der Verkehrspolitik in Atem: Es gibt noch kein Gesetz, das Partikelfilter für Dieselfahrzeuge und Verbrauchsgrenzwerte für Autos vorschreibt.

Wirksame Maßnahmen gegen Verkehrslärm lassen auf sich warten, der Flugverkehr boomt wie nie, und es sterben immer noch viel zu viele Menschen auf deutschen Straßen.

Unsere Protestaktion gegen die geplante Kürzung der Regionalisierungsmittel zeigt, dass wir etwas bewegen können, wenn wir so bleiben, wie wir sind: kritisch, hartnäckig, kompetent. Die vielen tausend Unterschriften zur Rettung von Bus und Bahn, die bei uns eingegangen sind, zeigen, dass unsere Arbeit notwendig ist.

Doch die große Unterstützung in der Sache bringt nicht automatisch Mitglieder für den VCD. Im Gegenteil: Es ist heute schwieriger denn je, neue Mitglieder zu gewinnen und alte zu halten. Dabei sind längst nicht alle Menschen im richtigen Club. Zu viele, die das Auto nur als eines von mehreren Verkehrsmitteln begreifen, kennen den VCD als Alternative zu den Automobilclubs noch nicht. Sie zu gewinnen ist unsere größte Herausforderung.

Wir wollen uns deshalb in den kommenden Monaten darauf konzentrieren, neue Mitglieder zu gewinnen – zusammen mit unseren Aktiven vor Ort und zusammen mit Ihnen. Machen Sie mit, denn es gibt noch viel zu tun, bis wir alle ökologisch und sicher unterwegs sein können. Sie finden auch in dieser Ausgabe wieder genügend Gründe, warum es sich lohnt, den VCD zu unterstützen. Werben Sie neue Mitglieder. Denn nichts ist besser als Ihre Empfehlung!

Ihr Michael Gehrmann
VCD-Bundesvorsitzender

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