Magazin 3/2005

Ein Plan für Grüne Wege

In Berlin engagieren sich Bürgerinnen und Bürger für ein Netz von 550 Kilometern Spazierwegen durch die Hauptstadt.

Foto: Regina Henke
Ein grünes Wegenetz zieht sich durch alle Berliner Bezirke.

Zum Spazierengehen muss man nicht aufs Land fahren. Auch in Großstädten wie Berlin gibt es Parks und Wälder, Pfade an Flüssen, Seen oder Bachläufen und Wege entlang ruhiger, begrünter Straßen – man muss sie nur finden. Mit Glück lässt einen der Zufall den schattigen Uferweg entdecken, aber wer neu in der Stadt oder im Viertel ist, landet als Fußgänger auf den Bürgersteigen der Verkehrsadern. Auf herkömmlichen Stadtplänen ist die Qualität von Fußwegen nicht abzulesen.

Engagierte Berlinerinnen und Berliner arbeiten an einem neuen Plan. Als Flaneure sind sie in allen Stadtteilen unterwegs und tragen ein Netz von 550 Kilometern schöner Fußwege zu 20 sogenannten Grünen Hauptwegen zusammen – ein Vorhaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, das im Berliner Landschaftsprogramm begründet ist. Sie suchen nach Lücken, finden Umwege und erkunden die Qualität der Wege. Ist einmal alles fertig, können Besucher und Bewohner der Hauptstadt auf diesem Wegenetz ihre täglichen Wege, den Spaziergang mit dem Kinderwagen, das Fitness-Training oder längere Ausflüge ohne Belästigung und Gefährdung durch den Autoverkehr genießen.

Initiatorin und Hauptverantwortliche des Projektes ist Eva Epple. Mit ihr steht und fällt der Plan. 2003 hat die Berlinerin mit Unterstützung des Fachverbandes Fußverkehr Deutschland, FUSS e.V, ihre Idee beim Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) eingereicht und konnte 2004 mit 12600 Euro aus Lottomitteln starten. Seither sind die ehrenamtlichen Flaneure mit Checklisten, Stift und Arbeitskarten unterwegs.

Mittlerweile sind die 550 Kilometer nahezu erfasst, nur noch wenige Strecken sind zu vergeben. „Leider ist das Startgeld längst aufgebraucht“, beklagt Eva Epple die ständige Unterfinanzierung ihres Projektes. Zwar schmückt sich die Stadt Berlin mit den 20 Grünen Hauptwegen und präsentiert das Projekt auf ihren Internetseiten, mit angemessener finanzieller Unterstützung tut sich die Verwaltung jedoch schwer.

Gerade jetzt wird aber Geld gebraucht, um die eingegangenen Ergebnisse der Flaneure auszuwerten. Pläne für Spaziergänger, auf denen die Wege eingezeichet und beschrieben sind, sollen in absehbarer Zeit entstehen – wenn nicht gedruckt, dann wenigstens als Download im Internet.

„Wir können Frau Epple mit Geld aus den Agenda-Mitteln unterstützen,“ verspricht Ingrid Cloos von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nach einem halben Jahr der Ungewissheit für das Projekt. Sie weiß aber auch, dass die Finanzspritze lediglich für eine erste (Teil-)Auswertung der Flaneurberichte reicht. Die Senatsverwaltung freut sich über das große Engagement der Bürgerinnen und Bürger und hofft für die spätere Beschilderung der Wege auf die Zusammenarbeit mit den Berliner Wandervereinen.

Während die Städte für die Asphaltierung eines Teilstücks Autostraße locker Millionen ausgeben, muss sich die Restgröße Fußgängerverkehr immer noch mit den Krümeln zufrieden geben, die vom großen Kuchen der Stadtverkehrsplanung abfallen.

Uta Linnert

 

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