Magazin 5/2005

Neubaustrecke europatauglich?

Eine Untersuchung stellt die geplante „Bahnmagistrale für Europa“ über Stuttgart– Ulm in Frage. Der VCD fordert eine Überprüfung der Planungen.

Foto: Volker Lannert

Der Neubau der Bahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke von Stuttgart nach Ulm wird oft als Kernstück der „Magistrale für Europa“ von Paris nach Budapest bezeichnet. Eine neue Untersuchung von Eisenbahn-Ingenieur Sven Andersen kommt aber zu dem Ergebnis, dass die Planungen auf Grund der starken Steigungen nicht mit den Europäischen Richtlinien für den Hochgeschwindigkeitsverkehr vereinbar sind. „Die neue Strecke mit über 24 Promille Steigung auf 15,9 Kilometer Streckenlänge entspricht einer Alpenbahn, nicht aber einer europäischen Hochgeschwindigkeits-strecke“, so Sven Andersen. Für das Befahren der Neubaustrecke Stuttgart–Ulm müssten die Hochgeschwindigkeitszüge ICE oder TGV mit teuren Sondereinrichtungen bestückt werden, die den Regelungen zur Interoperabilität widersprächen.

Der VCD nimmt die Untersuchung zum Anlass, eine Überprüfung der gesamten Planungen inklusive des umstrittenen Bahnhofsprojektes Stuttgart 21 zu fordern. VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb sagte: „Derzeit werden einzelne Abschnitte der Trasse planfestgestellt, ohne dass die gesamte Strecke auf Europatauglichkeit überprüft worden ist.“ Es sei zu befürchten, dass der TGV auf seiner Fahrt von Paris nach München und Wien nur bis kurz hinter Stuttgart komme, da dort die starke Steigung zu lang werde und die Motoren sich zu sehr erwärmten.

Die Untersuchung zeige, dass den Planungen zur Neubaustrecke kein belastbares Betriebskonzept zu Grunde liege. „Während in Frankreich und der Schweiz vor dem Bau neuer Schienenstrecken vernünftige Betriebskonzepte entwickelt werden, die dann Grundlage für den Bau sind, verfährt man in Deutschland leider gerade umgekehrt“, kritisierte Lieb die Deutsche Bahn, „zuerst wird eine Strecke geplant und gebaut – dann erst überlegt man sich ein Betriebskonzept und bedenkt die Kosten. Dies führt zu verlustbringenden Fernverkehrszügen.“

Weitere Informationen:
VCD-Landesgeschäftsstelle Baden-Württemberg, Tel. (0711) 6070217, Fax 6070218, www.vcd-bw.de, VCDLVBW@t-online.de
Die VCD-Alternative zur Wirtschaftlichkeit der Neubaustrecke Stuttgart–Ulm als Download im Internet: www.vcd-bw.de

 

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