Magazin 3/2005

DB goes Lidl

Ein beinahe unwiderstehliches Angebot lockte am 19. Mai Tausende in Deutschlands Lidl-Märkte: Für 50 Euro gab es zwei Bahntickets. fairkehr stand mit an.

Foto: www.marcusgloger.de
Was lässt sich die Bahn wohl als nächstes einfallen? Eins jedenfalls ist klar: Die Kunden warten sehnsüchtig auf ein unkompliziertes Tarifsystem, das niedrige Preise und größtmögliche Flexibilität vereint.

Alle waren sie gekommen zum Bonner Lidl-Markt in der Kölnstraße: Abiturientinnen und Rentner, Anzugtypen und Trekking-Jacken-Träger, perfekt Geschminkte und Unrasierte. Und alle wollten sie das eine: Bahnfahren für 49,90 Euro, hin und zurück zu jedem Ziel in Deutschland. Wer um acht Uhr auftauchte, hatte 50 bis 60 Menschen vor sich, die sich geduldig Richtung Eingang bewegten. Nach etwa fünf Minuten verließen die ersten den blaugelben Discounter mit einem Bündel Bahntickets in der Hand – die Belohnung fürs Anstehen seit zwanzig nach sechs. So einfach schien Bahnfahren lange nicht mehr: mit Blanko-Tickets aus dem Supermarkt, in die der Kunde Namen, Datum sowie Start- und Zielbahnhof eintragen und jederzeit abfahren darf – Flexibilität zum Spottpreis.

Die kam an: Am Ende des Tages waren eine Million Fahrkarten verkauft – nach Aussage der Bahn ein voller Erfolg. Normalerweise brauche das Unternehmen etwa vier Tage, um so viele Fernverkehrstickets abzusetzen, sagte Sprecher Achim Stauß gegenüber der fairkehr. Einen erneuten Verkauf von Discounter-Fahrkarten werde es jedoch nicht geben, das sei eine einmalige Werbeaktion gewesen. Dass die Bahn damit ihr Hauptziel – die Gewinnung neuer Kunden – erreicht hat, darf bezweifelt werden. In den Schlangen vor Lidl standen vor allem preisbewusste Pendler und Bahncard-Besitzer, die günstig in den Urlaub, zu Familie oder Freunden reisen wollten. Am Ende bleibt die Frage, die auch viele Wartende stellten: Warum ist Bahnfahren nicht immer so einfach und günstig?

Kirsten Lange

 

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