Reise 3/2008

Reisetipps

Ganz individuell

Nicht jeder mag die gleiche Art von Urlaub – auch wenn alle Wert auf ein ökologisches Angebot legen. Die fairkehr-
Redakteurinnen stellen ihre persönlichen Lieblingsziele vor.

 
  Fotos: Marcus Gloger
   

Einfach Luxus: Uta Linnerts Lieblingsberge sind die Dolomiten. Die fairkehr-Redakteurin übernachtet am liebsten auf Hütten und kehrt bei Bergbauern ein.

Der Baumann-Hof in Ritten oberhalb von Bozen ist ein reiner Familienbetrieb mit klassischer Arbeitsteilung. Hausherr und Sohn kümmern sich um Kühe und Rinder, die Haflingerzucht und den Weinberg. Die Küche gehört den Frauen. Die 81-jährige Großmutter bindet sich schon früh um sechs die Schürze um, die Enkeltochter hilft abends mit. Und Regie führt Amalie Höller. Die resolute Mittfünfzigerin bestimmt, was gekocht und gebacken wird, und kümmert sich um die Vermietung der acht Zimmer.

Auf den Tisch kommt am Baumann-Hof nur, was die Natur zu ihrer Zeit bereithält. Wer im Hochsommer eine Pause vom Wandern unter dem schattigen Walnussbaum vor dem Hof einlegt, kann sich mit fruchtigem Holunderblütensirup in geeistem Wasser aus der Hofquelle erfrischen und mit hausgemachtem Speck stärken. Unter den Obstbäumen stehen Körbe voller duftend gelber Birnen, die darauf warten, eingekocht oder für den Winter getrocknet zu werden. Viele Aprikosen hängen noch prall am Baum, die Erdbeeren sind gepflückt.

Fotos: Marcus Gloger
Drei Generationen kochen am Baumann-Hof gemeinsam – und die Gäste können das Knödelrollen auch lernen.

Großmutter Höller rollt Knödel für die Nachspeise am Abend. Als Hauptspeise soll es Schlutzkrapfen mit Spinat und Ricotta geben, ein typisches Südtiroler Nationalgericht. Die Teigtaschen liegen schon fertig ausgerädelt und gefüllt unter Leinentüchern auf Holzbrettern in der Küche. Der hausgekelterte Wein steht bereit.

Zum Abendessen kehren nicht nur Hausgäste in die holzgetäfelte Stube ein. Die Südtiroler Buschenschänke ist beliebt bei Wanderern, Ausflüglern oder Bozener Bürgern, die sich etwas Besonderes gönnen möchten. Was früher ein typisches Arme-Leute-Essen war, ist im Zeitalter von Dosenbier und Fertigpizza Luxus pur.

Den Katalog „Urlaub auf dem Bauernhof“ gibt es unter www.roterhahn.it oder beim Südtiroler Bauernbund,
K.-M.-Gamper-Straße 5, I-39100 Bozen,
Tel.: (0039) 0471 99 93-25
Baumann-Hof, Fam. Höller
Tel.: (0039) 0471 365206

Einfach Natur: fairkehr-Redakteurin Kirsten Lange sucht im Urlaub Ruhe und Natur. Reisen in Naturschutzgebiete findet sie in mehrfacher Hinsicht ökologisch.

Der ominöse Paarungsruf, der bei diesen Vögeln die Stelle des Gesangs vertritt, ist ein furchtbares Gebrüll“, heißt es schon in Friedrich Naumanns „Naturgeschichte der Vögel“ von 1886. Der Ruf der unscheinbaren Rohrdommel-Männchen im Rambower Moor trägt fünf Kilometer weit und klingt, als ob jemand über die Öffnung einer leeren Weinflasche bläst. Die kugeligen hellbräunlichen Vögel sind selten geworden in Deutschland. Doch im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe hören und sehen Besucher den „Moorochsen“ noch.

In der auf 400 Kilometern geschützten Flusslandschaft im Nordosten Deutschlands kommt Wanderern, Spaziergängern und Radfahrern die Tier- und Pflanzenwelt nah. Bis zu 500 Weißstörche ziehen jedes Frühjahr in die Region, Elbebiber und Seeadler leben in den letzten geschützten Auenwäldern, bis zu 30 Meter hohe Binnendünen erheben sich am Elbufer.

Das UNESCO-Biosphärenreservat ist eines von mittlerweile 17 Zielen im Rahmen von „Fahrtziel Natur“. Mit diesem Projekt wollen die Deutsche Bahn und die Umweltverbände WWF, Nabu, BUND und VCD Naturschutzgebiete vom Wattenmeer bis zu den Alpen bekannter machen und umweltfreundlichen Tourismus fördern. Jährlich kommen neue Destinationen hinzu.

 

 
  Foto: Istockphoto
   

Urlaub in „Fahrziel Natur“-Gebieten ist in mehrfacher Hinsicht ökologisch. Die Anreise sollte natürlich mit Bus und Bahn erfolgen. Auf der Website von „Fahrtziel Natur“ finden sich Links zur DB-Buchungsplattform, der gewählte Ausflugsort ist dort bereits hinterlegt. In den Schutzgebieten können sich Reisende weitgehend emissionsfrei fortbewegen: mit Bussen, Booten, Fahrrädern oder zu Fuß. Indem die Besucher in familiär geführten Unterkünften übernachten, regionale Küche kosten oder Handwerksprodukte von vor Ort kaufen, unterstützen sie eine lokal ausgerichtete Wirtschaftsweise. Außerdem können Reisen in Schutzgebiete zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen: Wer die Tier- und Pflanzenwelt seiner Heimat erst einmal kennengelernt hat, versteht hoffentlich besser, warum es sich lohnt, sie zu schützen.

Mehr Infos über Anreise, Unterkünfte, Wander- und Kulturangebote im Elbtal unter: www.elbtalaue-wendland.de, www.elbetal-mv.de
Alle Zielregionen im Überblick: www.fahrtziel-natur.de

Einfach drauf los: Schlafsack und Zelt einpacken und zu Fuß losziehen: Das ist aufregend und ökologischer als zu Hause bleiben, findet fairkehr-Redakteurin Regine Gwinner.

Der Abend ist schnell kalt geworden – zu kalt für den Rotwein, der es gerade mal auf zwölf Grad Zelttemperatur bringt. Zu kalt auch für alles andere, was man draußen tun könnte. Daher verteilt sich die Familie schon bei Einbruch der Dämmerung auf die Zelte. Im Kinderzelt wird noch lange gekichert. Die Erwachsenen bringen es schon nach wenigen Urlaubstagen auf zwölf Stunden Schlaf pro Nacht. Erholsam ist das! Und – ohne Strom und Wellnessbereich – nebenbei auch ökologisch.

Tagsüber geht es dafür sportlich zu. Nach dem Frühstück verschwindet die kleine Zeltstadt im Rucksack – ein Wunder, dass 50 Quadratmeter Chaos sich so klein zusammenpacken lassen. Dann geht es los – jeden Tag ein Stück weiter auf dem langen Weg. Der führt aus Motivationsgründen in der Regel ans Meer, zur Oma oder zu netten Freunden. Schön ist es fast überall und Abenteuer warten an jeder Ecke.

Wenn der Weg langweilig oder die Beine müde werden, hilft die Bahn weiter. Und bei Regenwetter oder wichtigen Fußballspielen wird gerne auch mal im Hotel übernachtet. Was dann das Schönste ist? Eine heiße Dusche und danach ein wohltemperiertes Glas Biowein.

Deutschlands schönste Fernwanderwege zur beliebigen Kombination gibt es unter www.wanderbares-deutschland.de.

   
 

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