Reise 4/2006

Hamburg

Astra. Was dagegen?

Auf dem Kiez in Hamburg trinkt man Astra. Mit Herz und Anker symbolisiert die Biermarke alles, was auf Sankt Pauli schon immer wichtig war: Liebe und Seefahrt.

Kein Bier für Könige, mehr was für die Jungs von der Straße.

„Prollbier“ unken die Einen, „Kult“ schwören die Anderen. Astra polarisiert wie kein anderes Pils. Dabei geht es gar nicht so sehr um den Geschmack. Es geht vielmehr ums Prinzip: Entweder man liebt Astra, oder man findet es doof.

Das Bier von Sankt Pauli wurde früher mitten im Rotlichtviertel Hamburgs gebraut und hat seit über 300 Jahren Tradition. Heute gehört es zur Holsten Brauerei in Altona. Astrabekenner trinken das herbe Pils meist aus der Knolle, einer bauchigen 0,33- Liter-Flasche. Und zwar zügig, weil es schnell schal wird. „Mit Liebe gebraut, im Herzen von Hamburg“ steht auf dem silbernen Etikett über einem knallroten Herz mit Anker. Seit 2001 ist es das Markenzeichen von Astra. Das Symbol vereint, was für Sankt Pauli wichtig ist: die Seefahrt und die Liebe.

Auch wenn in Hamburg, wie überall, die großen Marken – die sogenannten Fernsehbiere – allseits präsent sind, beim Bummel durch Sankt Pauli blitzen die Astra-Herzen aus allen Ecken und Winkeln hervor: Viele Balkone im Viertel tragen die günstigen roten Kisten zu 30 Flaschen. Im „Golden Pudel Club“, dem windschiefen Szeneschuppen am Fischmarkt mit Blick auf die Elbe, stapeln sie sich bis unter die Decke. Und an Bord der obligatorischen Hafenrundfahrten trinken die Gäste natürlich auch das Bier aus Sankt Pauli. Im „Dollhaus“ an der Großen Freiheit, wo Tänzer und Tänzerinnen die Hüllen fallen lassen, lockt das Astraherz an der Fassade. Vorm trendigen „Sommersalon“ am Spielbudenplatz lümmeln sich meist junge Gäste mit Knolle in der Hand in Liegestühlen und „chillen“ mitten im Touristenstrom. Gegenüber auf der Reeperbahn, im „Herzblut St.Pauli“, kommt Astra vom Fass in Tulpengläsern mit Herz. Die einstige Fischerkneipe ist heute ein modernes, durchorganisiertes Eventlokal mit Restaurant – ein Gemeinschftsprojekt von Astra und der Kiezinstitution 1. FC St. Pauli.

Die „Weltpokalsiegerbesieger“ spielen zwar mittlerweile nur noch in der Regionalliga Fußball, die Fans bleiben ihrem Club dennoch treu. Genau wie ihrem Bier. Schließlich haben sie tapfer für beide gekämpft. Als vor knapp zehn Jahren nach mehrfachem Besitzerwechsel die Holsten Brauerei AG den Kiezkollegen übernahm, wollte sie den Braubetrieb eigentlich dichtmachen. Nach heftigen Protesten beschlossen die Verantwortlichen bei Holsten aber schließllich doch, der Marke Astra eine Chance zu geben. Gegen den Trend der gängigen Bierwerbung, die „Besserverdiener“ anspricht, vermarkten sie Astra als „Bier des kleinen Mannes“.

Mit schrägen Werbeplakaten, der Einführung eines Weltastratags, neuem Logo und trinkfestem Einsatz der Hamburger wurde die Marke zum Kult, der längst die Grenzen St. Paulis und Hamburgs überschritten hat. In Berlin schenken ein paar Kneipen seit Jahren Astra aus und auch im Ruhrgebiet, im Rheinland und sogar in München ist die Knolle angekommen. Ob Astra auch außerhalb seiner Heimat schmeckt? Wie gesagt: Astra ist eine Frage der Einstellung.

Valeska Zepp

 

Mehr Astra und Sankt Pauli
Lust auf einen spontanen Ausflug nach Hamburg? Am Sonntag, 20. August 2006, ist Weltastratag mit Open-Air-Musikfestival an den Landungsbrücken.
Infos: www.weltastratag.de

Virtueller Ausflug durch St. Pauli: www.astra-bier.de

Ausgehen

Hamburg allgemein

 

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