Service 6/2006

Verkehrssicherheit

Im Winter mobil

Die Tage sind kurz, die Straßen rutschig, die Sichtverhältnisse schlecht. Mobilität in der kalten Jahreszeit ist oft mit Gefahren verbunden. Für alle, die weder im Dunkeln tappen noch ins Schleudern geraten wollen, hat fairkehr die wichtigsten Sicherheitstipps zusammengestellt.

Foto: www.photocase.com

Die mit der Schneeflocke

Seit Mai dieses Jahres gilt eine neue Straßenverkehrsordnung, die die Bereifung für Autos im Winter regeln soll. Für wirklich mehr Klarheit sorgt sie nicht.

Ein Autofahrer kommt auf der schneebedeckten Straße ins Schlingern, stellt sich quer und behindert den nachfolgenden Verkehr. Ist sein Wagen noch mit Sommerreifen ausgerüstet, muss er mit einem Bußgeld von 40 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. 20 Euro Verwarnungsgeld drohen, wenn er bei Polizeikontrollen in Matsch und Schnee mit Sommerreifen erwischt wird. So steht es in der Neufassung der Straßenverkehrsordnung, die im Mai dieses Jahres verabschiedet wurde. Die entscheidende Ergänzung lautet: „Bei Kraftfahrzeugen ist die Ausrüstung an die Wetterverhältnisse anzupassen. Hierzu gehören insbesondere eine geeignete Bereifung und Frostschutzmittel in der Scheibenanlage.“ Von einer Winterreifenpflicht in Deutschland kann man dennoch nicht sprechen, denn der Gesetzgeber hat nirgendwo definiert, was genau eine geeignete Bereifung ist. Fest steht lediglich: Sommerreifen sind bei Matsch, Eis und Schnee tabu. Autofahrerinnen und Autofahrer müssen in der kalten Jahreszeit Pneus mit dem auf der Reifenflanke aufgeprägten Kürzel M+S – für Matsch und Schnee – oder Reifen mit dem Kürzel in Kombination mit einem Schneeflockensymbol montieren.

Ausreichend Profil wichtig

Doch nicht nur Winterreifen, auch Ganzjahresreifen können das M+S-Symbol tragen, das darüber hinaus kein geschütztes Gütesiegel ist. Auf dem deutschen Markt tauchen immer häufiger in Asien gefertigte Reifen mit dem Zeichen auf, die den Ansprüchen von Winterreifen nicht genügen. Experten raten daher zum Kauf von Reifen mit dem Schneeflockensymbol, da diese standardisierten Tests unterzogen werden und gewisse Mindestanforderungen in Bezug auf ihre Haftung bei Schnee und Eis erfüllen müssen.

„Wer in der Stadt lebt und sein Auto im Winter nur sehr selten bewegt, dem empfehlen wir auch Ganzjahresreifen“, sagt Wasilis von Rauch von der VCD-Verkehrsberatung. So sparen sich Pkw-Besitzer den Reifenwechsel und einen zweiten Reifensatz. Allerdings schneiden Ganzjahresreifen bzw. Allwetterreifen in Tests meist schlechter ab als Winterreifen. Auf Schnee greifen sie gut bis mäßig, auf Eis mäßig bis schlecht. „Mit Ganzjahresreifen sollten Autofahrer auf glatten Straßen noch vorsichtiger unterwegs sein“, rät von Rauch. Vor allen Dingen sollte das Reifenprofil mindestens vier Millimeter betragen, auch wenn die Straßenverkehrsordnung lediglich eine Resttiefe von 1,6 Millimetern vorschreibt.

Nicht eindeutig geregelt ist, ab wann die Witterungslage Winterreifen erforderlich macht. Die pauschale Sieben-Grad-Empfehlung, die besagt, dass Winterreifen bei Temperaturen bis sieben Grad bessere Eigenschaften hätten als Sommerreifen, ist in Tests mittlerweile widerlegt worden. Dennoch ist es wichtig, die Reifen rechtzeitig zu wechseln, um nicht von Glatteis oder vom ersten Schnee überrascht zu werden. Wer noch nicht umgerüstet hat, sollte das also spätestens jetzt tun. „Beim Kauf sollten Verbraucher darauf achten, dass die Reifen möglichst umweltfreundlich sind“, sagt Wasilis von Rauch. „Ein guter Reifen zeichnet sich durch wenig Abrieb und leise Rollgeräusche aus. Er sollte außerdem nur wenige oder am besten gar keine Weichmacher enthalten. Autofahrer können ihren Händler vor Ort fragen, sich bei der Stiftung Warentest informieren oder bei uns anrufen“, sagt der VCD-Verkehrsberater. Das Umweltbundesamt hat eine Liste mit Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen veröffentlicht, die besonders lärmarm und kraftstoffsparend sind. Die Angaben sind von 2003, sollen allerdings demnächst aktualisiert werden.

Natürlich gilt: Auch wer Winterreifen hat aufziehen lassen, ist vor Unfällen nicht gefeit. Deshalb: Fahrweise stets den Wetterverhältnissen anpassen! Wer bei Eis und Schnee das Auto stehen lassen kann, darf übrigens auch nach der neuen Straßenverkehrsordnung getrost die Sommerreifen am Wagen lassen und auf den Frühling warten.

Kirsten Lange

Mehr Infos unter www.stiftung-warentest.de > Auto + Verkehr oder bei der VCD-Verkehrsberatung, Tel.: (030) 280351-27
Die Liste vom Umweltbundesamt gibt es unter www.umweltbundesamt.de/uba-info-daten/daten/reifen.htm

   
 
  Eine Schneeflocke auf gezacktem Berg in Kombination mit den Buchstaben M+S ist das Symbol für Winterreifen.
   
 
Foto: Marcus Gloger
Sicher durch die kalte Jahreszeit und in den Radelfrühling: Bundesweit bieten mehr als 180 Fahrradfachgeschäfte des Verbunds Selbstverwalteter Fahrradbetriebe e.V. (VSF) auch dieses Jahr wieder einen Wintercheck an. Eine funktionierende Lichtanlage, optimal eingestellte Bremsen und gut geschmierte Lager sind jetzt besonders unerlässlich. Der Vorteil eines Rundum-Checks im Winter: Die Radbesitzer müssen nicht lange auf einen Termin warten, da die Werkstätten saisonbedingt mehr Zeit für aufwändige Überprüfungen und Reparaturen haben. Und nach der Generalüberholung ist das Fahrrad nicht nur bestens für den winterlichen Einsatz gerüstet, sondern auch startklar für die nächste Radelsaison im Frühjahr. Der VSF-Wintercheck kostet 39,90 Euro. VCD-Mitglieder bekommen 5 Euro Ermäßigung. Eine Liste aller VSF-Läden gibt es unter www.vsf.de.
   
 

Besser mit Bus und Bahn

Wenns gar zu arg wird auf den Straßen, lassen Sie Ihren Wagen besser in der Garage stehen und besorgen sich den Fahrplan Ihres örtlichen Verkehrsverbundes. Eine Übersicht über die Verbünde in Deutschland gibt es auf den Internetseiten des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg VRS. Auch bei der Bahn erfahren Sie, wie Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Winter sicher von A nach B kommen.

www.bahn.de
www.vrsinfo.de/6_8.php

   
 

Sehen und gesehen werden

Fahrräder müssen stets mit folgenden Beleuchtungsteilen ausgerüstet sein: einem Scheinwerfer, einem weißen Frontrückstrahler, Speichenreflektoren in Vorder- und Hinterrad, Pedalrückstrahler, einem großflächigen roten Rückstrahler und Rücklicht. Empfehlenswert sind Halogen- oder LED-Scheinwerfer mit hoher Leistung. Sie verfügen oftmals über Standlicht und erlöschen nicht, wenn die Radlerin an einer Ampel oder Kreuzung wartet. Von Vorteil sind witterungsunabhängige Nabendynamos, die auch bei Nässe volle Energie liefern.

Zusätzliche Sicherheit für Radfahrerinnen und Fußgänger bietet helle Kleidung, am besten mit reflektierenden Streifen. Die lassen sich auch nachrüsten: Es gibt sie in Kaufhäusern und im VCD-Shop (s.S. 26), zum Anlegen mit Klettverschluss, zum Aufnähen, Aufbügeln oder selbstklebend. Effektiv sind zudem Reflektorschärpen oder kleine Reflektorfiguren zum Umhängen – nicht nur für Kinder. Im Licht von Autoscheinwerfern sind solche Reflexmaterialien bereits in einer Entfernung von 160 Metern sichtbar.

Mehr Infos: www.vcd.org/fahrradtipps.html
www.adfc.de/3604_1

   
 

Fahrradfahren im Winter

Bewegung an der frischen Luft tut auch im Winter gut. Deshalb: Nicht gleich das Fahrrad stehen lassen, wenn die ersten Schneeflocken fallen! Doch es gibt Sicherheitstipps zu beachten.

Foto: Karsten Stockmann/www.pixelquelle.de

Wenn es glatt wird auf den Straßen und Radwegen, gilt auch für Radfahrerinnen und Radfahrer: vorsichtig in die Pedale treten! Gestreut wird meist nur auf Hauptwegen und innerhalb von Ortschaften. Bei nicht geräumten Wegen dürfen Radler auch auf die Straße ausweichen. Wenn es unerwartet glatt ist: Rollen lassen und möglichst nicht oder nur vorsichtig bremsen.

Wichtig auch bei Fahrrädern ist die Bereifung. Immer mehr Verbreitung finden Winterreifen für Trekking- und Tourenräder. Sie sind an den Rändern mit Spikes bestückt – gehärteten Stahlstiften in einer Weichmetallhülle. Spikes sind an Fahrradreifen nicht verboten, da sie die Straße nicht beschädigen. Die Mitte der Reifenlauffläche ist metallfrei, was eine hohe Haftung bei eisfreier Fahrbahn ermöglicht. Die Spikes kommen erst zum Einsatz, wenn der Reifen entweder etwas einsinkt – zum Beispiel auf einer festgefahrenen Schneedecke – oder wenn die Fahrer sich in die Kurve legen. Wird etwas Luft aus den Reifen gelassen, erhalten die Ränder der Lauffläche ebenfalls Bodenkontakt, so dass die Spikes auch bei einer Geradeausfahrt auf vereistem Untergrund greifen.

Für Mountainbikes gibt es Winterreifen, die mit mehr als 300 Stahlstiften bestückt sind. Die Spikes befinden sich hier nicht nur an den Rändern, sondern auch auf der Lauffläche. Mountainbikern empfiehlt der ADFC, auf jeden Fall Spike-Reifen zu montieren. Gelegenheitsfahrer kommen gut ohne Stahlstifte durch den Winter, sollten allerdings Reifen mit grobem, kantigem Profil aufziehen. „Es gibt neuere Entwicklungen für Fahrradwinterreifen ohne Spikes – mit stark ausgeprägtem Profil, Gummimischungen mit besonderen Haftungseigenschaften oder mit im Gummi eingelagertem Splitt“, sagt Fahrrad-Experte Bernd Sluka vom VCD Bayern.

 
  Foto: Bernd Sluka
  Winterreifen für Fahrräder – hier vom Hersteller Suomi Tyres – sind in der Regel mit gehärteten Stahlstiften bestückt und verfügen über ein grobes Profil.

Es empfiehlt sich übrigens nicht nur bei Spike-Bereifung Luft abzulassen – im Winter ist dies generell ratsam, damit die Reifen besser am Boden haften. Außerdem sollten Radfahrerinnen und -fahrer den Sattel niedriger stellen, um bei Bedarf schnell mit beiden Füßen auf der Erde zu stehen.

Fahrradwinterreifen gibt es unter anderem von den Herstellern Schwalbe, Continental und Suomi Tyres.
www.schwalbe.de, www.conti-online.com, www.suomityres.fi

   
 

Rad auf den Winterschlaf vorbereiten

Wer sein Fahrrad im Winter doch lieber unterstellt und auf Bus und Bahn umsteigt, sollte es vorher noch einmal gründlich pflegen. Das Rad sollte von grobem Dreck befreit und mit einem Pflegespray eingesprüht werden. Kette ölen, Licht, Schaltung und Bremsen checken sowie Reifen aufpumpen gehören ebenfalls zum Einmott-Programm.

Mehr Infos: www.pd-f.de/index.php/article/detail/29213

   
 

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