Magazin 2/2005

Schnellfähren bedrohen
Wale und Delfine

Walen und Delfinen droht durch schnelle Fähren weltweit eine neue, tödliche Gefahr.

Foto: www-m-e-e-r.de
Define sind Meeressäuger, die sich gerne an der Wasseroberfläche aufhalten. Den heranrasenden Fähren können sie oft nicht schnell genug ausweichen.

Schnellfähren, die mit enormen Geschwindigkeiten die Meere durchpflügen, verursachen in zunehmendem Maße Kollisionen mit Meeressäugern. Das meldet der Meeresschutzverein M.E.E.R. e.V., aus Berlin. Wer also bisher dachte, für eine Reise zu den Kanarischen Inseln aus Umweltschutzgründen besser vom Flugzeug aufs Schiff umzusteigen, muss in Zukunft genauer hinsehen.

Die Fährverbindungen zwischen den Kanaren werden mit sogenannten High-Speed-Fähren weiter ausgebaut. Diese fahren mit Geschwindigkeiten von bis zu 75 km/h durch Gebiete, die von der EU als besonders schützenswert eingestuft wurden. Die Gewässer beherbergen eine außerordentliche Vielfalt an Walen und Delfinen. Diese sind durch den enorm ansteigenden Schnellfährverkehr in akuter Gefahr, weil Tiere den herannahenden Schiffen nicht rechtzeitig ausweichen können. „Es hat in der Vergangenheit auf den bestehenden Fährlinien immer wieder Kollisionen mit Walen gegeben, die in der Regel für die Tiere tödlich sind. Die Dunkelziffer ist hoch, Schätzungen gehen jedoch von mindestens 20 getöteten Walen pro Jahr allein im Gebiet der Kanaren aus“, sagt der Verhaltensbiologe Fabian Ritter von M.E.E.R. e.V., der seit Jahren die Wale und Delfine der Kanaren erforscht. Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen auf diesen Routen könne das Ökosystem nicht ohne weiteres verkraften.

Foto: www-m-e-e-r.de
Diese Fähre hat es besonders eilig. Mit über 60 km/h rast sie übers Wasser.

„Die Kollisionsgefahr, die von den Fähren ausgeht, gesellt sich dabei zu bereits vorhandenen Belastungen wie Meeresverschmutzung, Überfischung und Lärmbelästigung, unter denen die Tiere zu leiden haben“, beklagt der Meeresschützer weiter.

Weil der Schutz der Meereswelt vordergründig als ein dem Tourismus zuwiderlaufendes Ziel bewertet wird, bleiben die Umweltbehörden untätig. Dem Tourismus wird als wichtigstem Wirtschaftsfaktor Priorität eingeräumt.

Schnellfähren sind nicht nur auf den Kanaren ein wachsendes Problem. Weltweit werden immer schnellere Schiffe gebaut, die Geschwindigkeiten von bis zu 120 km/h erreichen können. Die Natur bleibt im wahrsten Sinne auf der Strecke.

Touristen wissen aber in den seltensten Fällen von der Gefahr, die von den schnellen Schiffen ausgeht. „Es geht nicht nur um die Wale und Delfine. Alle Lebewesen nahe der Meeresoberfläche sind in Gefahr: Haie, Meeresschildkröten, sogar Meeresvögel. Deshalb tut Aufklärung dringend Not, damit gut informierte und verantwortungsvolle Touristen ihre bewusste Entscheidung für langsamere Schiffe treffen können“, sagt Jörg-Dürr Pucher von der Deutschen Umwelthilfe. Er fordert innerhalb von Schutzgebieten eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h und ein Zulassungsverbot weiterer Schnellfähren.

www.m-e-e-r.de

 

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