Editorial 2/2007
 

Bewerbung als VDA-Präsident

 
Michael Adler

Foto: www.marcusgloger.de

Leider haben Sie die Stelle des Präsidenten des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) nicht offiziell ausgeschrieben. Jetzt hat das Präsidium den ehemaligen Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann gewählt. Vielleicht etwas vorschnell, meine Herren. Da Herr Wissmann aber erst am 1. Juni 2007 das Amt antritt, rechne ich mir mit meiner Initiativbewerbung noch Chancen aus.

Mein potenzieller Vorgänger im Amt, Herr Bernd Gottschalk, soll ja zurückgetreten sein, weil er die deutsche Autoindustrie in der aktuellen Klimadebatte nicht richtig in die Offensive gebracht habe. Tut mir leid, meine Herren, wo nichts ist, kann man auch nichts offensiv verkaufen. Da liegt vielleicht auch das größte Versäumnis von Herrn Gottschalk. Er hat Sie, liebe Automobilmanager, in dem Glauben gelassen, Sie seien auf dem richtigen Weg.

Ich würde meine Position als VDA-Präsident wesentlich aktiver wahrnehmen. Ich würde Ihnen deutlich sagen, dass der Partikelfilter beim Diesel nur die halbe Miete darstellt. Ich würde Sie drängen, die Umweltstandards, die Sie mit dem Diesel in Kalifornien einhalten müssen, auch in Deutschland anzubieten. Der EU-Grenzwert für Stickoxide tritt am 1. Januar 2010 in Kraft. Sie wissen das. Deshalb müssen Sie jetzt offensiv handeln, damit Sie nicht erneut in die Defensive geraten.

Ich würde Ihnen auch sagen, dass die 130 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer im Flottendurchschnitt nur ein erster Schritt sind. Wer auf den Weltmärkten dauerhaft erfolgreich sein will, muss beim Verbrauch mit großen Schritten vorangehen und nicht den politischen Vorgaben hinterherhecheln.

Zu meiner Person: Ich bin 45 Jahre alt. In Ihrer Branche also ein absoluter Jungspund. Seit zehn Jahren bin ich in verantwortlicher Position als Chefredakteur des VCD-Magazins fairkehr und als Geschäftsführer der VCD Service GmbH tätig. In dieser Eigenschaft bin ich auch für die redaktionelle Betreuung der VCD Auto-Umweltliste zuständig. In dieser wegweisenden Publikation sind alle wichtigen umwelttechnischen Neuerungen Jahre, bevor sie Gesetz werden, plausibel bewertet. So haben wir beispielsweise Volkswagen bereits 1999 dringend zum Einbau von Partikelfiltern geraten. Ebenso fordern wir seit Jahren einen CO2-Grenzwert von 120 Gramm pro Kilometer.

Ich würde also in meinem neuen Amt die VCD Auto-Umweltliste zur Pflichtlektüre in den Vorstandsetagen meiner Mitgliedsunternehmen machen. EU-Umweltkommissar Dimas hat die Liste übrigens zur Auswahl seines Hybridautos genutzt. Meine ersten Dienstreisen, die ich gerne mit der Bahn erledige, würden mich in die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Automobilindustrie führen. Dort ist man im Denken und Handeln oft weiter, als es die Führung mit zu viel Benzin im Blut begreifen will.

Wenn Sie bei Herrn Wissmann bleiben, werden Sie all dies nicht erfahren. Denn Herr Wissmann hat sich bisher vor allem durch Nettigkeit gegenüber der Industrie ausgezeichnet. Ich denke nicht, dass Sie das brauchen.

Beim Gehalt sehe ich keine Probleme. Zahlen Sie mir einfach 90 Prozent dessen, was Sie Herrn Wissmann zahlen wollten. Bitte melden Sie sich bald.

 

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