Magazin 3/2005

Auf der Flucht vor der Maut

Um der Maut auf Autobahnen zu entgehen weichen viele Lkw auf Bundesstraßen aus und plagen die Anwohner.

Foto: Volker Lannert

Über 800 Fragebogen hat der VCD in den ersten beiden Monaten seiner Aktion bereits ausgewertet. In allen klagen Menschen, die an Durchgangsstraßen wohnen, über einen deutlichen Anstieg des Schwerlastverkehrs vor ihrer Haustür oder auf dem Weg zur Arbeit. Bei den Lastern handelt es sich nicht zuletzt um Lkw, deren Eigentümer sich die Maut sparen wollen. Seit 1. Januar 2005 müssen Lastwagen für die Benutzung der Autobahnen in Deutschland zahlen. Um dieser Pflicht zu entkommen, weichen sie an vielen Orten auf Bundes-, Landes- und Gemeindestraßen aus.

„Der VCD hat die streckenabhängige Lkw-Maut, die nach jahrelanger Diskussion nun endlich eingeführt ist, sehr begrüßt“, sagt VCD-Verkehrsreferentin Heidi Tischmann, „wir fordern aber bereits seit langem die Ausweitung der Mautpflicht auf alle Straßen. Jetzt zeigt sich, wie sehr diese Forderung berechtigt ist“, sagt Tischmann, die die Aktion „Mautflucht stoppen“ beim VCD leitet. Per Fragebogenauswertung trägt der VCD detaillierte Informationen über den Ausweichverkehr zusammen. Aus ganz Deutschland haben sich betroffene Bürger gemeldet, die unter zunehmendem Lärm, Abgasen und Staus leiden.

Auch aus der Politik gibt es Reaktionen zum Thema Mautflucht. Verkehrsminister Manfred Stolpe kündigte an, die Maut im kommenden Jahr auf die Bundesstraßen ausweiten zu wollen, die am stärksten belastet seien. Dazu müsse man aber die bis zum Sommer laufenden Verkehrszählungen abwarten, vertröstete der Minister die Öffentlichkeit. Er regte an, die Kommunen sollten die Spielräume der Straßenverkehrsordnung ausschöpfen und regional Geschwindigkeitsbegrenzungen, Fahrverbote und Umleitungen für den Schwerlastverkehr verhängen.

 

Großräume leiden unter Lkw-Verkehr

• Hamburg–Bremen (B 4, 5, 6, 73, 75, 440)
• Uelzen–Braunschweig– Magdeburg (B 1, 4, 71)
• Erfurt (B 4, 86)
• Mannheim–Karlsruhe– Pforzheim
(B 10, 36, 37, 39)
• Stuttgart (B 10, 27, 29)
• Bodensee (B 31)
• Passau (B 8, 12)
• München (B 471)

In Rheinland-Pfalz hat das Verkehrsministerium ein erstes Fahrverbot für Transit-Laster ab 7,5 Tonnen auf der belasteten B 9 zwischen Mainz und Worms verfügt. Verkehrszählungen hatten in den kleinen Winzerorten auf der Strecke einen Zuwachs des Schwerverkehrs um 60 Prozent ergeben.

 

Der VCD setzt sich ein

• Die Maut soll schrittweise auf einen durchschnittlichen Betrag von mindestens 25 Cent pro Kilometer erhöht werden.
• Auch kleinere Lkw ab 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht müssen mit einbezogen werden.
• Der Geltungsbereich der Maut soll auf alle Straßen ausgedehnt werden.

 

„Wirkliche Abhilfe gibt es nicht mit Stückwerk“, kritisiert VCD-Bundesvorsitzender Michael Gehrmann die zum Teil halbherzigen Vorschläge. Gehrmann hält die Aufforderung Stolpes, das Problem auf kommunaler oder Länderebene zu lösen, für problematisch und vor Gericht anfechtbar. „Die Bundesregierung muss das Mautgesetz nachbessern, seinen Geltungsbereich auf alle Straßen ausdehnen und Ausweichverkehr damit auf schnellstem Weg stoppen“, fordert der Bundesvorstand.

Aktuelle Informationen zur Lkw-Maut, Tipps für Aktionen und Mautflucht-Fragebogen als Download unter: www.vcd.org

 

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