Würde die Entfernungspauschale ersetzt durch einen höheren Werbungsfreibetrag für alle Arbeitnehmer, stünden die Menschen vor der ökonomischen Alternative, billiger zu wohnen und teurer zu fahren oder umgekehrt mehr fürs Wohnen auszugeben und dafür günstigere Wegekosten zu haben.
Weniger Pendler würden neben Schadstoff- und CO2-Emissionen auch weniger Krach verursachen. Der Lärm durch Straßen-, Schienen- und Luftverkehr ist die vielleicht am meisten unterschätzte Gesundheitsgefahr. Über 2000 Herzinfarkte pro Jahr gehen in Deutschland auf das Konto motorisierter Krachmacher.
Es fehlt eine moderne Lärmgesetzgebung. Lärmgrenzwerte müssen tagsüber bei 65 dB(A) und nachts bei 55 dB (A) festgeschrieben werden. Um mehr Ruhe ins Land zu bringen, gibt es probate Mittel: Geschwindigkeitsbegrenzungen, Nachtflugverbote, lärmarme Reifen und Straßenbeläge.
Insbesondere das von 1971 stammende Fluglärmgesetz muss dringend novelliert werden. Die Berechnungsverfahren für Krach aus Düsentriebwerken sind veraltet. Eine EU-weite Emissionsabgabe muss die ökologisch fatalen Subventionen für Jets und Airlines ersetzen. Die Flughafenplanung wird unter Bundeshoheit gestellt und mit den Nachbarländern abgestimmt.
Es gibt also noch viel Arbeit auf dem Weg zu einer Verkehrspolitik, die Mensch und Umwelt im Auge hat. Vier Jahre zaghafte Reformen konnten 50 Jahre „verkehrte“ Verkehrspolitik noch nicht umkrempeln.
Annette Jensen/Michael Adler
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