Magazin 4/2006

Wenn die Kasse zweimal klingelt

Was wäre, wenn auf dem Kassenzettel stünde, wie viel uns die Spritztour mit dem Auto wirklich kostet?

Quelle: Photocase.com, Composing: Öko-institut
Ein zweiter Blick ist nötig, um zu erkennen, welche Kosten der Autoverkehr wirklich verursacht.

Nehmen wir einmal an, wir haben eine Autofahrt von 500 Kilometern hinter uns und müssen jetzt die Tankstelle ansteuern. Unser typischer Mittelklassewagen – zum Beispiel ein VW Golf Variant, der auf 100 Kilometern 6,8 Liter* Super verbraucht – schluckt 34 Liter Super. Dafür zahlen wir 42 Euro* – erstmal. Aber dann klingelt die Kasse ein zweites Mal – und berechnet uns für den anteiligen Wertverlust des Wagens, Reparaturen, Steuern, Versicherungen etc. noch einmal 215 Euro*. Wahrscheinlich bräche eine Meuterei aus.

Oder eine Revolution. Denn vielleicht würden wir dann alle einen Drei-Liter-Wagen kaufen oder weniger mit dem Auto und häufiger mit der Bahn fahren oder aufs Carsharing umsteigen und uns öfter aufs Fahrrad schwingen.

Die externen Kosten durch Umweltschäden, die unsere 500-Kilometer-Fahrt verursacht hat, müssten eigentlich auch auf dem Kassenbon stehen. Aber da die Bewertung dieser Kosten je nach Standpunkt sehr unterschiedlich ausfällt und die Gesellschaft sie sowieso großzügig trägt, wollen wir bei den Marktpreisen bleiben.

Im Elektro-Markt entdecken wir einen schicken Kühlschrank, Energieeffizienzklasse A. Kaufpreis: 309 Euro*. Liest sich gut. Aber nur, bis die Kasse zum zweiten Mal klingelt. Da sehen wir nämlich, was uns dieser Kühlschrank am Ende seines Lebens durchschnittlich an Strom gekostet haben wird: 618 Euro* – bei den heutigen Strompreisen. Kalt überläuft es uns, denn wir wissen, dass die Energiepreise noch kräftig steigen werden.

Gerade wollen wir aus dem Geschäft fliehen, da fällt unser Blick auf einen gleich großen Kühlschrank nebenan. Den hatten wir eigentlich nicht in der Auswahl. Er ist zwar als Ökokühlschrank mit A++ gekennzeichnet, aber mit 330 Euro* zwanzig Euro teurer als unsere erste Wahl. Und für 20 Euro gäbe es immerhin schon einen Walkman, zwei Billig-T-Shirts aus Südostasien oder eine Lesebrille beim Brillen-Discounter.

Mit der ließe sich dann vielleicht wenigstens der Kassenzettel besser entziffern. Für den A++-Kühlschrank stünde dort: durchschnittliche Stromkosten über die gesamte Lebensdauer bei den heutigen Energiepreisen 352 Euro*. Der teurere Kühlschrank wäre also ein echtes Schnäppchen – wir würden insgesamt 245 Euro sparen.

Klingelt’s?!

Dr. Rainer Grießhammer,
stellvertretender Geschäftsführer am Öko-Institut

*Angaben nach ADAC-Kostenberechnung und Eco- TopTen-Marktübersicht des Öko-Instituts zu Kühl- und Gefriergeräten
Quelle: eco@work – Nachhaltiges aus dem Öko-Institut, 7/2006

zurück zum Inhalt