Titel 1/2006

Kostbarer Rohstoff

Erdöl – aber sicher?!

Erdöl ist ein Garant für Wärme und Fortbewegung – noch.
Niemand kann genau einschätzen, wann das Ölzeitalter mit all seinen Risiken und Nebenwirkungen zu Ende geht. Bis der Punkt erreicht ist, werden weiterhin Jahr für Jahr Milliarden Tonnen des fossilen Brennstoffes rund um den Globus transportiert. Ein Über- und Ausblick.

Foto: BP
Trügerische Idylle: Durch den Betrieb von Bohrinseln fließen Jahr für Jahr etwa 9000 Tonnen Erdöl in die Nordsee.

 

 

Der Stoff, der aus der Tiefsee kommt

Erdöl ist im Wesentlichen ein Gemisch aus Tausenden von Kohlenwasserstoffen, das sich über Millionen von Jahren entwickelt hat.

Ausgangsstoffe für Erdöl sind pflanzliche und tierische Mikroorganismen, wie z.B. Plankton, einzellige Lebewesen, die sich in oberen Wasserschichten bilden, wo sie durch Sonnenenergie genährt werden. Im Laufe von Jahrmillionen sterben riesige Mengen Plankton ab und sinken auf den Meeresboden. Unter Mithilfe von Bakterien werden die organischen Substanzen in einem komplizierten und langwierigen Prozess in Kohlenwasserstoffe umgewandelt. Damit aus diesem Grundstoff Erdöl wird, ist hoher Druck notwendig. Das heißt, anorganisches Material wie beispielsweise Sand muss sich über dem Tiefseeschlamm ablagern und verdichten. Es gab zwei Hauptperioden der Erdölbildung: eine vor 200 bis 350 Millionen Jahren und eine zweite vor 20 bis 150 Millionen Jahren.

Heutzutage unterscheidet man zwischen Erdöl als Naturprodukt, mit einem hohen Wasseranteil und anderen Verunreinigungen, Rohöl in der Industrie vor der Verarbeitung und Mineralöl, wie Produkte nach der Verarbeitung genannt werden, u.a. Benzin, Kerosin, Heizöl oder Schmieröl.

Erdöl bezeichnet man auch als Leichtöl. Davon unterschieden werden zähflüssigere Schwer- und Schwerstöle, die bereits mehrfach traurige Berühmtheit erlangt haben, beispielsweise beim Unglück des Tankers „Exxon Valdez“ im Jahr 1989, als mehrere Tausend Tonnen Schweröl die Küste Alaskas verseuchten. Schweröl enthält viel Schwefel und ist für die Umwelt besonders riskant. Die krebserregende Substanz wird häufig als Schiffsbrennstoff sowie zur Befeuerung von Kraftwerken und Industrieanlagen verwendet.

   
 

Deutschlands Ölquellen

Die Bundesrepublik hat zwar eigene Erdölreserven, doch die decken gerade einmal drei Prozent des jährlichen Bedarfs ab.

2004 hat Deutschland mehr als 110 Millionen Tonnen Rohöl importiert. Hauptlieferanten sind Russland, Norwegen, Großbritannien und der OPEC-Staat Libyen. Der Einfluss der OPEC-Mitglieder hat sich in den vergangenen Jahren insgesamt erheblich reduziert: 2004 stammte etwa ein Fünftel des importierten Öls von der OPEC. Ungefähr ein Drittel des in der Bundesrepublik verbrauchten Erdöls wird in der Nordsee gefördert, d.h. auf norwegischem und britischem, aber auch auf deutschem Gebiet. Am südlichen Rand des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer befindet sich Mittelplate, Deutschlands einzige Bohrinsel und die einzige Ölplattform im Wattenmeer. Weitere Quellen befinden sich im Emsland. Das in der Bundesrepublik ans Tageslicht gebrachte Öl wird hierzulande komplett verbraucht.

Für den Notfall wird Öl auf Vorrat gehalten. Die gesetzlich vorgeschriebenen sogenannten strategischen Reserven müssen mindestens für 90 Tage reichen. Sie lagern unterirdisch in Salzstöcken bei Wilhelmshaven, Bremen, Hamburg und Heide.

Eingekauft wird das in Deutschland benötigte Öl direkt von den Mineralölfirmen bzw. den Betreibern der Raffinerien, in denen der Rohstoff weiterverarbeitet wird. Die Firmen schließen – meist langjährige – Lieferverträge mit Unternehmen in den Exportländern ab. Entscheidungskriterien sind unter anderem die Qualität des angebotenen Öls sowie die Transportmöglichkeiten per Tanker und Pipeline. Nach Auskunft des Mineralölwirtschaftsverbands achten die Importeure außerdem darauf, möglichst viele Bezugsquellen zu haben, um nicht in eine einseitige Abhängigkeit zu geraten.

 

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