Editorial 1/2006
 

Reisenotizen

 
Michael Adler

Foto: www.marcusgloger.de

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Diese Aufforderung von Erich Kästner zum praktischen Handeln mag all jenen als Mahnung gelten, die kompetent über „umweltfreundliches Reisen“ herumtheoretisieren und dann doch bei nächstbester Gelegenheit ins Flugzeug steigen. Die drei österreichischen Ministerien für Wirtschaft, Verkehr und das Lebensministerium hatten zu einer internationalen Tagung unter dem Titel „Umweltfreundlich reisen in Europa“ in die Wiener Hofburg geladen. Die rund 500 Konferenzteilnehmer aus 28 Nationen waren sich schnell einig darin, was getan werden müsste: Fliegen müsste teurer werden, Bahnfahren einfacher und sanfter Urlaub müsste pauschal buchbar sein. Aber wer tut es?

17 Urlaubsorte in Deutschland, Frankreich, Italien, der Schweiz und Österreich taten etwas, in dem sie sich unter der Überschrift „Alpine Pearls“ auf der Wiener Konferenz zu Bahnanreise und sanfter Mobilität vor Ort bekannten. Tun Sie jetzt etwas und fahren Sie hin. (www.alpine-pearls.com)

Ein Workshop in Wien befasste sich mit dem entscheidenden Thema „Transport“. Marcel Rommerts, bei der EU-Kommission für Energie und Transport zuständig, hielt einen spannenden Vortrag mit präziser Analyse dessen, was getan werden müsste. Er selbst könne jedoch nichts tun. Dafür brauche es couragierte Politiker.

Außerdem stritt sich am Ende die Vorstandsvorsitzende der ÖBB-Personenverkehr AG mit einem Vertreter des Verkehrsministeriums über die Frage, ob Österreich genug Geld für die Bahn ausgebe. Zum Thema Mobilität war also nichts Gutes zu berichten.

Es wurde in Wien heftig beklagt, dass es keinen Nachtzug mehr von Wien nach Brüssel gäbe. Keiner, der Fachleute fühlte sich jedoch für die Lösung dieses Problems zuständig. Europäischer Bahnverkehr wird als Alternative zum Flugzeug gebraucht. Wer tut hier endlich etwas?

Auf der Rückfahrt zwischen Mannheim und Frankfurt-Flughafen las ich Teile unserer aktuellen Titelgeschichte über die Endlichkeit der Ölressourcen, die ölbedingte Umweltverschmutzung. Parallel unterhielten sich drei Fahrgäste über ihre letzten Urlaubsziele: Mexiko, Malediven, Safari in Afrika. Der Grundtenor war eher gelangweilt. Aber, so sagte eine Frau um die 60, wissen Sie, ich bin noch berufstätig, da braucht man ab und zu ein bisschen Abwechslung.

Obwohl ich in dieser Woche vielen Menschen begegnet bin, die guten Willens sind, steht am Ende eine gehörige Portion Resignation. Das Gute, also das, was getan werden müsste, ist im Volk nicht bekannt und die Anreize, es zu tun, sind nicht gesetzt.

Tun wir also, was wir können. Mit der aktuellen Titelgeschichte zu den Wegen des Öls schaffen wir Bewusstsein für die Endlichkeit unserer momentanen Lebensweise. Mit unserem neuen Verlagsprodukt „Verträglich Reisen“ zeigen wir Alternativen zum alltäglichen Flugtourismus. Die Resonanz ist groß und bisher ausschließlich positiv. Tun auch Sie, was Sie können.

 

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