Die stille Eifel zum Hauptschauplatz von Krimis zu machen, erforderte eine gewisse Waghalsigkeit, ist aber in sich auch logisch. Das hier ist tiefste Provinz, was immer ein wenig abfällig klingt, aber: Zwei Drittel aller Deutschen leben in einer solchen Provinz, sind ganz überzeugt Bürger ihrer jeweiligen Heimat, verteidigen sie in Wort und Bild, bauen dort ihre Häuser, kriegen dort ihre Kinder. Selbstverständlich ist es zunächst Ausgeburt wilder Fantasie, unter einer dicken Eifel-Eiche eine wunderschöne Blondine zu positionieren, die schlicht eine Leiche ist, ermordet. Aber der Krimi – das sollten wir nicht vergessen – ist nun einmal Spiel, nicht unmittelbar Abbild der Realität. Was mich besonders reizte, war die geradezu klassische Stille dieser Provinz. Hier hebt man unwillkürlich den Kopf, wenn draußen auf der Dorfstraße jemand mit dem Auto vorbeifährt.
Diese Stille, die im übrigen auch sehr kreativ wirken kann, beinhaltet aber noch etwas ganz Wichtiges, denn nicht nur die Landschaft ist still, auch die Menschen sind so. Woher das kommt, ist einfach zu erklären. Es ist Bauernland, und das Leben der bäuerlichen Bevölkerung in der Eifel war über die Jahrhunderte sehr hart, die Böden waren zum großen Teil mager, in der Eifel kannte man noch am Beginn des vorigen Jahrhunderts richtige Hungersnöte. Der liebe Gott hat diese Menschen niemals verwöhnt, viele Kriege verwüsteten das Land, der persönliche Hintergrund der Bauern war ihr Glaube, aufgesetzt auf einen unendlich harten Alltag. Da wurden sie stumm, da hörten sie auf zu reden und sorgten sich um die Ihren. Die Kargheit im Wort hatte zur Folge, daß alle neuen Errungenschaften der letzten zwei Jahrhunderte nicht etwa zu spät in die Eifel kamen, sondern sehr mißtrauisch und zögerlich angenommen wurden. Völlig falsch geriet die Eifel in den Ruf der Rückständigkeit Ich mag gewisse traditionelle Werte, einer davon ist das gesunde Misstrauen der Eifler.
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