Seite 5 - 3/2005

Naturschutz

Neuer Jobmotor

Naturschutz garantiert Arbeitsplätze in Deutschland. Er ist ein wichtiger Faktor für den Tourismus und damit eine zentrale Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung des ländlichen Raumes. Das zeigt eine neue Studie des Bundesamtes für Naturschutz.

Foto: Ostbayern Tourismus  

 

Nationalparke helfen nicht nur der Natur. Sie treiben auch nachhaltig die Entwicklung ländlicher Regionen an und schaffen Arbeitsplätze.

Jetzt ist es endlich wissenschaftlich bewiesen: Großschutzgebiete wie Nationalparke, Naturparke und Biosphärenreservate kurbeln den Tourismus in ländlichen Regionen an, sind beachtliche Wirtschaftsfaktoren und schaffen Arbeitsplätze. Das belegt die aktuelle Studie des Bundesamtes für Naturschutz. Hubert Job von der Universität München untersuchte mit seinem Team den ökonomischen Nutzen des Nationalparks Müritz in Mecklenburg-Vorpommern und der Naturparke Altmühltal in Bayern und Hoher Fläming in Brandenburg.

Rund 13,4 Millionen Euro gaben die Nationalparkbesucher 2004 in der Region rings um die Müritz aus. Umgerechnet entspricht das laut Studie 630 Arbeitsplätzen. Auch die beiden untersuchten Naturparke zeigen positive wirtschaftliche Effekte. Im Naturpark Altmühltal betrugen die Bruttoumsätze durch Tourismus 20,7 Millionen Euro (483 Arbeitsplätze). Im Naturpark Hoher Fläming kamen 6,2 Millionen Euro zusammen (211 Jobs). Wie viele Arbeitsplätze letztendlich entstehen, hängt nicht nur vom Umsatz sondern auch von der Struktur der jeweiligen Regionen ab. „Außerdem sind die Arbeitsplatzzahlen Ergebnisse sehr konservativer Berechnugen und als Minimumwerte zu verstehen. In der Realität leben sicherlich noch mehr Personen von den Touristen“, erklärt der Wissenschaftler Hubert Job. Wie viele Arbeitsplätze bundesweit vom Naturschutz abhängen, kann noch niemand sagen. Derzeit können Urlauber in Deutschland zwischen 90 Naturparken, 15 Nationalparken und 14 Biosphärenreservaten wählen.

Ulrich Köster vom Verband Deutscher Naturparke ist zufrieden. „Die Studie beweist, dass gemeinschaftliche Konzepte von Naturschutz, Wirtschaft und Tourismus Sinn machen und erfolgreich sind. Jetzt ist bewiesen, dass Großschutzgebiete nicht ausschließlich dem Naturschutz dienen, sondern auch nachhaltig die Regionalentwicklung fördern“, betont Köster.

Jobs Studie belegt, dass gerade in strukturschwachen Gebieten mit hoher Arbeitslosigkeit Großschutzgebiete eine ernst zu nehmende wirtschaftliche Rolle spielen. „Der Nationalpark Müritz ist größter Arbeitgeber in der Region“, berichtet der Wissenschaftler. Er fordert, die Synergien von Tourismus und Naturschutz besser zu nutzen. „Das soll nicht heißen, dass immer mehr Menschen in die Nationalparke rein sollen – diese Schutzgebiete dienen immer noch in erster Linie dem Naturschutz“, sagt Job. Aber die Tourismusregionen könnten mit der Marke Nationalpark mehr Kurzurlauber statt Tagesausflügler in die Gebiete locken. Die Studie habe gezeigt: Kurzurlauber lassen einerseits mehr Geld in der Region als Tagesgäste und beschäftigen sich andererseits auch mehr mit der Nationalparkphilosophie.

Leitfaden für Laien

Job begreift die Studie als Pilotprojekt. Sein nächstes Ziel ist es herauszufinden, wie viele Arbeitsplätze bundesweit an Großschutzgebiete gebunden sind. Eine Herausforderung bei über 100 Großschutzgebieten, die man nicht über einen Kamm scheren kann. Deshalb hat Job eine einfache und kostengünstige Methode erarbeitet, mit der die Verantwortlichen der Großschutzgebiete ihre wirtschaftlichen Effekte selbst erheben und berechnen können. So sollen bald vergleichbare Zahlen zu allen Großschutzgebieten zusammen kommen. Um die Arbeit zu vereinfachen, gibt das Bundesamt für Naturschutz zusätzlich zur wissenschaftlichen Studie einen Leitfaden heraus, der den National- und Naturparken bei den Datenerhebungen helfen soll.

Für Bundesumweltminister Jürgen Trittin, dessen Ministerium die Studie finanziert hat, belegen die Ergebnisse der Untersuchung ganz klar, dass es sich lohnt, in Großschutzgebiete zu investieren, und dass Naturschutz beachtliche positive Einkommenseffekte entfalten kann.

Valeska Zepp

 

Die Studie ist ab Juli beim Bundesamt für Naturschutz erhältlich. Info: BfN, Konstantinstraße 110, 53179 Bonn, Tel.: (0228) 8491-0, E-Mail: pbox-bfn@bfn.de

 

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