Magazin 2/2008

Erschienen

Lebe wild und emissionsfrei! So lautet das taufrische Motto von Peter Unfried, dem stellvertretenden Chefredakteur der Tageszeitung taz und Bruder des neuen fairkehr-Kolumnisten Martin Unfried (siehe S. 46). Martin Unfried war es, der aus seinem Bruder Peter, dem Klima-Saulus, einen Öko-Paulus machte – er und der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore. Über diese wundersame Wandlung hat Peter Unfried ein Buch geschrieben: „Öko“.

Unfried war ein gedankenloser Hedonist, der Ökos verachtete. Schließlich wollte er sein Leben genießen, die Anderen taten es doch auch! Bis er eines Tages im Sommer 2006 den schicksalhaften Entschluss fasste, ins Kino zu gehen. In der Nachmittagsvorstellung des Gore’schen Dokumentarstreifens „Eine unbequeme Wahrheit“ machte es Klick und Peter Unfried hatte plötzlich ein Umwelt-Gewissen. Nicht, dass er vorher nichts von Treibhauseffekt, Klimakatastrophe und CO2-Fußabdruck gehört hatte. Schließlich lag sein ökologisch hundertprozentiger Bruder ihm schon seit Jahren mit diesen Themen in den Ohren und hatte ihn sogar gezwungen, sich ein Drei-Liter-Auto für seine vierköpfige Familie zu kaufen. Doch bislang hatte Unfried die mahnenden Worte seines Bruders in der Regel ungnädig ignoriert.

In „Öko“ schildert der Berliner Journalist seinen ganz persönlichen Werdegang als bewuss-ter Konsument auf unterhaltsame Weise. Er beschreibt die misstrauischen Fragen seiner Bekannten: „Wirst du jetzt wirklich Öko?!“, erklärt, warum Ökostrom-Gitarren besser klingen, und geht der Frage nach, ob man fremdgehen darf, wenn man hinterher kompensiert. Außerdem beschäftigen ihn der Hass auf Prius-Fahrer, die fehlenden Öko-Promis in Deutschland und der Lifestyle of Health and Sustainability (Lohas).

Neben amüsanten Anekdoten aus Unfrieds (Familien-)Leben erfahren die Leserinnen und Leser, was sie selbst tun können, um die Welt, wenn schon nicht zu retten, dann doch ein Stückchen besser zu machen. Peter Unfried geht alle Lebensbereiche durch: Autos und Urlaubsreisen, Elektrogeräte und Ökostrom, Essen und Hausdämmung. Zahlreiche Protagonisten aus der Umweltszene kommen zu Wort – auch Bruder Martin darf gerechterweise seine Meinung zur Bekehrung des engen Familienangehörigen kundtun.

Bei der Lektüre wird klar: Klimaschutz muss nicht immer eine bierernste Angelegenheit sein, es darf auch mal gelacht werden. „Ich wollte einen Ton finden, der die Leute erreicht, die sich noch nicht mit den Themen bewusster Konsum und Klimawandel beschäftigt haben – ohne jene zu vergrätzen, die sich damit bereits bestens auskennen“, sagt Peter Unfried. „Ich wollte nichts miesmachen, nicht einfach unsinnig die »Weltrettung« propagieren. Aber eben auch nicht so kompliziert werden, wie die Sache nun mal leider ist.“ Dieses Kunststück ist Unfried gelungen.

Peter Unfried: Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich. DuMont Buchverlag 2008, 239 S., 14,90 Euro.
Mehr Infos: www.oekosex.com

   
 

Was? Im Herbst 2006 veranstalteten die Heinrich-Böll-Stiftung und das Wuppertal Institut den Klimakongress „KyotoPlus“. In dem Buch „Wege aus der Klimafalle“ sind einzelne Konferenz-Beiträge veröffentlicht, die die drei Grundpfeiler einer zukünftigen Klimapolitik aufzeigen: neue Klimaschutzziele für die einzelnen Länder der Welt, neue Strategien, um diese Ziele umzusetzen, neue Technologien und neue Allianzen innerhalb der Umweltbewegung.

Weshalb? Um den Temperaturanstieg auf der Erde auf die entscheidenden zwei Grad Celsius zu begrenzen und damit die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandelns zu verhindern, bedarf es mehr, als das Kyoto-Protokoll vorgibt. Die Beiträge in dem Buch erläutern und diskutieren dieses „Mehr“.

Für wen? Für alle, die wissen wollen, wie die Welt noch zu retten wäre.

Hermann E. Ott und Heinrich Böll Stiftung (Hg.): Wege aus der Klimafalle. Neue Ziele, neue Allianzen, neue Technologien – was eine zukünftige Klimapolitik leisten muss. oekom Verlag 2008, 230 S., 19,90 Euro.

Mehr Infos:
www.kyotoplus.org

   
 

Was? Der „Atlas der Globalisierung“ von Le Monde diplomatique ist in einer Spezialausgabe zum Thema Klima erschienen. In zwei Teilen stellt das Werk im
DIN A4-Format zum einen Ursachen und Folgen des Klimawandels vor und trägt zum anderen Lösungsansätze aus der ganzen Welt zusammen. Anschauliche aktuelle Karten und Schaubilder sowie weiterführende Links machen aus dem Klimaatlas ein ansprechendes Nachschlage- und Lesewerk.

Weshalb? Der Klimawandel betrifft die ganze Welt und er hat viele Gesichter. Das macht der neue „Atlas der Globalisierung“ anhand eindrücklicher Beispiele deutlich: Er beschreibt die Entstehung des Wetterphänomens El Niño, erzählt vom Kartoffelanbau in Grönland und vom drohenden Wassermangel in Palästina. Viele beunruhigende Zusammenhänge kann man nicht oft genug vor Augen geführt bekommen.

Für wen? Für alle, die gut verständliche und ansprechend aufbereitete Informationen über den Klimawandel suchen und wie er die verschiedenen Erdteile und Lebensbereiche verändern wird.

Le Monde diplomatique: Atlas der Globalisierung spezial – Klima. taz Verlag 2008, 96 Seiten, 10 Euro.

Bestellen: www.monde-diplomatique.de/pm/.atlas3

   
 

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