Reise 4/2006

Bier in Zahlen

Die Hälfte der deutschen Brauereien liegt in Bayern. Oberfranken kann sogar mit der höchsten Brauereidichte weltweit aufwarten. Die Weltmeisterschaft im Biertrinken gewinnt allerdings Tschechien mit 155 Litern pro Kopf und Jahr. Deutschland ist nur Zweiter mit 115 Litern, gefolgt von Österreich und Irland mit jeweils 108 Litern. In Deutschland zählte das Bundesamt für Statistik 2005 1274 Brauereien. In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl kaum verändert. Aktuell ist ein Zuwachs bei Kleinbrauereien, die weniger als 5000 Hektoliter übers Jahr brauen, zu beobachten. Dafür schrumpft die Zahl der mittelgroßen Betriebe in etwa der gleichen Größenordnung. Nur knapp 50 der über tausend deutschen Brauereinen sind Großbetriebe mit einer Produktion von jeweils mehr als 500000 Hektoliter Bier im Jahr. Zusammmen stellen sie aber über 70 Prozent des deutschen Bieres her.

5000 verschiedene Biermarken können in Deutschland nach Aussage des Deutschen Brauer-Bundes verkostet werden. Trend der letzten Jahre: Flaschenbier, gemischt mit Limo und Co. Die Mixbiere konnten den stärksten Zuwachs verbuchen. Der Absatz hat sich seit 1999 verdoppelt. Was den Bierumsatz insgesamt angeht, kann die Bierindustrie in diesem Jahr wohl nicht klagen – WM sei Dank.

Infos: www.brauer-bund.de

Buchtipp

Wenn einer daherkommt und behauptet, die 100 besten Biere der Welt zusammengestellt zu haben, dann weckt das mindestens die Neugier, ob die eigenen wohl auch dabei sind. Michael Rudolf hat mit Freunden viel Bier aus Flaschen getrunken und seine 100 Favoriten jeweils mit einem stimmungsvollen Bild und witzigem Text vorgestellt. Es macht Spaß, in dem Buch zu blättern und die verschiedenen Namen und Flaschen – manche erinnern eher an Champagner als an Bier – anzuschauen. Hier und da lässt sich eine Köstlichkeit aus vergangenen Reisen oder eine vergessene Biersorte aus Studententagen entdecken. Eine besondere Vorliebe scheint der Autor für belgische Biere zu haben. Alles in allem bietet das Buch viel Zündstoff für kleine Streitereien unter Bierfreunden.

Michael Rudolf: „Die 100 besten Biere der Welt“, Oktober Verlag 2006, 220 Seiten, 19 Euro.

Die Kölsch-Konvention

Sie tragen ihre langen Wickelschürzen mit Stolz. Ihre Blicke sind stets ein bisschen überheblich, ihre Worte oft barsch, und sie bringen, ohne dass man sie dazu auffordern müsste, stangenweise Kölsch an den Tisch. Wenn jemand Pils oder, noch schlimmer, Altbier bestellt, schimpfen sie lauthals. Die Köbesse, so heißen die Kellner in den Kölner Brauhäusern, sind auf ihr Heimatbier mindestens so stolz wie auf den Dom.

Das Motto „Bier braucht Heimat“ haben die Kölner ernst genommen und 1986 ihr eigenes Reinheitsgebot in der Kölsch-Konvention manifestiert. Seitdem darf sich nur Kölsch nennen, was auch in Köln und naher Umgebung gebraut wird. Knapp 20 Brauereien haben die Konvention unterzeichnet. Die schreibt nicht nur vor, wo und wie gebraut werden muss, sondern auch, dass das obergärige Kölsch nur in bestimmten Gläsern, sogenannten Stangen, ausgeschenkt werden darf. Das Champagner-Prinzip zeigt Wirkung: Während der Absatz vom nicht herkunftsgeschützten Altbier der Nachbarregion sinkt, freuen sich die Kölschbrauer, vor allem die kleineren Betriebe, über steigende Absatzzahlen.

Foto: Archiv

Köln und seine Biertradition können Besucher auf dem Brauhaus-Wanderweg kennenlernen. Die geführte dreistündige Altstadtwanderung beginnt am Brauhaus Sion und endet sicherlich mit einer Stange Kölsch von einem echten Kölner Köbes.

Infos: Birgit Saar Veranstaltungs-GmbH, Tel.: (0221) 860940, www.koelner-brauhaus-wanderweg.de
www.koelner-brauerei-verband.de

 

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