Titel 4/2005

Saubere Luft

Kein Diesel ohne Filter

In Deutschland sind rund neun Millionen Diesel-Pkw zugelassen. Davon fahren die meisten ohne Partikelfilter und verpesten die Luft mit gefährlichen Rußpartikeln. fairkehr gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Filtertechniken und den politischen Stand der Dinge.

Fotos: Marcus Gloger
Nicht nur Zigaretten, auch rauchende Dieselautos schaden der Gesundheit.

Der VCD kämpft schon seit vielen Jahren dafür, Dieselfahrzeuge serienmäßig mit Partikelfilter auszustatten und alle alten Diesel nachzurüsten. Immer noch kommen nach einer Meldung des Verbands der deutschen Automobilindustrie (VDA) zwei Drittel aller Diesel-Neuwagen in Deutschland ohne Partikelfilter auf die Straße. Mercedes ist der einzige deutsche Automobilhersteller, der alle Dieselfahrzeuge mit Filtern ausstattet. Opel und BMW haben die Zahl der Modelle mit Filter immerhin gesteigert. Der große Bremser unter den Herstellern bleibt Volkswagen. „Es ist geradezu grotesk, wenn der absatzstärkste Hersteller die wenigsten Dieselautos mit Filter im Angebot hat. Vor allem das Massenmodell Golf fehlt immer noch auf der Liste sauberer Diesel“, beklagt Autoexperte Gerd Lottsiepen.

Autos in der Klasse des Ford Fiesta, VW Polo, Opel Corsa oder Toyota Yaris haben noch keine Filter. Gerade die kleinen Fahrzeuge sind aber überwiegend im Stadtverkehr unterwegs und tragen so erheblich zur Belastung mit gesundheitsschädlichem Feinstaub bei. Der VCD rät Neufahrzeuge unbedingt mit vollwertigem Partikelfilter zu kaufen. „Sonst drohen künftig – zusätzlich zur Belastung von Mensch und Umwelt – erhöhter Wertverlust und Fahrverbote“ sagt der stellvertretende Bundesvorsitzende Hermann-Josef Vogt. Für die Nachrüstung sieht es allerdings momentan düster aus. Nachdem der Bundesrat den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur steuerlichen Förderung sauberer Dieselfahrzeuge kürzlich abgelehnt hat, werden die Zulieferer bis auf weiteres keine vollwertigen Nachrüstsätze anbieten.

Die VCD-Liste „Diesel mit Filter“ sowie weitere Infos gibt es unter www.vcd.org

 

Partikelfilter

Anders als im Benzinmotor entstehen während der Verbrennung im Dieselmotor feinste Rußpartikel. Ungefiltert gelangen die gesundheitsschädigenden Teilchen mit dem Abgasstrom durch den Auspuff in die Luft. Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Systeme, die Rußpartikel aus Dieselfahrzeugen herausfiltern.

Geschlossenes System:
Wandstromfilter

Funktionsweise: Die Abgase strömen durch die Kammern eines Keramikfilters. Rußpartikel, auch die kleinsten, können die feinporösen Wände nicht passieren und bleiben hängen. Ein Messgerät überwacht diesen Prozess und leitet, sobald der Filter verstopft ist, die so genannte Regeneration ein: Verschiedene Mechanismen erhöhen die Temperatur im Motor und der Ruß verbrennt vollständig im Filter. Die Regeneration setzt nach 300 bis 500 Kilometern ein – bei häufigen Stadtfahrten früher, bei langen Autobahnfahrten später.
Wirksamkeit: Partikel aller Größenklassen, also auch die gefährlichen ultrafeinen Teilchen, werden zu mindestens 95 Prozent herausgefiltert.
Einsatz: Neufahrzeuge sind mit geschlossenem System ausgestattet. Eine regelmäßig aktualisierte Liste mit allen Dieselmodellen, die serienmäßig einen Filter haben, bietet der VCD.
Nachrüsten: Der Hersteller HJS hat Wandstromfilter entwickelt, die nachträglich in Dieselautos eingebaut werden können. Zur Zeit sind sie aber noch nicht erhältlich.
Anbieter: www.hjs.com
Kosten: Voraussichtlich 900 bis 1400 Euro

Offenes System:
Durchflussfilter

Funktionsweise: Die Abgase werden gezielt durch dünne Stahlfolien geleitet, die größeren Partikel bleiben an der Innenseite des Filters hängen. Bei ausreichend hohen Temperaturen werden die Partikel dort kontinuierlich verbrannt.
Wirksamkeit: Offene Systeme filtern nur 30 bis 50 Prozent der Partikel.
Einsatz: Durchflussfilter können in alle Dieselautos eingebaut werden. Wegen der geringen Wirksamkeit sollten aber nur Fahrzeuge, in die keine Wandstromfilter eingebaut werden können, solche Filter erhalten.
Umrüsten: Durchflussfilter können binnen einer Stunde nachträglich eingesetzt werden. Derzeit sind keine Umrüstbausätze auf dem Markt, da die Hersteller mit der Produktion so lange warten, bis die Politik über die technischen Vorgaben und über die steuerlich Förderung entschieden hat.
Anbieter: www.hjs.com, www.twintec.de, www.city-filter.de, www.dieselrussfilter.de
Kosten: Voraussichtlich um die 500 Euro

 

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