Magazin 1/2007

Geschenke an die Autoindustrie

Der VCD kritisiert die neuen EU-Schadstoffgrenzwerte für Pkw.

Foto: BMW
Bis die Menschheit baden geht: Spritfressende SUVs wie der BMW X3 dürfen die Luft mit EU-Genehmigung länger verschmutzen als andere Autos.

Aus Umweltsicht unzureichend – das ist das Urteil von Hermann-Josef Vogt, Mitglied im VCD-Bundesvorstand, über Euro 5 und Euro 6, die neuen europäischen Abgasnormen für Pkw. Sie sollen den seit 2005 geltenden Grenzwert Euro 4 ablösen. „Die Grenzwerte sind zu lasch und die Übergangsfristen viel zu lang“, sagt Vogt.

Nach dem Beschluss des Europaparlamentes soll Euro 5 erst ab 2009 für Neufahrzeuge verbindlich werden, Euro 6 ab 2014. Zwar werde mit Euro 5 für Dieselfahrzeuge immerhin ein Rußpartikel-Grenzwert von fünf Milligramm pro Kilometer festgelegt, der nur mit einem geregelten Partikelfilter einzuhalten sei, sagte Vogt. Doch beim Stickstoffdioxidausstoß, einem weiteren Problem von Dieselfahrzeugen, fehlten anspruchsvolle Vorgaben zum Schutz von Umwelt und Gesundheit. Erst mit der Euro-6-Norm, also ab 2014, müssen Dieselwagen nach den Vorgaben der EU die gleichen Stickoxid-Werte erreichen, wie sie bereits heute für Benzinfahrzeuge gelten. Spezielle Abgasreinigungstechniken werden dann für Diesel zur Pflicht. Der VCD macht unter anderem die Lobbyarbeit der europäischen Autoindustrie für die laschen Grenzwerte verantwortlich.

„Das ganze Ausmaß des Politikversagens wird deutlich, wenn man über den Atlantik schaut“, stellt VCD-Verkehrsreferent Michael Müller fest. „In Kalifornien und vielen weiteren Bundesstaaten der USA gelten bereits seit September 2006 strengere Stick-oxid-Grenzwerte für Pkw, als sie die EU für Ende 2014 vorsieht.“

Ein besonderes Geschenk aus Brüssel erhalten die Hersteller von Geländewagen und sogenannten Sport Utility Vehicles (SUV). Für diese Fahrzeuge soll eine dreijährige Übergangsfrist gelten, bevor sie die neuen Schadstoffgrenzwerte für Pkw einhalten müssten. „Das ist grotesk“, sagt Müller. „Damit dürfen ausgerechnet die Spritfresser, die große Abgasmengen produzieren, länger als andere Autos Schadstoffe in die Luft blasen.“ Die Begründung des EU-Parlaments: Geländewagen mit einem Gewicht von mehr als 2,5 Tonnen seien ein wichtiges Arbeitsmittel für Landgemeinden, Rettungsdienste sowie gemeinnützige und militärische Organisationen. Deren besonderen Bedürfnissen müsse man in der Gesetzgebung gerecht werden.

Der VCD hat mit finanzieller Unterstützung durch Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt eine Kampagne zum umweltverträglichen Fahrzeugkauf gestartet. Sie soll Käufer darüber informieren, welches Auto oder Nutzfahrzeug in ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht am empfehlenswertesten ist. Im April wird der VCD eine Informationsbroschüre zum Thema Pkw-Kauf veröffentlichen, im Herbst erscheint ein Leitfaden zum Kauf von leichten Nutzfahrzeugen.

Mehr Infos zum Autokauf-Projekt:
michael.müller@vcd.org

 

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