Reise 4/2006

Interview

Gute Erfrischung

Ein ehemaliger Braumeister in der Rhön stellt heute Bio-Limonade her. Bionade ist das weltweit erste und einzige alkoholfreie Erfrischungsgetränk, das durch Fermentation nach dem Brauprinzip rein biologisch hergestellt wird.

fairkehr: Herr Kowalsky, wie kommt man auf die Idee Limonade wie Bier zu brauen?

Kowalsky: Mitte der Achziger, als die mittelständigen Brauereien immer mehr an Absatz verloren, wollten wir mit dem Know-how und dem Equipment einer Brauerei vom Boom der alkoholfreien Getränke profitieren, der sich in den Achtzigern bereits abzeichnete.

fairkehr: Warum Bio?

Kowalsky: Weil das zu einer Brauerei sehr gut passt. Bier ist ja nach dem Reinheitsgebot hergestellt, ohne chemische Zusatzstoffe und Konservierungsmittel. Die sind in Limonaden immer enthalten. Wir wollten ein alkoholfreies Erfrischungsgetränk, das genauso sauber hergestellt wird wie Bier.

fairkehr: Dafür müssten die Zutaten aber nicht unbedingt aus ökologischem Anbau stammen.

Kowalsky: Das ist richtig. Wir haben unser Getränk ursprünglich auch Bionade genannt, weil wir Malz mit Hilfe von Mikroorganismen – also biologisch – fermentieren. Da sind dann aber sofort die Wächter der Ökoverordnung aufgetaucht, die forderten: Wenn wir uns Bionade nennen wollten, müssten wir auch ökologische Rohstoffe benutzen. Das passte gut zum Reinheitsgebot, und so fingen wir an, mit Öko-Rohstoffen zu produzieren, soweit sie verfügbar waren. Seit 1999 führen wir das Biolabel. Mittlerweile haben wir die komplette Brauerei öko-zertifizieren lassen und auch ein neues Bier, gemischt mit Bionade, auf den Markt gebracht.

fairkehr: Sie sind noch einen Schritt weitergegangen und haben das Projekt „Bio-Landbau Rhön“ gestartet. Was steckt dahinter?

Kowalsky: Die Bionadezutaten, die in Deutschland wachsen, möchten wir auch aus Deutschland beziehen. Deshalb haben wir die Bauern in der Rhön gefragt, ob sie für uns Gerste, Zuckerrüben und vor allem Holunder ökologisch anbauen.

fairkehr: Stellen denn Landwirte wegen Bionade ihren Betrieb auf Öko um?

Kowalsky: Ja. Unser Unternehmen ist extrem schnell gewachsen und hat jetzt eine Größe erreicht, dass sich die Umstellung für die Bauern lohnt. Zehn bis zwanzig Bauern könnten wir derzeit voll beschäftigen. Wenn wir weiter so wachsen, könnten wir vermutlich den ganzen Landkreis beschäftigen. In Ostheim, wo Bionade herkommt, haben wir zuerst gefragt. Von den zwölf ansässigen Bauern haben bereits sechs umgestellt. Wenn das Ökoprojekt hier auf Hochtouren läuft, wird die Rhön den Mittelrhein als größtes Holunder-Anbaugebiet ablösen.

Interview: Valeska Zepp

Infos: www.bionade.de

 

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