Titel 5/2008

Einfach Radfahren

Perfekt für Kurzstrecken

Immer mehr europäische Hauptstädte bieten Leihradsysteme an. CityBike Wien ist eins der erfolgreichsten.

 
Foto: CityBike Wien  
Ob an Online-Terminals wie bei CityBike Wien oder per Mobiltelefon wie bei „Call a Bike“ der Deutschen Bahn: Kunden von Leihrad-Anbietern kommen in der Stadt problemlos an Fahrräder und sind dadurch unabhängig von Auto, Bus und Bahn.  

Robuster Rahmen, Vollgummireifen, automatische Beleuchtung mittels Lichtsensor, Radkorb, Trommelbremse am Vorderrad und einer Rücktrittbremse halten die Leihräder wartungsarm. Heute gibt es in Wien 58 CityBike-Stationen mit 1200 Standplätzen und rund 600 Räder.

Als im Jahr 2002 in Wien der erste von der Stadt finanzierte kommunale Radverleih „Vienna Bike“ zwar enormes Medien-echo fand, aber Probleme bekam, da die Leute die Räder tagelang nicht zurückbrachten, wurde neu ausgeschrieben. Ein Konsortium aus dem Wiener Werbeplatzhirsch Gewista und der französischen Werbefirma JCDecaux erhielt im Jahr 2003 den Zuschlag. Die französischen Werbefachleute sind dadurch groß geworden, dass sie Bushaltestellen finanzierten, deren Werbeflächen sie dann vermieten durften. Heute lässt sich Wien auf ähnlichem Wege sein Radverleihsystem finanzieren. Es wurde in eine HighTech-Lösung mit über Computer vernetzten Stationen investiert. „Mittlerweile“, sagt Dieter Matuschek, verantwortlich für das Citybike Wien „haben 13 europäische Städte, darunter auch die Metropolen Paris, Lyon und Brüssel, unser System übernommen.“ Eines unterscheidet das Wiener System allerdings grundlegend von den Schwesterunternehmen in französischen Städten: Für Radverleihstationen werden keine Parkplätze geopfert, sondern sie werden in Fußgängerbereichen platziert.

Ergänzung zum Nahverkehr

Das Wiener Radverleihsystem versteht sich als Ergänzung zum öffentlichen Verkehr und für Kurzstrecken bis drei Kilometer. Deshalb befinden sich Citybike-Stationen in unmittelbarer Nähe zu U-Bahn-Stationen, Straßenbahn- und Bushaltestellen. Auch sollen die Räder nicht ungenutzt rumstehen. Der Tarif ist deshalb progressiv gestaltet: Die erste Stunde ist gratis, die zweite kostet einen Euro, die dritte zwei und jede weitere Stunde vier Euro – bei einer maximalen Verleihdauer von 120 Stunden. Knapp 97 Prozent aller Fahrten dauern unter einer Stunde – kosten die Radfahrerinnen und Radfahrer also gar nichts. An jeder Station steht ein Online-Terminal zur Anmeldung bzw. Identifikation im System sowie mehrere „Bikeboxen“. An diesen werden die Räder entnommen und wieder zurückgegeben.
Aufgrund dieser Technik ist das Citybike Wien pro Station zwar das teuerste System. Für die Nutzer ist es allerdings sehr günstig und aufgrund des niedrigschwelligen Zugangs äußerst beliebt. So schaffte Wien im Jahr 2007 mit 600 Rädern 336000 Fahrten.

Christian Höller

   
 

DB „Call a Bike“

Wer in deutschen Städten unkompliziert an ein Leihfahrrad kommen möchte, meldet sich beim „Call a Bike“-Service der Bahn an. Die weiß-roten CallBikes stehen in Großstädten wie Köln, Frankfurt, Berlin, München und Stuttgart an Bahnhöfen und an größeren Kreuzungen im Zentrum – dort werden sie auch wieder abgegeben. Seit Beginn dieses Jahres gibt es außerdem „Call a Bike fix“-Stationen an vielen ICE-Bahnhöfen auch in kleineren Städten. Verleih und Rückgabe sind dort nur an den Bahnhöfen möglich. Bis Ende 2009 soll es bundesweit 100 dieser Stationen geben. Für „Call a Bike“ kann man sich telefonisch oder im Internet registrieren. Am praktischs-ten ist es, die Handynummer zu hinterlegen. Jedes CallBike ist durch ein elektronisches Schloss gesichert, das mit einem Zahlencode geöffnet wird. Kunden bekommen den Code nach einem Anruf bei einer am Fahrrad sichtbaren Nummer aufs Handy übermittelt. Ein CallBike kostet acht Cent pro Minute, höchstens jedoch eine Zeitgebühr von neun Euro pro Tag. Wer sich für den Pauschaltarif anmeldet (99 Euro im Jahr, BahnCard-Kunden bekommen Ermäßigung), darf die ersten 30 Minuten kostenlos radeln.

www.callabike.de, Tel.: (0700)05225522

   
 

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