Service 6/2008

Fahrradschlösser

Bügel, Kette oder mit ins Haus

Gegen den Fahrradklau helfen gute Schlösser, Obacht bei der Wahl des Abstellplatzes, eine Diebstahl-Versicherung und das nötige Quantum Glück.

 

Foto: www.pd-f.de/r-m
Man kann sich das Fahrrad auch als Kunstobjekt an die Wand hängen – dann wird es wenigstens nicht geklaut.

Viele Radfahrer haben schon diese Mischung aus Wut, Enttäuschung und Ungerechtigkeitsgefühl erlebt, wenn sie an ihrem Fahrradparkpatz allenfalls noch die Reste des Fahrradschlosses wiederfanden. Denn in Deutschland werden jedes Jahr etwa 400000 Fahrräder gestohlen. Bei vier Millionen verkauften Fahrrädern pro Jahr ist also jedes zehnte Ersatz für ein gestohlenes. Die Angst vor dem Fahrradklau führt dazu, dass manche ihr Rad neben dem Bett abstellen. Andere fahren lieber auf einer billigen Klapperkiste herum, mit der Folge, dass Radfahren weniger Spaß macht oder das Rad weniger benutzt wird. Beides muss nicht sein. Gegen Fahrradklau helfen gute Schlösser. Wer ein Schloss kauft, sollte sich am Kaufpreis des Fahrrades orientieren, aber auch miteinbeziehen, wie gefährlich die Umgebung ist, in der das Rad meistens abgestellt wird. Außerdem sollte ein Schloss möglichst einfach zu handhaben sein und vielseitig verwendet werden können – ideal ist, wenn es je nach Einsatzgebiet auch mal um einen Baum oder einen Laternenmast passt.

Foto: pd-f.de/abus
Wer sein Rad wirksam schützen will, schließt es an einen festen Gegenstand an und bezieht auch die Laufräder mit ein. Hier ein Rahmenschloss mit Kette, Preis zusammen ab ca. 50 Euro.

Seilschloss und Panzerkabel: Am meisten verbreitet ist das Seilschloss, ein mit Kunststoff ummanteltes Drahtseil. Das ist nur für die Kurzzeitsicherung wie beim Einkaufen geeignet. Je dicker es ist, desto sicherer. Besser sind Panzerkabelschlösser. Hier sind gehärtete Stahlhülsen um den Stahlseilkern herum aneinandergereiht. Sie bieten deutlich mehr Sicherheit gegen Bolzenschneider und sind dank ihrer Flexibilität gut zu handhaben. Durch ihre Länge von 70 bis 80 cm eignen sie sich gut zum Anschließen um dickere Laternenpfähle.


Bügel- und Faltschloss: Bügelschlösser sind neben der schweren Kette die sichersten Fahrradschlösser. Sie wiegen zwar mehr als ein Seilschloss, aber immer noch weniger als eine Kette. Es gibt sie in unterschiedlichen Stärken und Öffnungsweiten. Um einen dicken Laternenpfahl passt aber keines, hierfür braucht man dann ein zweites Schloss. Die neuen Faltschlösser, die wie ein Zollstock auseinandergefaltet werden, sind in ihrer schwersten Ausführung so sicher wie ein Bügelschloss. Sie sind aber kleiner zu verstauen und vielseitiger zu nutzen, denn sie passen auch um einen dickeren Laternenpfahl.

Foto: peter Barzel
Wenn das Rad über Nacht draußen stehen muss, ist ein Wandanker mit schwerem Zusatzschloss empfehlenswert.
Wandanker ab ca. 29 Euro, schweres Schloss ab 90 Euro.

Kette: Eine schwere Kette ist immer noch das Sicherste. Sie ist wegen ihres hohen Gewichts schlecht unterwegs zu transportieren. Gute Ketten haben eine textile Ummantelung zum Schutz des Fahrrads beim Abschließen und beim Transport.

Foto: Peter Barzel
Das sicherste Schloss ist eine schwere Kette.

 

Rahmenschloss: Ein gutes Rahmenschloss, wie es sie beim Hollandrad gibt, ist nur schwer zu knacken, vor allem, weil man mit Werkzeug schlecht drankommt. Bei den modernen Modellen kann man zum Anschließen ein Seilschloss, Panzerkabel oder eine Kette seitlich einstecken, die mit verriegelt wird. Eine praktische und vielseitige Lösung.

Foto: Abus
Das neue Faltschloss von Abus (Bordo Granit): Praktisch und so sicher wie ein Bügelschloss, Preis ca. 90 Euro.

Sicherheitsstufen: Jedes Schloss ist zu knacken – das ist nur eine Frage von Zeit und Werkzeug. Das sagen auch alle Schlosshersteller. Es geht immer darum, das Aufbrechen des Schlosses möglichst schwierig und zeitaufwändig zu machen. Ein Schloss, für das der Dieb mehr als zehn Minuten zum Aufbrechen braucht, gilt als sehr sicher und wird in die höchste Sicherheitsstufe eingeordnet. Leider gibt es für die Sicherheitsstufen noch keinen einheitlichen Standard. Der bisher einzige Standard in Deutschland ist die VdS-Zertifizierung. VdS Schadenverhütung ist ein Prüfunternehmen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Schließsysteme: Zahlenschlösser sind praktisch. Bessere unter ihnen sind nicht nur abtastsicher, sondern auch mit Beleuchtung. Die Zahlenkombination lässt sich individuell einstellen. Sicherer sind Schließsysteme mit Sicherheits-Schlüssel. Am sichersten sind Schlösser mit Scheiben- statt Stiftzylinder, die auch durch sogenanntes Picking mit dünnen Metallnadeln nicht zu öffnen sind. Praktisch für Partner und Familien: Man kann Schlösser mit gleicher Schließung bestellen.

Transport des Schlosses: Wohin mit dem Schloss unterwegs? Dafür bieten die Hersteller vielfältige Halter für die Befestigung an Rahmen, Sattelstütze oder Gepäckträger an. Hierzu sollte man sich im Fachhandel beraten lassen, da die Möglichkeiten von Rad zu Rad sehr unterschiedlich sind. Das Schloss sollte man möglichst ohne Öffnen mit einem Handgriff vom Halter nehmen können und es darf unterwegs nicht klappern. Praktisch ist der Gepäckträger Locc von Tubus. Daran kann ein Bügelschloss seitlich zwischen Laufrad und Gepäckträgerstreben befestigt werden.

Übernachten im Freien: Wenn das Fahrrad nachts draußen stehen muss, dann helfen ein Wand- oder Bodenanker und ein besonders schweres Motorradschloss, womit das Fahrrad am Wandanker angeschlossen wird. Das Schloss kann ja zuhause am Anker bleiben, während man mit dem Fahrrad und einem leichteren Schloss unterwegs ist.

Komponenten sichern: Moderne, sportlichere Fahrräder haben heute vielfach Schnellspannbefestigungen an Laufrädern und Sattelstützenklemmung. Diese tauscht man besser gegen Schraubbolzen aus oder sogar gegen Sicherheitsbolzen, die nur mit einem Spezialwerkzeugschlüssel zu öffnen sind.

Diebstahl-Versicherung: Hier muss man individuell die Angebote vergleichen. In vielen Fällen ist die Zusatzversicherung zur Hausratversicherung die beste und preiswerteste Lösung, vor allem für Familien oder Radfahrer mit Zweit- und Drittrad, denn die Versicherung gilt allgemein für jedes Fahrrad im Haushalt. Dabei muss das Fahrrad nachts zwischen 22 und 6 Uhr in einem abgeschlossenen Raum untergestellt sein. Ist man in dieser Zeit unterwegs, zum Beispiel im Kino, gilt das Fahrrad aber als „in Gebrauch“ und ist deshalb versichert. Spezielle Fahrradversicherungen gelten „rund um die Uhr“, auch beim Abstellen im Freien, doch muss das Fahrrad immer an einen festen Gegenstand angeschlossen sein, auch tagsüber. Dafür ist dann auch der Diebstahl von Komponenten wie Sattel oder Schaltwerk mitversichert.

Peter Barzel

Schlösser: www.abus.de,
www.basta-deutschland.de,
www.trelock.de;

Sicherheitsbolzen: www.pitlock.de;

Fahrrad-Vollkasko: www.pundpgmbh.de

   
 

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