Reise 3/2006

Naturparke

Das Besondere im Alltäglichen

Naturparke, Nationalparke, Biosphärenreservate – diese drei Arten von Großschutzgebieten gibt es in der Bundesrepublik. Naturparke stellen dabei den größten Anteil – etwa ein Viertel der Fläche Deutschlands. Das Jahr der Naturparke 2006 soll diesen besonderen Naherholungsgebieten noch mehr Aufmerksamkeit verschaffen.

Foto: verband deutscher Naturparke e.V.
Gewachsense Kulturlandschaften machen den Reiz vieler Naturparke aus, wie hier im Naturpark Schwalm-Nette in Nordrhein-Westfalen.

Der Schwarzwald, die Lüneburger Heide oder das Altmühltal sind beliebte Ziele für Wochenendausflügler oder Kurzurlauber. Und sie gehören zu den mehr als 90 Naturparken in Deutschland – Regionen, in denen Mensch und Natur sich erholen können. „Das Besondere an dieser Art von Großschutzgebieten ist die Kombination von Natur- und Landschaftsschutz, nachhaltiger Bewirtschaftung, nachhaltiger Regionalentwicklung und nachhaltigem Tourismus. Naturparke streben eine Balance zwischen intakter Natur, guter Lebensqualität und wirtschaftlichem Wohlergehen an“, erläutert der Forstwirt und Landschaftsplaner Jörg Liesen vom Verband Deutscher Naturparke VDN, der Dachorganisation der Naturparke in Deutschland.

So sollen über Jahrhunderte gewachsene, vom Menschen geprägte Kulturlandschaften durch eine umweltschonende Land- und Forstwirtschaft erhalten werden. Das sichert das Überleben bedrohter Tier- und Pflanzenarten und bewahrt das ursprüngliche Erscheinungsbild der Naturparke. Dazu trägt auch der Ansatz der Regionalentwicklung bei, der sich zum einen auf wirtschaftliche Aspekte bezieht: Regionale Produkte sollen vermarktet werden, damit ein möglichst hoher Teil der Wertschöpfung bei der Bevölkerung bleibt. Zum anderen spielt die Bewahrung kultureller Besonderheiten, beispielsweise des traditionellen Handwerks, eine wichtige Rolle. Das stärkt nicht nur die Verbundenheit der Menschen mit ihrer Heimat, sondern lockt auch Besucher an. „Jeder einzelne Naturpark ist einzigartig. Das macht die Gebiete für Touristen attraktiv“, sagt Diplom-Biologin Martina Porzelt, die beim VDN unter anderem touristische Projekte koordiniert. Zahlreiche Regionen in Deutschland präsentieren sich auf diese Weise als lohnende Urlaubsziele und würdige Alternativen zum Billigflug nach Tunesien.

Foto: verband deutscher Naturparke e.V.
Panoramablick über den Rursee in der Eifel.

Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit sind weitere Aufgaben der Naturparke. Durch geführte Touren, Erlebnispfade, Infozentren und Vorträge erfahren Bewohner und Touristen mehr über die Pflanzen- und Tierwelt sowie über Geschichte und Kultur der Regionen.

Fast ein Viertel der Fläche Deutschlands nehmen die 95 Naturparke ein. Hinzu kommen knapp 30 weitere Großschutzgebiete: 14 Nationalparke und 14 Biosphärenreservate. Auch sie bieten Erholungsmöglichkeiten in intakter Natur. Bei den Nationalparken steht allerdings der Schutzgedanke im Vordergrund. Die Landschaft soll sich möglichst frei von menschlichen Einflüssen entwickeln, die Natur lediglich ihren eigenen Gesetzen folgen. „Natur Natur sein lassen“, lautet hier das Motto. In den Kernzonen der Schutzgebiete sind Besucher unerwünscht.

Naturparke und Biosphärenreservate verbindet eine ähnliche Aufgabe. Beide haben das Ziel, menschliches Handeln mit Landschaftsschutz in Einklang zu bringen. Anders als Naturparke dienen Biosphärenreservate vor allem als Modellregionen. Sie setzen gemeinsam mit den dort lebenden Menschen beispielhafte Konzepte zur Pflege und Entwicklung der Landschaft um, die sich auf andere Regionen übertragen lassen.

Grafik: Verband Deutscher Naturparke/
EUROPARC Deutsch
95 Naturparke gibt es mittlerweile in Deutschland.

Um die verschiedenen Formen von Großschutzgebieten bekannter zu machen, haben der VDN und Europarc Deutschland – ein Gremium, in dem Fachleute aller Schutzgebiete zusammenarbeiten – im vergangenen Jahr die Dachmarke „Nationale Naturlandschaften“ ins Leben gerufen. Darunter präsentieren sich Naturparke, Nationalparke und Biosphärenreservate gleichermaßen. Ziel ist es unter anderem, noch mehr Bundesbürger in die Naturparadiese vor ihrer Haustür zu locken. Die Nationalparke ziehen bereits etwa 20 Millionen Besucher im Jahr an. Aber auch die Naturparke seien lohnende Ziele, und das wolle man den Menschen zeigen, so VDN-Präsident Herbert Günther. Im Jahr der Naturparke 2006 haben die Regionen unter dem Motto „Natürlich Naturparke“ Gelegenheit sich zu präsentieren. Die von VDN und Europarc Deutschland veranstaltete und vom Bundesumweltministerium geförderte Aktion ist die erste große Image-Kampagne der Nationalen Naturlandschaften. Anlass ist die Geburt der Naturpark-Idee vor 50 Jahren: Im Juni 1956 machte der Hamburger Großkaufmann und Mäzen Alfred Toepfer in der Universität sein Programm für 25 Großschutzgebiete in Deutschland publik.

Qualitätsoffensive Naturparke

Als Instrument der Qualitätssicherung haben der VDN und Europarc Deutschland in Abstimmung mit den Naturparken das Siegel Qualitäts-Naturpark eingeführt. Grundlage ist ein Kriterienkatalog, der alle relevanten Handlungsfelder eines Naturparks berücksichtigt, unter anderem Naturschutz, Tourismus und Umweltbildung. Für die Erfüllung der verschiedenen Kriterien werden Punkte verteilt. Regionen, die eine bestimmte Punktzahl erreichen, dürfen sich Qualitäts-Naturpark nennen und mit dem Siegel werben. Schutzgebiete, die die erforderliche Zahl noch nicht schaffen, aber an der Initiative teilnehmen, werden als „Partner Qualitätsoffensive Naturparke“ ausgezeichnet.

Im Jahr der Naturparke stellen die Schutzgebiete ihre besonderen Angebote in zahlreichen Veranstaltungen und mit Aktionen auf Bundesebene, in den Ländern und den einzelnen Parken vor. Sie organisieren Wandertage, Ausstellungen oder naturkundliche Führungen.

Die Verantwortlichen wollen damit nicht nur die Bevölkerung erreichen. „Wir möchten gleichzeitig das Bewusstsein der Politiker ändern bzw. schärfen“, sagt Jörg Liesen vom VDN. „Wir wollen ihnen deutlich machen, welche Bedeutung Naturparke auch in wirtschaftlicher Hinsicht haben, gerade in strukturschwachen Regionen.“ Da ist es schon einmal ein gutes Zeichen, dass Bundespräsident Horst Köhler und zugleich die Ministerpräsidenten in den einzelnen Ländern die Schirmherrschaft für das Jahr der Naturparke übernommen haben.

Kirsten Lange

 

Veranstaltungs-Highlights

17./18.6.2006 Mecklenburg-Vorpommern-Tag: Die Naturparke in Mecklenburg-Vorpommern präsentieren sich in Ludwigslust.

12.–17.7.2006 Deutscher Wandertag in der Eifel: Die Eifeler Naturparke und der VDN präsentieren sich auf der Tourismusbörse in Prüm mit Angeboten für große und kleine Wanderer.

18.8.2006 Naturpark-Fest – 20 Jahre Naturpark Holsteinische Schweiz: Der Naturpark feiert seinen 20. Geburtstag, unter anderem mit dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Carstensen.

24.9.2006 Tag des Schwäbischen Waldes: Unter dem Motto „Der Natur auf der Spur“ gibt es im gesamten Naturpark Schwäbischer Wald zahlreiche Aktionen für Groß und Klein.

7.10.2006 Markt der Naturparke: Die Naturparke in Baden-Württemberg präsentieren sich im Kloster Maulbronn.

12.10.2006 Eröffnung der Wander-ausstellung „Mensch und Natur gehören zusammen“ der Thüringer Nationalen Naturlandschaften in Berlin

15.10.2006 Naturpark Saar-Hunsrück: Wanderung auf dem Panoramaweg Perl mit Umweltminister Stefan Mörsdorf

Weitere Infos:
www.naturparke.de
www.nationale-naturlandschaften.de
www.europarc-deutschland.de

 

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