Reise 2/2007

Ein Bett im Stroh

Seit einem Jahrzehnt gibt es Schlaf im Stroh, seit 2005 ist diese originelle und preiswerte Unterkunftsformel zentral und mit Gepäcktransport buchbar – als neue Variante des Veloland- Schweiz-Angebots. Eine Testfahrt entlang der Rhein-Route.

 
Foto: ST/swiss-image.ch  
Landleben pur: Nicht nur Kinder sind begeistert, wenn die Tour von Bauernhof zu Bauernhof führt.  

Der Hof von Hans und Barbara Dürr in Gams ist ein Paradebeispiel: Erstens liegt er so unmittelbar an der Veloland-Route, dass man mit dem Rad direkt ins Stroh fallen könnte. Zweitens ist er mit seiner Tiervielfalt – Hühner, Schafe, Ziegen, Schweine, Kühe, Esel, Pferde – ein Erlebnishof par excellence. Gleichwohl bleibt für die Kinder das Schlafen im Stroh Haupterlebnis. Im ausgeräumten Stall werden fleißig Strohburgen gebaut, in denen dann die Schlafsäcke ausgerollt werden. Gut zwei Dutzend Schlafplätze gibt es im Stall – alle fein säuberlich beschriftet mit dem Namensschild der im Winterhalbjahr hier hausenden Kühe. Bei vollem Stalllager dauert es natürlich seine Zeit, bis Nachtruhe einkehrt; noch lange nach Lichterlöschen kreisen die Lichtkegel der Taschenlampen …

Einen besonderen Trumpf der bäuerlichen Gastgeber ist das für Radler so wichtige Frühstück, das manches Hotelfrühstück in den Schatten stellt: Auf dem Dürrschen Erlebnishof stammen nicht nur die Milchprodukte aus eigenem Betrieb, sondern auch das Brot aus eigenem Ofen.

Ideal ist eine Strohtour natürlich mit Kindern – aber auch die Erwachsenen kommen durchaus auf ihre Kosten: Immer wieder liegen auch Weinbauern am Weg. Und am nächsten Abend ist man in Thal sogar bei einer Winzerfamilie zu Gast. So können selbst komfortverwöhnte Eltern der einfachen Heuherberge durchaus neue Reize abgewinnen. Die Kinder freuen sich schon beim Aufbruch auf den jeweils nächsten Hof und lassen sich so abends immer wieder zu einer Schlussanstrengung motivieren. Dem kommt auch die Etappenaufteilung der „Schlaf im Stroh“-Varianten entgegen: Die Rheintour zum Beispiel ist in kinderfreundliche Tagestouren von 24 bis maximal 54 Kilometer aufgeteilt. Allerdings gilt es dem nächsten Strohlager zuliebe einige Umwege in Kauf zu nehmen – die aber reichlich belohnt werden: Auf der Wellnessfarm in Kümmertshausen lockt ein Heublumen-Fußbad oder gar eine Rücken- und Nackenmassage mit Fango, und auf dem Hof Kreis in Ermatingen versöhnt einen die Panoramaaussicht über den ganzen Untersee mit dem anstrengenden Schlussaufstieg.

Qualität zu gutem Preis

Die Strohtour-Rhein-Route hat sich im ers-ten Jahr so gut entwickelt, dass der Veranstalter fürs Jahr 2006 mit der Mittelland- und Seen-Route und fürs Jahr 2007 mit der Aare- und Nord-Süd-Route zwei weitere Veloland-Strecken ins Programm genommen hat; künftig sollen sogar alle neun Routen in der Variante Stroh buchbar sein. Der Vorteil für den Veranstalter: Das Angebot, das der Kunde vorfindet, ist einheitlich. Alle Bauernhöfe gehören zur Organisation „Schlaf im Stroh!“, die klare Standards vorgibt. Vereinspräsidentin Susanne Ming schätzt es, dass nach einigen regionalen Tourmöglichkeiten nun erstmals ein nationales Angebot – zumal mit Gepäcktransport – auf die Räder gestellt wurde. Für die Kunden schließlich stimmt neben Originalität und Qualität auch der Preis: Die beschriebene Rheintour von Chur nach Schaffhausen (Kurzversion, 201 km) kostet mit fünf Übernachtungen, Frühstück, Gepäcktrans-port und Routenführer 240 Euro; die volle Variante bis Basel (329 km) kommt auf 376 Euro. Im Vergleich dazu kosten fünf normale Übernachtungen im einfachen Hotel 381 Euro.

Peter Hummel

 

Informationen, Buchung und Pauschalen:
www.schlaf-im-stroh.ch

   
 

Das Veloland Schweiz – ein Routen- und Servicenetz der Superlative!

    

Das Veloland Schweiz besteht aus neun nationalen Routen mit einer Gesamtlänge von 3300 Kilometern sowie zusätzlichen 6000 Kilometern regionalen Routen. Das Netz ist landesweit einheitlich beschildert und die Routenführer aus dem Werd Verlag dokumentieren das Routennetz lückenlos mit Karten und Text.

Das Veloland Schweiz verfügt aber auch über ein einzigartiges Netz von Serviceleistungen. So können beim nationalen Touroperator SwissTrails über 150 Hotels, 50 Jugendherbergen, 30 Bauernhöfe mit Schlaf-im-Stroh und neuerdings auch zehn Campingplätze zentral reserviert werden. Sämtliche Unterkünfte sind untereinander mit einem täglichen Gepäcktransport verbunden. Damit kann der Gast seine ganz individuelle Velotour zusammenstellen, dabei auch mehrere Routen kombinieren, die gewünschte Länge seiner Tagesetappen je nach Fitness bestimmen – und dabei immer auch auf den Komfort des Gepäcktransportes zählen. Das moderne Mietvelo von Rent a Bike ist gleichzeitig mit den Unterkünften und Gepäcktransporten reservierbar.

Katalog und Infobroschüren sind erhältlich bei: SwissTrails, Chlupfstraße 8, CH–8165 Oberweningen/Schweiz, Tel.: +41 (0)44 4502434,
Fax: +41 (0)44 4502435, www.swistrails.ch

   
 

Verweilen

 
Foto: Celerina Tourismus  

Ein besonders schönes Teilstück des Inn-Radweges im Veloland Schweiz führt durch die spektakuläre Landschaft Graubündens. Beginnend am Malojapass auf 1815 m geht es ohne weitere Steigungen entlang der Oberengadiner Seen durch das sonnige Hochtal von Sils und Silvaplana. Rundherum erheben sich mächtig die Zwei- und Dreitausender und dazwischen schmiegen sich schmucke Engadiner Dörfer an die Hänge. Nach teils einsamen und naturbelassenen Wegen gelangen die Radfahrer über das mondäne St. Moritz nach Celerina. Zu schade, um einfach weiterzufahren: Auf den 150 km offiziellen Radwander- und Mountainbikerouten der Ferienregion lässt sich die malerische Landschaft mit ihren autofreien Seitentälern sportlich oder mit der ganzen Familie erkunden.

Infos: Celerina Tourismus, Tel.: +41(0) 818300011 oder im Internet: www.celerina.ch, Bahnanreise über Chur mit der Rhätischen Bahn, www.rhb.ch (Fahrradmitnahme mögl.)

 

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