Titel 4/2008

Wissenschaftliche Grundlage

Mit Limit weniger Stau

Es klingt paradox. Doch wenn Autos insgesamt langsamer unterwegs sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass alle
Fahrer schneller ans Ziel kommen.

 
Foto: Marcus Gloger  

Dass der Energieverbrauch und damit auch die CO2-Emissionen eines Pkw mit höherer Geschwindigkeit ansteigen, dürfte mittlerweile allgemein bekannt sein. Der Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und Unfallgeschehen ist in einigen grundlegenden Sachverhalten ebenfalls trivial. In der Öffentlichkeit weniger bekannt ist dagegen, dass die Leistungsfähigkeit der Straßen, zumal der Autobahnen, bei sinkender und gleichmäßiger Geschwindigkeit ansteigt. In der Verkehrsplanung wird dieser Sachverhalt bereits seit Jahrzehnten genutzt, etwa im Zulauf von Autobahnen auf größere Städte oder Ballungsräume. Dort geben Wechselverkehrszeichen bei steigendem Verkehrsaufkommen eine niedrigere Geschwindigkeit vor, um die Straßenkapazität zu erhöhen und den Verkehrsfluss sicherzustellen.

Grundlage ist das sogenannte Fundamentaldiagramm des Verkehrsflusses. Vereinfacht interpretiert sagt es aus, dass die maximale Leistungsfähigkeit eines Fahrstreifens bei Geschwindigkeiten zwischen etwa 60 und 90 km/h und stündlichen Durchsätzen zwischen etwa 1500 und 2200 Fahrzeugen erreicht wird. Im Detail ist der Zusammenhang natürlich nicht so trivial. So bestimmen Faktoren wie Wetter, Helligkeit (Tag/Nacht), Lkw-Anteil, Straßenneigung und -kurvigkeit, ortsüblicher Fahrstil, Anteil ortskundiger Fahrzeuglenker etc. in einem komplexen Wechselspiel die konkreten zeitlich-örtlichen Bedingungen.

Hinzu kommt, dass mit der Geschwindigkeit auch die Breite der Fahrstreifen reduziert werden kann. Auf diese Weise könnte auf vielen Autobahnen ein zusätzlicher Fahrstreifen je Richtung eingerichtet werden, was die Kapazitäten drastisch erhöhen würde. Tempolimits sind daher ein probates Mittel zur Stauminderung.

Dr. Karl Otto Schallaböck

Der Autor ist stellvertretender Leiter der Forschungsgruppe „Zukünftige Energie- und Mobilitätsstrukturen“ im Wuppertal Institut und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des VCD.

   
 

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