Das Gegenbeispiel ist die wahrscheinlich beste Staatsbahn der Welt, die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Die Philosophie ist einfach mit dem Prinzip „S-Bahn Schweiz“ beschrieben. Mit maximal 160 Kilometern in der Stunde bewegen sich die Schweizer von Knotenbahnhof zu Knotenbahnhof, wo dann vertaktet der Umstieg in fast alle Richtungen möglich ist. Hier geht Systemgeschwindigkeit vor Streckenbeschleunigung. Der Lohn der Schweizer für ihre geliebte Bahn: Über zwei Millionen fahren mit dem Halbpreis-Pass herum und knapp 400000 mit der Netzkarte. Auf deutsche Verhältnisse übertragen wären das 25 Millionen BahnCards 50 – unvorstellbar.
In der Schweiz ist die gute Bahn das Ergebnis ganz klarer politischer Entscheidung, immer wieder bestätigt durch Volksabstimmungen. In Frankreich ist die Konzentration auf das kleine Hochgeschwindigkeitsnetz ebenfalls politisch gewollt. In Deutschland, so scheint es derzeit, will die Politik mit der Bahn nur etwas zu tun haben, wenn sie Geld oder Ruhm durch Großprojekte verheißt. So zu beobachten bei Stuttgart 21 oder bei der Verteidigung der Regionalisierungsmittel durch die Länder. Der Bund scheint zu glauben, mit dem Börsengang der Bahn könnte er gleich auch die Kosten des Verkehrsträgers Bahn privatisieren.
Diese Rechnung wird nicht aufgehen. Wer verkehrspolitisch dem Klimawandel begegnen will, darf den Einfluss auf die Bahn nicht preisgeben. Man darf Mehdorn nicht mit der Bahn allein lassen, wir brauchen sie noch.
Schöne Bahnfahrten wünscht Ihnen
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