Titel 3/2008

Projektstandards

Die Kyoto-Mechanismen

Die Idee von CO2-Ausgleichsmaßnahmen basiert auf dem Kyoto-Protokoll. Kompensationsanbieter greifen auf die darin festgelegten Standards zurück – oder definieren eigene.

 
Foto: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG  
Nicht viel mehr als ein Trostpflaster: Der Gletscher auf der Zugspitze wird auch diesen Sommer wieder abgegdeckt und gegen Sonneneinstrahlung, Regen und Temperaturen in der warmen Jahreszeit geschützt. Geht die Klimaerwärmung weiter, wird er nicht zu halten sein.  

Im Kyoto-Protokoll haben sich 1997 die Industriestaaten verpflichtet, ihre gemeinsamen Emissionen der sechs wichtigsten Treibhausgase – unter anderem Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) – im Zeitraum 2008 bis 2012 um 5,2 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen, können sich die Staaten projektbezogener, flexibler Mechanismen bedienen: des Clean Development Mechanism (CDM) für Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern und der Joint Implementation (JI) für Maßnahmen in Industrie- und Schwellenländern. Dahinter steht das marktwirtschaftliche Prinzip, dass Klimaschutz in anderen Staaten, vor allen Dingen in Entwicklungsländern, günstiger zu haben ist als im eigenen Land. Außerdem soll der CDM dazu dienen, neue Technologien in die Entwicklungsländer zu transferieren und dort eine klimafreundliche Wirtschaft aufzubauen. Die Projekte werden beim CDM-Exekutivrat registriert, einer Behörde der Vereinten Nationen.

Jedoch soll die Möglichkeit, in CDM- und JI-Projekte zu investieren und dafür Emissionsgutschriften zu erhalten, nicht dazu führen, dass Industriestaaten keine eigenen Anstrengungen für mehr Klimaschutz unternehmen. Gemäß Kyoto-Protokoll darf deshalb ein Land seine Reduktionsverpflichtungen nicht ausschließlich dadurch erfüllen, dass es den Treibhausgasausstoß im Ausland senkt.

Prinzip der Kompensation

Den Handel mit Emissionszertifikaten im Rahmen des Kyoto-Protokolls bezeichnet man als regulierten Markt, da er von den Vereinten Nationen kontrolliert und gesteuert wird. Anbieter freiwilliger Klimaschutzabgaben können von diesem Markt Gebrauch machen und ihr Geld CDM-Projekten zugutekommen lassen. Das funktioniert folgendermaßen: Ein Projektbetreiber lässt in einem Gastland beispielsweise einen Windpark bauen oder Großküchen mit Solarkochern ausstatten. Kompensationsanbieter suchen nach solchen Projekten – oder initiieren sie selbst – und investieren dort das Geld, das Unternehmen oder Einzelpersonen an sie gezahlt haben. Eine unabhängige Stelle, beispielsweise der TÜV, überprüft, wie viel Treibhausgase das Projekt einspart. Die UN registrieren das Projekt und geben Emissionsgutschriften an den Betreiber aus.

Freiwillige Projektstandards

Allerdings investieren nicht alle Anbieter in CDM- oder JI-Projekte. Auf dem schnell wachsenden Markt freiwilliger Ausgleichs-maßnahmen haben sich zahlreiche neue Standards entwickelt, anhand derer Betreiber ihre Projekte zertifizieren lassen können. Sie sind nicht im Kyoto-Protokoll definiert und unterliegen keinem einheitlichen Prüfmechanismus – darunter der Voluntary Carbon Standard (VCS), der Chicago Climate Exchange (CCX) oder VER+, entwickelt vom TÜV Süd.

Auf Nummer sicher gehen Verbraucher, wenn sie einen Anbieter wählen, der in CDM-Projekte nach dem sogenannten Gold Standard investiert. Umweltverbände haben den Standard entwickelt. Er soll garantieren, dass die Projekte zur nachhaltigen Entwicklung beitragen. Sie dürfen die lokale Umwelt, die biologische Vielfalt und die Gesundheit der Bevölkerung nicht beeinträchtigen. Außerdem sollen sie Arbeitsplätze in der Region schaffen. Deshalb wird die Bevölkerung an der Projektplanung beteiligt. Seit 2006 existiert der Gold Standard nicht nur auf dem regulierten Markt, sondern auch im Rahmen der freiwilligen Kompensation. 

Kirsten Lange

Infos zu CDM/JI und Gold Standard: www.jiko-bmu.de, www.cdmgoldstandard.org

   
 

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