Magazin 1/2006

Frankreich fliegt vor

Als erstes Land weltweit führt Frankreich zum 1. Juli dieses Jahres eine Solidaritätsabgabe auf Flugtickets ein.

Foto: Photocase.de

Für Inlandstrips und Reisen ins europäische Ausland sollen Passagiere künftig eine Abgabe von einem Euro in der Economy Class und zehn Euro in der First sowie Business Class zahlen, für internationale Flüge fallen vier bzw. 40 Euro an. Das Geld soll in Umwelt- und Entwicklungsprojekte, vor allem in Afrika, fließen. Die französische Regierung rechnet mit jährlichen Einnahmen von 200 Millionen Euro. Die Abgabe wird allerdings nur dann erhoben, wenn die Maschinen in Frankreich starten. Nicht zahlen müssen Transferpassagiere, die auf einem französischen Flughafen lediglich umsteigen.
Umweltverbände begrüßten den Vorstoß Frankreichs. „Der reiche Norden ist Hauptverursacher des von Menschen verursachten Klimawandels, der Süden Hauptleidtragender. Und der Flugverkehr trägt an dieser Entwicklung zunehmend eine Mitschuld. Daher ist es nur gerecht, wenn die Flugreisenden für die Folgen ihres Handelns auch bezahlen“, unterstrich der Projektleiter Flugverkehr beim VCD, Ulrich Kohnen.
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hatte im September 2005 eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, in der die Initiative einiger Länder zur Erhebung der Solidaritätsabgabe erwähnt wird. Neben Frankreich hatten Algerien, Brasilien, Chile, Spanien und auch Deutschland angekündigt, die Abgabe dieses Jahr einzuführen. Nach Auskunft von Jürgen Frank, Sprecher im Bundesverkehrsministerium, ist das zwar durchaus Thema im Kabinett. „Es gibt jedoch noch keinen offiziellen Zeitpunkt, an dem die Regierung darüber abstimmen will“, sagte Frank im Gespräch mit der fairkehr.
Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) kritisiert die geplante Sonderabgabe auf Flugtickets in Deutschland. „Sie hätte vor allem eines zur Folge: Die Verzerrung des internationalen Wettbewerbs zum Schaden der Reisenden und zum Schaden der Mitarbeiter der betroffenen Unternehmen“, so BTW-Generalsekretär Michael Rabe.
Vermutlich muss sich die Tourismuswirtschaft vorerst keine Sorgen machen. Bis hierzulande ein Vorschlag Gesetz wird, kann etliche Zeit verstreichen. Es ist anzunehmen, dass Flugreisende in Deutschland auch noch im Jahr 2007 ohne Solidaritätsbeitrag in die Luft gehen.

Kirsten Lange

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