Magazin 3/2005

Zukunftsfähiger Nahverkehr

Das EU-Projekt SIPTRAM zeigt, wie Angebote und Umweltqualitäten des ÖPNV in europäischen Städten gesteigert werden können.

Foto: www.marcusgloger.de

Ein attraktiver und umweltfreundlicher ÖPNV ist die Voraussetzung dafür, dass Menschen vom Auto auf Busse und Bahnen umsteigen. Das entlastet Innenstädte von Staus, Lärm, Abgasen und Unfällen. Vielerorts stellt der ÖPNV bereits eine attraktive Alternative zum Individualverkehr dar. Doch der Erfolg kommt nicht von alleine.

Der VCD, das Städtenetzwerk ICLEI und T&E, der Europäische Verband für Verkehr und Umwelt, haben im Rahmen des EU-Projektes „SIPTRAM – Sustainability in the Public Urban Transport Market“ zukunftsfähige Instrumente zusammengestellt, die die Angebots- und Umweltqualität des ÖPNV in europäischen Städten steigern. Die positiven Beispiele zeigen, wie trotz teilweise unsicherer Rahmenbedingungen Kommunen und Verkehrsunternehmen attraktive ÖPNV-Angebote schaffen können.

Die Städte haben es selbst in der Hand, die Qualität ihres ÖPNV festzulegen. Werden Verkehrsleistungen wettbewerblich ausgeschrieben, können Kommunen Angebots- und Umweltstandards vorab festlegen. Verkehrsunternehmen, die sich für einen solchen Auftrag bewerben, müssen dann diese Standards berücksichtigen. In Deutschland sind Ausschreibungen von städtischen Nahverkehrsleistungen noch die Ausnahme, doch künftig ist – wie beim Nahverkehr auf der Schiene – mit mehr Wettbewerb zu rechnen.

Andere Länder in Europa sind schon weiter: Vor allem in Skandinavien sind Ausschreibungen im kommunalen ÖPNV seit Jahren gängige Praxis. Die Ergebnisse dieser Länder zeigen, dass durch die wettbewerbliche Vergabe von ÖPNV-Leistungen Umwelt- und Sozialstandards verbessert und mehr Fahrgäste für Busse und Bahnen gewonnen werden konnten. Von den dort gemachten Erfahrungen können andere Städte lernen. Angesichts knapper Kassen besonders interessant: Durch effizienten Einsatz öffentlicher Mittel konnten die ÖPNV-Kosten bei gleichzeitiger Ausweitung des Angebots gesenkt werden.

Am Beispiel der schwedischen Stadt Göteborg, die seit 1992 Buslinienverkehre ausschreibt, lässt sich der Erfolg eindrucksvoll zeigen: In Göteborg hat sich der Kostendeckungsgrad des ÖPNV zwischen 1991 und 2003 von 30 auf 60 Prozent verbessert. Der städtische Fuhrpark erfüllt bereits jetzt die Abgasnormen, die gesetzlich erst in einigen Jahren vorgeschrieben sind. Das Wichtigste dabei: Die Menschen nutzen den Nahverkehr. Zwischen 1990 und 1997 stiegen die Fahrgastzahlen um 7,5 Prozent.

Versteckte Kosten

Öffentliche Gelder werden nicht nur für den ÖPNV ausgegeben. Erhebliche Mittel fließen in den innerstädtischen Autoverkehr. Insgesamt geben deutsche Städte schätzungsweise 15 Milliarden Euro für den Autoverkehr aus. Davon sind aber nur zwischen 15 und 45 Prozent durch Einnahmen gedeckt. Umgelegt auf alle Einwohner entsprechen die ungedeckten Kosten jährlich rund 150 Euro pro Kopf.

Oft ist den Kämmerern in Städten und Gemeinden gar nicht bewusst, wie viel Geld sie für den Autoverkehr ausgeben. Neben den bekannten Größen für Straßenbau und -unterhalt gibt es eine ganze Reihe versteckter Kosten, wie Bau und Instandhaltung von Parkplätzen, Straßenreinigung, -beleuchtung und -entwässerung. Im Fokus befinden sich jedoch meist nur die öffentlichen Zuschüsse für den ÖPNV, die für Kürzungen zur Disposition stehen. Im Sinne einer nachhaltigen Gestaltung des städtischen Verkehrs gehören die Mittel effizient und umweltgerecht eingesetzt.

Ohne politische Unterstützung und entsprechendes Handeln bleiben Bemühungen zur Verbesserung des ÖPNV-Angebots erfolglos. Mit dem SIPTRAM-Projekt wurde vielerorts ein Diskussionsprozess angestoßen, wie der Stadtverkehr der Zukunft nachhaltig und effizient gestaltet werden soll.

Michael Müller

Weitere Infos zum Projekt:
www.vcd.org/themen/04d.html
Mehr Lesen in Broschüren von ICLEI und VCD:
• „Zukunftsfähiger öffentlicher Nahverkehr für Europa – Gute Beispiele nachmachen.“
• „Versteckte Kosten des städtischen Autoverkehrs – Öffentliche Gelder für den privaten Verkehr“
Beide Broschüren sind gegen eine Versandkostenpauschale in Höhe von 2,50 Euro erhältlich beim:
VCD Versandservice,
Heinrich-Sommer-Str. 13, 59939 Olsberg, Tel./Fax: 02962/800-152/-155, bestellung@vcd.org

 

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