Titel 4/2007

10 Jahre forum anders Reisen

„Es wird viel diskutiert“

Der alternative Reiseveranstalterverband forum anders reisen feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Obwohl das „forum“ viel mehr Mitglieder hat als zu Gründungszeiten, sind die großen Themen und Diskussionen unter den Veranstaltern die gleichen geblieben.

Foto: www.forumandersreisen.de/Rucksack Rei
Spezialisten auf ihrem Reisegebiet sind die Reiseanbieter des alternativen Veranstalterverbands forum anders reisen.

Man kann sich darüber streiten, ob eine Flugreise auf die Kanaren ökologisch ist, ob soziale Kriterien bei einer „guten“ Reise wichtiger sind als der Klimaschutz und ob große Reiseveranstalter per se nicht sozialverträglich arbeiten können. Und das machen die Mitglieder des forums anders reisen auch: Sie streiten um ihre Ideale und Inhalte, seit zehn Jahren – beherzt, leidenschaftlich und immer wieder mit viel Humor. Inzwischen umfasst der Verband, der mit zwölf Gründungsmitgliedern startete, über 140 Mitgliedsunternehmen. „Davon sind immer noch die meisten sehr, sehr klein“, sagt Vorstandsvorsitzender Roland Streicher, „echte One-Man- oder One-Woman-Shows.“ Diese Veranstalter treibt heute das gleiche Anliegen wie vor zehn Jahren: Sie sind selbst zu klein, um die immer teurer werdenden Kataloge und Messeauftritte zu finanzieren. Außerdem fehlen gerade denen, die selbst ihre Reisen leiten, die personellen Kapazitäten, um nebenher noch Öffentlichkeitsarbeit zu machen, rechtliche Informationen einzuholen oder wichtige Kontakte zu pflegen. Diese Aufgaben übernimmt das forum anders reisen für sie.

„Das Ökothema ist total in“

Roland Streicher bedauert allerdings, dass nicht mehr mittelständische Reiseunternehmen den Schritt ins forum wagen. Nachdem Ökoreisen nicht mehr mit Verzicht, sondern mit Qualität und gutem Gewissen in Verbindung gebracht werden, würde dem forum eine stärkere Marktdurchdringung anstehen. „Das Ökothema ist total in“, sagt Streicher. „Es ist längst ein Türöffner bei den Kunden und kein Nachteil, vor allem zu Zeiten des Klimawandels.“

Die inhaltlichen Themen, die die Mitglieder des alternativen Veranstalterverbandes bewegen, sind über die Jahre mehr oder weniger die gleichen geblieben: „Ich bin sofort beigetreten, als ich gehört habe, dass es einen Ökoverband für kleine alternative Reiseveranstalter gibt“, erzählt Reiseveranstalter Erwin Aschenbrenner. „Ich erinnere mich noch an die erste Versammlung, die ich besucht habe. Da hat man schon gemerkt, dass viel diskutiert wird. Die Themen, die jetzt strittig sind, standen auch damals schon auf der Tagesordnung.“

So einig man sich im gemeinsamen Engagement für eine bessere Reisewelt ist, so beharrlich gehen die Interessen der Reiseveranstalter auseinander, wenn es ums Fliegen und den Klimaschutz geht. Wer wie Aschenbrenner hauptsächlich Reisen ins benachbarte Europa anbietet, kann aufs Fliegen verzichten. Reiseveranstalter, die sich auf Projekttourismus in Lateinamerika spezialisiert haben, wehren sich gegen eine zu starke Bewertung des Fluges bei den Gesamtkriterien einer Reise.

Hier wird dem forum auch in den nächsten zehn Jahren der Stoff für Diskussionen nicht ausgehen. Regine Gwinner

Infos und Kriterienkatalog:
www.forumandersreisen.de

   
 

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