Magazin 4/2005

Vom Fisch zum Auto

Innovation aus dem Meer: Für das Themenauto Bionic-Car suchte sich Mercedes ein Modell aus der Tierwelt.

Fotos Daimler-Chrysler
Auch wenn es nicht so aussieht: Der Kofferfisch hat einen extrem strömungsgünstigen Körperbau.

Kantig und gelb mit schwarzen Sprenkeln – so sieht der Fisch aus, der die Ingenieure von Daimler-Chrysler inspiriert hat. Sie zogen für ihr neues Themenauto „Bionic-Car“ den plumpen Kofferfisch gegenüber schnittigen Meeresbewohnern wie Haie oder Delfine vor.

Bionik heißt das noch junge interdisziplinäre Forschungsgebiet, das Biologie mit Technik kombiniert. Bioniker erforschen Baupläne von Tieren und Pflanzen, versuchen sie zu kopieren und dann technisch nutzbar zu machen. Auf diesem Wege entstand seinerzeit der Klettverschluss.

„Wir wollten wissen, was die Automobilindustrie von der Natur lernen kann“, sagt Eva Lenhardt, Pressesprecherin von Daimler-Chrysler. Für das Projekt „Bionic- Car“ hätten Autoentwickler und Biologen Hand in Hand gearbeitet und zum ersten Mal gezielt nach Konstruktionsvorbildern in der Tierwelt gesucht. Fündig geworden seien sie in den tropischen Meeren, wo der Kofferfisch zwischen Korallen und Seegras lebt. Überzeugt habe der Fisch durch seinen extrem strömungsgünstigen Körper und das Bauprinzip der Haut. Sie besteht aus sechseckigen Knochenplättchen, die so verwachsen sind, dass sie einen starren Panzer bilden, der bei geringstem Gewicht ein Höchstmaß an Festigkeit bietet.

Den Forschern gelang es, einen Prototypen nach dem Kofferfischprinzip zu entwickeln: einen viersitzigen Kompaktwagen, der genauso stabil und crash-sicher ist wie vergleichbare Fahrzeuge, aber rund ein Drittel leichter. Deshalb verbraucht er nur 4,3 Liter Sprit.

Fotos Daimler-Chrysler
Nach dem Bauplan des Kofferfischs entwickelten Biologen und Fahrzeugingenieure gemeinsam den Prototypen „Bionic Car“. Es ist leicht, verbraucht wenig Sprit und ist insgesamt umweltschonend.

Was die Umweltverträglichkeit angeht, kann sich das Bionic-Mobil sowieso sehen lassen. Der Diesel-Direkteinspritzer hat einen Oxidationskatalysator, einen Partikelfilter und ist mit der SCR-Technologie (Selective Catalytic Reduction) ausgestattet. Mit Hilfe eines Zusatzbetriebstoffes, hier Harnstoff, werden so bis zu 80 Prozent der giftigen Stickoxid-Emissionen in unschädlichen Stickstoff und Wasser umgewandelt. „Diese Technik wird heute schon in Lkw und anderen Nutzfahrzeugen eingesetzt und wurde mit dem Prototyp des Bionic Car erstmals für einen Pkw erprobt“, erklärt Eva Lenhardt. Ein serieller Einsatz der SCR-Technologie in Pkw sei aber erst in ein paar Jahren möglich. Die Erkenntnisse aus dem Projekt „Bionic-Car“ werde der Automobilkonzern weiterentwickeln, vor allem das Leichtbaukonzept.

 

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