Politik 5/2007

Kaufberatung

Bessere Transporter braucht das Land

„Für freie Fahrt in den Städten“ ist das Motto der neuen VCD-Kaufberatung. In der Broschüre „Welcher Transporter soll es sein?“ stellt der VCD Modelle vor, die auch künftig in Umweltzonen unterwegs sein dürfen. Das Projekt wird gefördert vom Bundesumweltministerium.

 

Fotos (3): Marcus Gloger

Frank Oxenfart ist selbständiger Heizungs- und Installateurmeister in Bonn. Letztes Jahr hat er sich einen Euro4-Diesel gekauft – ohne Partikelfilter, weil es den nicht gab. Da er im Jahr etwa 15000 Kilometer fährt, würde sich ein Erdgas-Transporter lohnen: Der Kraftstoff ist günstig und der Kauf wird finanziell gefördert. Damit täte Oxenfart sowohl der Umwelt als auch seinem Geschäftskonto einen Gefallen.
Handwerkern wie Frank Oxenfart sowie vier weiteren Nutzergruppen empfiehlt der VCD in seiner Broschüre „Welcher Transporter soll es sein?“ passende Modelle, die ökologisch und wirtschaftlich die beste Wahl sind. Handwerker, Kurierdienste oder Lebensmittelhändler transportieren selten tonnenschweres Gut. Deshalb sind sie in der Regel mit leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht unterwegs. Diese stellen etwa 80 Prozent der Nutzfahrzeuge in Deutschland.

Das VCD-Projektteam analysierte genauestens die Anforderungen, die ein Transporter im täglichen Einsatz erfüllen muss. Um das optimale Fahrzeug für jeden Einsatzzweck zu finden, bildeten die Projektmitarbeiter fünf Nutzergruppen und suchten passende Fahrzeuge: für Handwerker, Stadtkuriere, Gartenbaubetriebe, Einzelhändler und Fahrdienste als Beispiel für die Personenbeförderung. Das Team überprüfte zum einen konkrete Fahrzeugeigenschaften wie Größe, Aufbauart, Nutzlast und Laderaumvolumen, zum anderen standen bei den Empfehlungen die Faktoren Kaufpreis, Kraftstoffverbrauch, Schadstoffausstoß und Fahrlärm im Vordergrund.

Ergebnis der Untersuchung: „In vielen Fällen ist ein Erdgasantrieb oder ein Benziner ökonomisch und ökologisch die beste Alternative“, sagt Michael Müller, Verkehrsreferent beim VCD und einer der Autoren der Kaufberatung. „Fährt ein Transporter weniger als 10000 Kilometer im Jahr, ist ein Benzinantrieb die ideale Lösung. Bei höheren Laufleistungen ist der saubere und günstige Kraftstoff Erdgas die beste Wahl.“

Schutz vor Fahrverboten

Hält ein Betrieb seine Transporterflotte umwelttechnisch auf dem aktuellen Stand, verschafft er sich Wettbewerbsvorteile. „Ab Januar 2008 richten voraussichtlich zwölf Städte Umweltzonen ein, in denen Fahrzeuge mit schlechten Abgaswerten nicht mehr fahren dürfen“, erklärt Hermann-Josef Vogt vom VCD-Bundesvorstand. „Von den etwa zwei Millionen Transportern in Deutschland bekommen mehr als 40 Prozent keine Schadstoffplakette. Die ist aber Voraussetzung für das Befahren von Umweltzonen.“

Kurierdienstfahrer brauchen geräumige und gleichzeitig wendige Transporter. Ein bisschen Komfort in der Fahrerkabine muss auch sein: Schließlich ist sie der Arbeitsplatz.

 

Grund genug für Unternehmerinnen und Unternehmer, ihre Flotte auf umweltschonende Fahrzeuge umzustellen. Zumal viele Städte ihre Bestimmungen ab 2010 noch verschärfen müssen, wenn ein strenger EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid in Kraft tritt. Da Dieselfahrzeuge viel mehr Stickoxide ausstoßen als Autos mit Ottomotor – also Benziner und Erdgasfahrzeuge – sind sie von Fahrverboten besonders betroffen. „Je länger Unternehmer ihren Transporter nutzen, desto wichtiger ist bei der Investitionsentscheidung ein niedriger Schadstoffausstoß“, betont Michael Müller. „Wer heute nur knapp die gesetzlichen Bestimmungen erfüllt, muss sein Fahrzeug demnächst vielleicht schon stehen lassen.“

Leider haben die Hersteller zu wenige Fahrzeuge mit umweltfreundlichen Antrieben im Angebot. So gibt es bei den kleinen Stadtlieferwagen zwar eine akzeptable Auswahl an Erdgasfahrzeugen, beispielsweise von Fiat, Opel oder VW. „Bei den größeren Transportern ist zurzeit jedoch nur der Iveco Daily mit Erdgasantrieb eine Alternative“, sagt Müller. „Erst ab Mitte 2008 wird das Angebot in dem Segment besser, wenn Mercedes-Benz und Fiat ihre neuen Modelle des Sprinter bzw. des Ducato wieder als Erdgasvariante anbieten.“

Da Transporter vor allem in der Stadt fahren, ist ein niedriger Innerorts-Verbrauch wichtig. Als innovatives Beispiel nennt der VCD die Start-Stopp-Automatik im Mercedes Sprinter, die beim Spritsparen hilft. Sobald der Transporter an einer Ampel zum Stehen kommt, schaltet sich der Motor ab. Berührt der Fahrer die Kupplung, springt die Maschine von allein wieder an. Werksangaben zufolge verbraucht der Wagen damit im Stadtverkehr bis zu acht Prozent weniger. Auch ein automatisiertes Schaltgetriebe hilft beim Spritsparen. Es ist bei einigen Opel-, Renault- und VW-Transportern wahlweise erhältlich.

Nachrüsten ist keine Lösung

Bislang fahren mehr als 90 Prozent aller Transporter mit Diesel und belasten die Stadtluft mit Feinstaub. Ein Rußpartikelfilter ist zurzeit noch die Ausnahme: Nur wenige Modelle werden damit serienmäßig oder optional ab Werk ausgestattet. In der Nachrüstung von Partikelfiltern sieht der VCD keine dauerhafte Lösung. „Der nachträgliche Einbau von Rußfiltern ist teuer und nicht bei allen älteren Modellen möglich“, erklärt Müller. „Es gibt nach wie vor keine Partikelfilterförderung für Nutzfahrzeuge. Außerdem hat die Politik noch nicht beschlossen, welche Schadstoffminderung ein Transporter überhaupt erfüllen muss, damit er in Umweltzonen einfahren darf.“ Hinzu kommt, dass in der Regel sogenannte offene Filter nachgerüstet werden, die weniger Partikel zurückhalten als die geschlossenen Systeme in Neufahrzeugen. Nachrüstfilter böten deshalb keine dauerhafte Gewähr für freie Fahrt in den Städten, so Müller.

Die VCD-Kaufberatung wurde vom Bundesumweltministerium gefördert. Das Ministerium will Handwerkern und Gewerbetreibenden bei der Erneuerung ihres Fuhrparks helfen. So unterstützt der Bund auf Initiative von Umweltminister Sigmar Gabriel den Kauf umweltfreundlicher Nutzfahrzeuge bis zu zwölf Tonnen zulässiges Gesamtgewicht im Rahmen des sogenannten ERP-Umwelt- und Energiesparprogramms: Die KfW-Förderbank gibt Kredite oder Zuschüsse für Fahrzeuge, die mindestens die neue Abgasnorm Euro 5 erfüllen. Diesel müssen über einen geschlossenen Rußfilter und über eine Technik zur Reduzierung von Stickoxiden verfügen.

Hilfe beim Sparen

„Wer sich einen Überblick über die derzeit am Markt verfügbaren umweltfreundlichen leichten Nutzfahrzeuge verschaffen will, kann dies mit der VCD-Kaufberatung tun“, sagt Ministeriumssprecher Michael Schroeren. „Der VCD zeigt auf, mit welchen Fahrzeugen Unternehmen auch langfristig in Umweltzonen fahren dürfen.“

Personentransporter für Pflegeeinrichtungen sollten über einen bequemen Einstieg und komfortable Sitze verfügen. Das Fahrzeug muss sicher und günstig sein, denn die Einrichtungen stehen in einem harten wirtschaftlichen Wettbewerb.

In der Broschüre „Welcher Transporter soll es sein?“ und auf der dazugehörigen Internetseite klärt der VCD auch über die Vor- und Nachteile alternativer Antriebe und Kraftstoffe auf. So sind Biodiesel und Pflanzenöl weder aus Umwelt- noch aus Kostensicht eine Alternative. Neufahrzeuge mit moderner Filtertechnik dürfen diese Kraftstoffe überdies nicht tanken. Der VCD erklärt außerdem, an welchen Stellschrauben Betriebe drehen können, um weitere Mobilitätskosten zu sparen. „Wir wollen, dass Unternehmer sich beim Transporterkauf für das Beste entscheiden – aus Umweltsicht und vom wirtschaftlichen Standpunkt aus“, fasst VCD-Verkehrsreferent Michael Müller zusammen. „Uns ist wichtig, dass sie auch noch in den kommenden Jahren freie Fahrt in den Städten haben.“

Mit der Transporter-Kaufberatung erweitert der VCD sein Informationsangebot zum Thema Autokauf. Bereits im April ist die ebenfalls vom Bundesumweltministerium geförderte Broschüre „Welches Auto soll es sein?“ erschienen (siehe fairkehr 2/2007). Darin empfiehlt der VCD Privatkäuferinnen und -käufern Pkw-Modelle, die Umwelt und Geldbeutel schonen.

Kirsten Lange

Mehr Infos zum Thema Transporter- und Autokauf sowie Download der Broschüren: www.besser-autokaufen.de

Die Broschüren gibt es auch beim
VCD-Versandservice,
Heinrich-Sommer-Straße 13,
59939 Olsberg,
Tel.: (02962) 845865, oder im VCD-Online-Shop: www.vcd.org/shop
-> Auto und Straßenverkehr.

Versandkostenpauschale: 2,55 Euro.

   
 

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