Magazin 2/2006

McTicket

Vier Millionen Fahrkarten hat die Deutsche Bahn vom 6. März an in mehr als 1000 McDonald’s-Filialen angeboten.

Auf den ersten Blick wirkte das Angebot verlockend:
Für 99 Euro gab’s bei McDonald’s ein Heft mit vier Bahntickets für jede beliebig lange Strecke in Deutschland. Der zweite Blick dämpfte allerdings die Freude über das Schnäppchen: Die Billig-Billets gelten nicht freitags und sonntags, Kinder kommen nur bis zum Alter von sechs Jahren umsonst mit und nicht wie sonst bis 14 Jahre, die Karten müssen bis zum 1. Juni verfahren werden und sind nicht übertragbar.

Vier Millionen Tickets bot die Bahn über die Fast-Food-Kette an. Der Andrang auf die McDonald’s-Filialen hielt sich allerdings in Grenzen. Kein Wunder: Für Pendler war das Angebot wegen des Freitags- und Sonntagsfahrverbots unattraktiv. Zwar wollte das Unternehmen nach eigenen Angaben nicht in erster Linie diese Kunden ansprechen, sondern vor allem Autofahrer dazu ermuntern, die Bahn „für wenig Geld auszuprobieren“. Dass die Aktion dazu geeignet war, darf bezweifelt werden. Menschen, die allerhöchs-tens dann die Bahn nutzen, wenn ihr Wagen in der Werkstatt steht oder das Land im Schneechaos versinkt, geben kaum 100 Euro für Tickets aus, mit denen sie nicht einmal jeden Tag fahren dürfen. Erst recht nicht, wenn sie sich mit den üblichen Bahntarifen nicht auskennen und deshalb nicht vergleichen können, ob sich das Angebot wirklich für alle Strecken lohnt. Fest steht: Das Preissystem der Bahn ist verwirrend, und solange sich das nicht grundlegend ändert, sind Einmal-Aktionen wie bei McDonald’s so wenig nachhaltig wie Fast Food.

Kirsten Lange

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