Magazin 6/2006

Absage an Stuttgart 21

Die Entscheidung über den umstrittenen Tunnelbahnhof Stuttgart 21 ist abermals verschoben worden.

Fotomontage: VCD Baden-Württemberg
Nach den Plänen des VCD soll der Stuttgarter Kopfbahnhof Schritt für Schritt modernisiert werden und beispielsweise neue Gleisüberdachungen erhalten.

Eigentlich sollte am 23. Okto-ber die Entscheidung über das von Umweltverbänden kritisierte Milliarden-Projekt Stuttgart 21 fallen. Bahnchef Mehdorn, Baden-Württembergs Ministerpräsident Oettinger und Stuttgarts Oberbürgermeister Schuster waren zu einem Gipfeltreffen mit Bundesverkehrsminister Tiefensee nach Berlin gereist. Doch statt einer konkreten Zusage gab es weiteren Aufschub: Tiefensee kündigte an, erst Anfang 2007 über den Bau des unterirdischen Hauptbahnhofs entscheiden zu wollen. Die Wirtschaftlichkeit des 2,8-Milliarden-Projekts müsse zunächst genauer geprüft werden. Es fehlten insgesamt 1,5 Milliarden Euro, so der Verkehrsminister.

Der VCD betrachtet den Tunnelbahnhof nach dem Ausgang des Spitzentreffens als gescheitert. „Die Absage von Tiefensee ist ein herber Rückschlag für Stuttgart 21“, sagt Klaus Arnoldi vom VCD-Landesverband Baden-Württemberg. „Der Verkehrsminister hat erstmals öffentlich bestätigt, dass das Projekt extrem unwirtschaftlich ist. Und er hat sich dagegen ausgesprochen, dass der Bund die Finanzierungslücke mit zusätzlichen Mitteln schließt.“

Der VCD lehnt Stuttgart 21 als unsinniges Prestigeobjekt ab. Die versprochenen Fahrzeitgewinne stünden in keinem Verhältnis zu den Kosten und Finanzierungsrisiken. Stuttgart 21 sei überdies zu klein und zu störanfällig im Betrieb. „Die Zahl der Gleise und Bahnsteige soll auf acht halbiert werden. Dadurch entstünde ein regelrechtes Nadelöhr“, sagt Werner Korn, Geschäftsführer des VCD Baden-Württemberg. Der Landesverband hat ein Alternativkonzept vorgelegt. „Kopfbahnhof 21“ sieht vor, den denkmalgeschützten Stuttgarter Hauptbahnhof Schritt für Schritt zu modernisieren. „Die 16 Gleise werden beibehalten, das erlaubt einen flexiblen Betriebsablauf“, erklärt Korn. „Außerdem würde eine Renovierung des Kopfbahnhofs 1,3 Milliarden Euro kosten und damit erheblich weniger als der Neubau eines unterirdischen Durchgangsbahnhofs.“

In Frankfurt und München wurden ähnliche Projekte wie Stuttgart 21 schon vor Jahren wegen Unwirtschaftlichkeit gestrichen.

Mehr zum „Kopfbahnhof 21“ unter http://www.vcd-bw.de/themen/s21/ und in der nächsten fairkehr.

 

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