Titel 2/2006

NEUE RÄDER

Gutes Rad ist besser

Im Frühjahr fängt für viele die Fahrradsaison wieder an. Aber auch für diejenigen, die den Winter durchgeradelt sind, lohnt sich ein prüfender Blick auf das gute Stück. Ist noch alles in Schuss? Was müsste mal erneuert werden? Oder ist dieses Jahr doch mal ein neues Fahrrad fällig? Wir geben Tipps zum Umrüsten und stellen interessante neue Modelle vor.

 
  Foto: www.marcusgloger.de

Verlockend sind die Angebote an neuen Fahrrädern, besonders wenn sie in der Frühjahrssonne glänzen. Verlockend sind auch die Anpreisungen der neuen Fahrradtechnik: komfortabler sitzen, einfacher schalten, mühelos den Berg hinauf fahren statt schieben, besser bremsen, helleres Licht, weniger Gewicht und keine Angst mehr vor Platten dank verbessertem Pannenschutz. Das sind durchaus keine leeren Versprechungen, denn die Fahrradtechnik hat sich in den vergangenen Jahren rasant weiterentwickelt. Bessere Technik hat allerdings ihren Preis. Fahrräder sind heute nicht nur qualitativ hochwertiger, sondern auch spürbar teurer als vor Jahren. Doch die Investition lohnt, denn je besser das Fahrrad, desto lieber nutzt man es, in Alltag und Freizeit. Dabei ist es immer wieder ein gutes Gefühl, sich aus eigener Kraft fortzubewegen, ganz abgesehen davon, dass dadurch erheblich weniger CO2 produziert wird. Und vor Diebstahl kann man sein neues Fahrrad mit hochwertigen Schlössern und etwas Umsicht schützen. Auch eine Radversicherung hilft.

Manch einer hängt an seinem guten, alten Drahtesel. Auch dann muss er nicht auf Fortschritt verzichten, denn vieles kann nachgerüstet werden. Ob das lohnt, ist ein Rechenexempel und im Einzelfall zu entscheiden.

Licht – leise und automatisch

Besseres Licht lohnt immer, allein wegen der eigenen Sicherheit, auch zum Sommer hin. Bei den neuen LED-Scheinwerfern und den schon länger verfügbaren Diodenrücklichtern kann keine Glühlampe mehr durchbrennen. Eine Standlichtfunktion erhöht die Sicherheit beim Ampelstopp beträchtlich. Den nötigen Strom speichern Kondensatoren, Batterien braucht man dafür nicht. Besonders bequem ist automatisches Licht, das sich bei Dämmerung von selbst einschaltet. Dazu braucht man einen Nabendynamo. Der ist heute ausgereift und läuft leicht, lautlos und bei jedem Wetter. Da die Felgenflanken durch das Bremsen mit der Zeit dünner werden, müssen sie aus Sicherheitsgründen sowieso nach einigen Jahren erneuert werden. Das ist die Gelegenheit, gleich einen Nabendynamo mit einbauen zu lassen (komplett mit Vorderrad ca. 100 Euro).

Fotos: Hersteller
Mehr Luft im Schritt: Specialized Sattel Leicht, lautlos, wetterunabhängig läuft der Nabendynamo.

Wenn die Hinterradfelge verschlissen ist, lohnt es auch, über eine bessere Schaltung nachzudenken. Für den Umstieg von der wartungsintensiven Kettenschaltung zur Nabenschaltung sind die neue 8-Gang-Nabe von Shimano oder Rohloffs 14-Gang-Nabe Speedhub zu empfehlen, beide ohne Rücktrittbremse. Rohloffs Speedhub ist mit etwa 850 Euro nicht ganz günstig, bietet dafür aber den gleichen Übersetzungsbereich wie eine 27-Gang-Kettenschaltung. Den bietet auch eine Kombischaltung aus Dreigangnabe und 7-, 8- oder 9-fach-Kettenschaltung (Sram Dual Drive oder Shimano Intego). Sie ist eine erstklassige Alternative zu Nabenschaltungen und reinen Kettenschaltungen, denn sie hat außer der großen Übersetzung noch weitere Vorteile: einfache, übersichtliche Bedienung, beim Ampelstopp auch Schalten im Stand (Nabenschaltungsteil), weniger Kettenverschleiß als bei einer reinen Kettenschaltung und einfache Montage eines Kettenschutzes. Wer die Gänge seiner vorhandenen Nabenschaltung einfach verdoppeln will, kann dies durch Nachrüsten des Tretlagergetriebes Mountaindrive oder Speeddrive von Schlumpf, das gegen den vorhandenen Kurbeltrieb ausgetauscht wird.

Fotos: Hersteller
Elegant, leicht und robust: Kettenschutz Chainglider von Hebie Mit dem Daumen vorwählen: Bergauf, eben, bergab. Mit dem Drehgriff Gang wählen. (Sram DualDrive)

Antriebe mit Nabenschaltungen sind nicht nur wartungsarm, man kann sie auch ausgezeichnet mit einem geschlossenen Kettenkasten schützen. Moderne Kettenkästen holländischer Bauweise sind inzwischen einfach zu öffnen und weitgehend klapperfrei. Eleganter sind die neuen geschlossenen Kettenschutzsysteme Utopia Country und Hebie Chainglider. Der Chainglider ist frei schwimmend auf dem Kettentrieb gelagert – eine geniale Konstruktion, die durch neue Kunststoffe möglich geworden ist. Beide Systeme passen derzeit leider noch nicht auf alle Nabenschaltungen. Welche kompatibel sind, ist im Einzelfall beim Händler zu klären.

Passen müssten auf jeden Fall die Pannenschutzreifen wie der Marathon plus, denn sie gibt es in zahlreichen Größen und Breiten. Damit verlieren Scherbenhaufen ihren Schrecken, und der Plattfuß wird zur Ausnahmeerscheinung. Da die Reifen wegen ihres dicken Pannenschutzgürtels etwa 5 mm höher sind, kann es beim Umrüsten erforderlich sein, die nächstkleinere Breite zu wählen, damit anschließend nichts schleift. Auf keinen Fall verzichten sollte man auf Reflexstreifen am Reifen. Sie sind deutlich besser zu sehen als Speichenstrahler und können nicht abfallen.

Sicherer Stand

Alle Bremsen sind heute besser als die Rücktrittbremse. Besonders gut zu dosieren und wartungsarm sind hydraulische Felgenbremsen (Magura), die man fast immer nachrüsten kann. Trommelbremsen sind beinahe wartungsfrei, aber etwas schwächer und können in der Regel nicht nachgerüstet werden, da der Rahmen dafür ausgelegt sein muss. Mit einem Zweibein-ständer fällt ein geparktes Rad nicht um. (Trotzdem niemals Kinder allein im Kindersitz lassen!) Der neue Hebie-Ständer 690 ist nur noch halb so schwer wie die alten Stahlmodelle und daher sehr zu empfehlen. Ein Korb ist auf einem Systemgepäckträger von Pletscher oder SL-Bike sicher befestigt – einfach einstecken, fertig.

Fotos: Hersteller
Die ganze Palette anspruchsvoller Räder: Ob klassisch, retro, sportiv oder bequem, Qualität bewährt sich.

Für den Komfort beim Fahren sind auch Sattel, Lenker und Griffe entscheidend. Griffe sollen eine breite Auflagefläche für den Handballen haben. Das beugt tauben Fingern vor. Horn- oder Komfortlenker ermöglichen auf längeren Strecken unterschiedliche Griff- und Sitzpositionen. Beim Sattel ist die Breite der Sitzknochen entscheidend. Die ist individuell verschieden und unabhängig von Körperstatur und Geschlecht. Eine durchgehende Vertiefung in der Mitte sorgt für ungestörten Blutfluss und klemmt die Nerven im Dammbereich nicht ein. Gut nachrüsten lässt sich auch eine Federsattelstütze, die nicht nur mehr Komfort bringt, sondern auch die Stoßbelastung um 20 Prozent mindert. Noch besser ist eine Federgabel und eine Rahmenfederung. Dafür ist aber ein neues Fahrrad fällig.

Peter Barzel

   
 

Farbe ans Rad

Foto: Hersteller

Wer seinem alten Fahrradrahmen einen neuen Anstrich spendieren will, kann ein besonderes Angebot des Fachhandelsverbandes VSF anlässlich dessen 20-jährigem Jubiläum nutzen: 12 Farboptionen, Codierung unter Lack für 119 Euro (Gabel zusätzlich 49 Euro). Demontage und Montage übernimmt auf Wunsch Ihr VSF-Händler. Den Preis erfahren Sie vor Ort. www.vsf.de

   
 

Hersteller-Netz

Licht

www.nabendynamo.de
www.bumm.de

Schaltung

www.shimano.de
www.sram.com
www.rohloff.de
www.schlumpf.ch

Komponenten

www.schwalbe.de
www.hebie.de
www.utopia-velo.de
www.magura.com
www.humpert.com
www.ergon-bike.com
www.specialized.com

Modelle

www.retrovelo.de
www.rieseundmueller.de
www.vsf-all-ride.de
www.staiger-fahrrad.de

 

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