Politik 4/2007

Kampf gegen streckenEntwidmung

Für Bahn und Fahrrad

Mehrere Kommunen wollen die stillgelegte Ilztalbahn zwischen Passau und Freyung zu einem Radweg umbauen. Umweltverbände kämpfen für eine Wiederbelebung der Strecke.

 

 
  Foto: josef gais
  Die Kachletbrücke in Passau ist nach dem Augusthochwasser 2002 geprüft und für einwandfrei befunden worden.

Im Grunde haben haben die Ilztalbahn-Befürworter gewonnen. Die Strecke zwischen Passau und Freyung durch das Naturschutzgebiet Ilztal darf nicht entwidmet werden, entschied das Eisenbahnbundesamt (EBA) im Juli und lehnte damit einen Antrag der Deutschen Bahn ab. Sie will die seit April 2005 stillgelegte Trasse loswerden. Eigentlich sollten davon die Kommunen entlang der Strecke profitieren, die die Gleise herausreißen lassen und einen Radweg bauen wollen. Durch den Beschluss des EBA ist das hinfällig geworden.

Bernd Sluka vom VCD Bayern freut sich darüber. Seit 2005 engagieren sich der VCD-Landesverband und der Kreisverband Passau/Freyung-Grafenau im Förderverein Ilztalbahn, der sich für eine Reaktivierung der Strecke einsetzt. Ihm gehören auch Vertreter von „Pro Bahn“ und dem Bund Naturschutz an. „Wir sind nicht gegen einen Radweg“, betont Sluka. „Aber wir sind für die Bahn. Bahn und Bike könnten sich im Ilztal hervorragend ergänzen.“

Regelmäßigen Personenverkehr gibt es auf der Nebenbahnstrecke durchs Ilztal seit 1982 nicht mehr. Allerdings rollten noch bis vor fünf Jahren Sonderzüge für Touristen und Güterverkehr über die Schienen. Unter anderem transportierte die Bundeswehr Panzer zum damaligen Stützpunkt in Freyung. Bis ein Hochwasser 2002 die Gleise an zwei Stellen unterspülte. Die Kommunen an der Strecke gaben daraufhin ihre Bemühungen auf, wieder einen regelmäßigen Personenverkehr zu installieren und setzten sich stattdessen für den Radweg ein. Der würde sieben Millionen Euro kosten und zu 80 Prozent mit EU- und Landesgeldern bezuschusst.

Die Ende 2006 vom Förderverein Ilztalbahn gegründete Ilztalbahn GmbH (ITB) hat andere Pläne. Zusammen mit der Rhein-Sieg-Eisenbahn, die als Infrastrukturunternehmen die erforderlichen Genehmigungen besitzt, will die ITB die Bahnstrecke betreiben. Drei weitere Unternehmen und zwei Vereine, darunter der VCD Passau, kündigten an, auf den Gleisen zwischen Passau und Freyung Güter zu transportieren und Touristikzüge fahren zu lassen. Langfristig sieht das Betriebskonzept der ITB vor, dass wieder regelmäßig Personenzüge rollen. Das Konzept hat das Eisenbahnbundesamt anscheinend überzeugt. Die Behörde stellte fest, dass ein aktuelles Verkehrsbedürfnis an der Strecke bestehe und eine langfristige Nutzung der Infrastruktur zu erwarten sei.

Bahn wesentlich günstiger

750000 Euro plant die ITB für die Wiederherstellung der Strecke ein. Der geplante Güter- und Tourismusverkehr soll die jährlichen Betriebskosten decken. Gegner der Bahnpläne aus den Kommunen bezweifeln, dass diese Rechnung aufgeht. Sie verweisen auf die Zahlen der DB. Die beziffert die Kosten für die Inbetriebnahme auf knapp sieben Millionen, den Streckenunterhalt auf jährlich 750000 Euro. Bernd Sluka hält die Zahlen für falsch. Die Strecke sei in keinem so schlechten Zustand. „Die Deutsche Bahn selbst hat in ihrem Entwidmungsantrag geschrieben, Gleise, Weichen, Bahnsteige, Übergänge, Brücken und Tunnels seien weitgehend funktionstüchtig“, sagt Sluka. „Ein Gutachten im Auftrag der Iltzalbahn GmbH hat das in diesem Jahr bestätigt.“

 
  Foto: Hermann Schoyerer
  Licht am Ende des Tunnels: Auf der Ilztalbahn könnten bald schon wieder Züge rollen.

Der Ball liegt jetzt beim Bayerischen Wirtschaftsministerium, das der Rhein-Sieg-Eisenbahn die Betriebsgenehmigung erteilen muss. Außerdem müssen sich ITB und Deutsche Bahn als Eigentümerin der Strecke Passau-Freyung über Pacht oder Kauf der Trasse einigen. „Eine Ilztalbahn in Betrieb bringt der DB auf Dauer mehr Profit als ein einmaliges Grundstücksgeschäft“, sagt Thomas Schempf, zweiter Geschäftsführer der ITB. „Ich hoffe, die Verantwortlichen erkennen das.“

Nach der Streckenübernahme sollen innerhalb eines Jahres wieder Züge rollen. Außerdem werden die Bahnbefürworter Pläne ausarbeiten für ein Radwegenetz im Ilztal, das Bahn und Fahrrad verknüpft.

Kirsten Lange

www.ilztalbahn.net
www.ilztalbahn-gmbh.de

   
 

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