Titel 2/2007

Welches Auto soll es sein?

CO2-Grenzwert, Umweltzone, Feinstaub – die Verunsicherung beim Autokauf ist groß. Welches Auto ist ein Klimakiller? Ist ein Diesel per se umweltfreundlich? Mit welchem Auto darf ich in die Umweltzone einfahren? Muss ein Hybrid an die Steckdose? Der VCD beantwortet all diese Fragen in einem vom Bundesumweltministerium geförderten Projekt.

„Man kann die Deutschen nicht zu einem Volk von Kleinwagenfahrern degradieren“, beschwor der bayerische Wirtschaftsminister Erwin Huber die Urängste eines jeden Großlimousinenlenkers. Jedes Hybridauto, jeder Daihatsu, Fiat oder Peugeot also ein terroristischer Anschlag auf den Stolz des Technologielandes Deutschland – die Automobilindustrie.

Automobiler Nationalismus ist fehl am Platze. Dem Klima ist es egal, ob ein Auto in Deutschland, Frankreich oder Japan gebaut ist. Es hilft einerseits nur die nüchterne Analyse. Welche Autos sind von ihren Schadstoffemissionen und von ihrem Verbrauch her betrachtet zukunftsfähig und welche nicht? Andererseits kauft kaum jemand ein Auto nur mit dem Kopf. Ein Auto muss gut aussehen, einen bestimmten Lebensstil abbilden, es ist Statussymbol und Ich-Verstärker.

Der VCD hat sich der Aufgabe gestellt, Umweltwerte und Käufergruppen zusammenzuführen. Ein um Status bemühter Mensch wird keinen Opel Corsa kaufen, ein Sportwagenfahrer keinen VW Passat Diesel. Für einen Stadtmenschen ist ein Toyota Prius zu teuer und zu groß, für eine Familie bietet ein Kleinwagen wie der Daihatsu Cuore zu wenig Platz und für pragmatische Käufer ist ein Jaguar unnötiger Luxus.

Der VCD hat im Auftrag des Bundesumweltministeriums die aktuelle Modellpalette untersucht und dabei die Wünsche der verschiedenen Käufertypen berücksichtigt. Möglichst schadstoffarm, möglichst klimaschonend und möglichst günstig in Anschaffung und Betrieb sollten die Autos sein. Außerdem sollte am Ende eine konkrete Kaufempfehlung stehen. Prototypen, die nur in den Forschungsabteilungen der Autohersteller existieren, beim Händler um die Ecke aber nicht zu kaufen sind, kamen nicht in Frage. Die Ergebnisse hat der VCD in Form einer Kaufberatungsbroschüre veröffentlicht und ins Internet gestellt.

Wer ausgereifte Technik und flächendeckende Verfügbarkeit von Kraftstoff und Service will, für den gibt es derzeit nur Diesel, Erdgas und Benzin. Kritiker werden bemängeln, dass alle drei Treibstoffe fossilen Ursprungs sind. Alternative Kraftstoffe und Antriebskonzepte sind jedoch noch nicht marktreif und umwelttechnisch mit großen Fragezeichen versehen. Biodiesel beispielsweise ist nur in der Theorie CO2-neutral. Der Anbau, das Düngen und die Produktion heben den CO2-Vorteil gegenüber fossilem Diesel zu einem Großteil auf. Außerdem darf ein Auto mit geschlossenem Partikelfilter keinen Biodiesel tanken und beim Verbrennen von Biodiesel entstehen mehr Stickoxide als bei herkömmlichem Diesel. Deshalb empfiehlt der VCD Biodiesel nicht.

Einige Autohersteller setzen in der aktuellen Klimadebatte auf Bioethanol – Alkohol, der aus Energiepflanzen in Europa oder aus Zuckerrohr und Palmöl in Südamerika und Asien hergestellt wird. Hierzulande wirft der Anbau von Energiepflanzen die Frage auf, bis zu welchem Grad Monokulturen die bessere Alternative zum Verbrennen fossiler Brennstoffe sind. In Ländern der sogenannten Dritten Welt tritt der Tank unserer Autos in Konkurrenz zur Nahrungsmittelversorgung der Einwohner. Deshalb und weil es in Deutschland insgesamt nur rund 60 Bioethanol-Tankstellen gibt, ist dieser Kraftstoff keine geeignete Alternative.

Für seine Autokauf-Beratung hat der VCD für jede der fünf Zielgruppen einen CO2-Grenzwert festgelegt. Er reicht von 160 Gramm CO2 pro Kilometer bei Status- und Sportlerautos bis zu 120 Gramm beim Stadtmenschen. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß aller 25 empfohlenen Wagen liegt bei 131 Gramm pro Kilometer. Das zeigt: Ein Flottengrenzwert, wie ihn die EU verbindlich festlegen will, ist mit auf dem Markt vorhandenen Autos bereits heute möglich. Die Palette der Empfehlungen reicht vom neuen Fiat Panda mit Erdgasantrieb über den Polo BlueMotion mit Dieselmotor, den Opel Astra Caravan mit Benzinmotor und den Toyota Prius Hybrid bis hin zum Jaguar X-Type. Der Jaguar bleibt mit 159 Gramm CO2 tatsächlich unter dem VCD-Grenzwert im Statussegment. Zum Vergleich: Ein Audi Q7 3.0 TDI belastet das Klima mit 282 Gramm pro Kilometer.

Wer also ein umweltfreundliches Auto kaufen will, verzichtet keineswegs auf Beinfreiheit oder Laderaum. Erwin Huber sei die Probefahrt mit einem Hybridauto empfohlen. Besonders auffällig ist die Stille, mit der sich diese Wagen bewegen. In unseren lauten Zeiten durchaus eine Tugend.

Michael Adler

Mehr Infos und Download der Autokauf-Broschüre: www.besser-autokaufen.de

Die Broschüre gibt es auch zusammen mit der aktuellen
VCD Auto-Umweltliste beim VCD-Versandservice, Heinrich-Sommer-Straße 13, 59939 Olsberg, Tel.: (02962) 845865,
Versandkostenpauschale: 5 Euro.

   
 

Carolin Koch (27):

„Klein und wendig muss er sein und in jede Parklücke passen.“

 

Carolin Koch ist gelernte Europasekretärin und bei einem international tätigen Unternehmen die rechte Hand des Einkaufsleiters. Während ihrer Ausbildung hat sie einige Zeit in Dublin und in Paris gelebt. Sie liebt das Großstadtleben, die Hektik, die vielen Menschen und auch das Gewühle auf den vollen Straßen der Metropolen. Ihr Auto muss vor allem klein und wendig sein und in jede Parklücke passen. Carolin ist ständig auf Achse und betreibt ihr Auto quasi als mobile Zweitwohnung. So ist ihr „kleiner Freund“ auch sichtbarer Ausdruck ihrer Persönlichkeit und muss entsprechend süß aussehen. Da sie viel fährt und in ihrem Job nicht gerade mit Geld überhäuft wird, legt sie schon Wert darauf, dass ihr Auto nicht zu viel schluckt. Schließlich braucht sie noch Geld für Klamotten, Kurzurlaube und Latte Macchiato.

   
 

VCD Empfehlung

Carolin Koch empfiehlt der VCD den Toyota Aygo*, weil dieses Auto als Euro-4-Benziner auf dem höchsten Stand der Umwelttechnik ist.
* Der Toyota Aygo ist nur ein Beispiel aus den Empfehlungen des VCD. Wenn Sie alles lesen wollen, laden Sie sich die Auto-Kaufberatung im Internet herunter unter
www.besser-autokaufen.de

   
 

Stefan Sturzbach (33):

„Schnell, sportlich und gut aussehend lebt sich’s einfach leichter.“

 

Stefan Sturzbach (33) ist Webdesigner und Teilhaber einer erfolgreichen Internetfirma. Er arbeitet viel und schnell und so lebt er auch. Am Wochenende sind die Kölner Clubs seine Bühne. Er ist mit dem Besitzer seines Fitness-Studios per Du. Und die Frauen lassen sich nicht zweimal auf den Beifahrersitz seines Cabrios bitten. Ein Auto muss schnell sein, verdammt gut und sportlich aussehen. So wie er selbst eben.

   
 

VCD Empfehlung

Stefan Sturzbach empfiehlt der VCD den Daihatsu copen*, weil er mit diesem Auto flott unterwegs sein kann, ohne viel CO2 auszustoßen.
* Mehr Modelle im Internet: www.besser-autokaufen.de

   
 

Ina (39) und Gerd Sommer (43):

„Als Familie brauchen wir ein günstiges Auto mit viel Platz.“

 

Ina (39) und Gerd Sommer (43) sind mit ihren beiden Mädchen Leah (9) und Sophie (6) die Idealfamilie der Bausparkassenwerbung. In der Tat haben sie kürzlich ihre Doppelhaushälfte am Stadtrand bezogen. Ihr Auto, ein Euro-2-Kombi, feiert dieses Jahr seinen zehnten Geburtstag. Ina Sommer plagten schon beim letzten Urlaub im Süden Sorgen, ob die alte Kiste die 1000 Kilometer noch packt. Gerd Sommer ist Hobby-Tüftler und träumt von einem Hybrid-Auto, weil ihn die Technik so fasziniert. Ina hält die Finanzen beisammen und findet Großraumkombis und Mini-Vans angemessener, weil das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. Auch die Alternative Erdgas ist günstig und außerdem gut für die Umwelt, sagt jedenfalls die Werbung des örtlichen Gasunternehmens. Die Kinder wollen auf jeden Fall wieder ein rotes Auto.

   
 

VCD Empfehlung

Familie Sommer empfiehlt der VCD den Opel Combo CNG*, weil dieses Auto mit Erdgas umweltschonend unterwegs ist und viel Platz bietet.
* Weitere Modelle Im Internet: www.besser-autokaufen.de

   
 

Markus Mahlberg (57)

„Mir geht es vor allem um Werte. Die soll auch mein Auto vermitteln.“

 

Markus Mahlberg (57) ist Eigentümer eines erfolgreichen mittelständischen Maschinenbauunternehmens im Schwäbischen. Er trifft täglich Entscheidungen, die Hunderttausende Euro bewegen, er gibt 350 Menschen Arbeit und er legt Wert auf ein Auto, das diese Verantwortung und Kompetenz unterstreicht. Traditionell entscheidet man sich im Land der Tüftler und Bastler für die Marke mit dem Stern. Markus Mahlberg hat in seinem Arbeitsalltag aber auch gelernt, wie gewinnbringend der schonende Umgang mit Ressourcen sein kann. Sparsam ist er als gelernter Schwabe sowieso. Deshalb sucht er nach einer Möglichkeit, wie er wirtschaftliche Vernunft und Statusdenken beim Autokauf verbinden kann. Da er von Haus aus Elektroingenieur ist, findet er die Hybridtechnik sehr spannend und fortschrittlich.

   
 

VCD Empfehlung

Manfred Mahlberg empfiehlt der VCD den Toyota Prius Hybrid*, weil Status sich auch mit der besten Umwelttechnik ausdrücken lässt.
* Der Toyota Prius ist nur ein Beispiel aus den Empfehlungen des VCD. Die ganze Auto-Kaufberatung gibt’s im Internet: www.besser-autokaufen.de

   
 

Martin Müller (48):

„Ein Auto ist ein Gebrauchsgegenstand.“

 

Martin Müller (48) ist Fachhochschuldozent für Wirtschaftsrecht. Da bekommt man einen sachlichen Blick auf die Welt. Ein Auto braucht vier Räder und ein Lenkrad, eine umfangreiche Sonderausstattung ist überflüssig. Zuverlässig und komfortabel sollte der Wagen sein, denn Müller ist damit viel unterwegs. Er wohnt aus familiären Gründen auf dem Land und pendelt täglich 60 Kilometer in die nächste Stadt zur Arbeit und zurück. Dabei fährt er allerdings so sparsam wie möglich. Beim nächsten Autokauf wird er darauf achten, dass der Wagen nicht zuviel verbraucht – er denkt an ein Dieselmodell.

   
 

VCD Empfehlung

Martin Müller empfiehlt der VCD den Polo Bluemotion*, weil dieser sparsame Diesel erstaunlich wenig CO2 ausstößt.
* Der Polo BlueMotion ist nur eine unter mehreren möglichen Modellen. Mehr lesen unter: www.besser-autokaufen.de

 

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