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Foto: www.marcusgloger.de
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Michael Adler,
Chefredakteur
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Gutes hat seinen Preis, sagte man früher. Diese
Haltung glingt fast schon antiquiert. Gemeint war damit,
dass der gutes Geld verdienen sollte, der eine gute
Leistung bietet. Das gilt für eine gute Beratung im
Reisebüro ebenso wie für einen sicheren Flug mit
solide geschulten und ausgeschlafenen Piloten. Das gilt
auch für eine pünktliche Bahnfahrt,
möglichst mit Sitzplatz und motiviertem Personal.
Diese Haltung, die im wahren Sinne des Wortes Wert auf
Qualität legt, wird mit Rabatt-Aktionen wie die der
Deutschen Bahn AG beim Discounter Lidl nachhaltig
untergraben. Die Billig-Bahnfahrkarten-Aktion hat vor allem
zwei Dinge bewirkt: Viele Millionen Bundesbürger
wissen jetzt, wo Lidl ist, und ebenso viele glauben, dass
die Bahn richtig billig sein kann, wenn sie nur will. Am
Verkaufstag entwickelte sich in manchen Lidl-Märkten
eine unangenehme Stimmung. Man fühlte sich an
Schlussverkäufe der 60er Jahre erinnert. Niedere
Emotionen wie Gier, Geiz und Missgunst brachen in vielen
Schlangen durch. In einer guten Stunde waren eine Million
Tickets für 49,90 Euro abgeräumt.
Ein voller Erfolg? Ich meine, nein. Die Partnerwahl der DB
AG ist zweifelhaft. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
brandmarkt in einem „Schwarzbuch Lidl“ die
teilweise menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen, die
bei dem Discounter herrschen.
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Was den Imagetransfer angeht, tut sich die Bahn sicher
keinen Gefallen.
Außerdem hat die Rabattisierung unserer Gesellschaft
einen Preis, den wir letzten Endes alle bezahlen. Meistens
werden Geiz-Preise auf dem Rücken der Mitarbeiter
ausgetragen. Mit den Billigangeboten will die Bahn in
Konkurrenz zu Billigfliegern treten. Auch bei Ryanair und
Air Berlin werden Gewerkschaften nicht geduldet. Die
Süddeutsche Zeitung berichtet von
Kündigungsdrohungen und Lohnkürzungen gegen
Mitarbeiter, die für ihre Rechte eintreten.
Gegen die Lidl-Rabattaktion überlegten einige
Reisebüros gerichtlich vorzugehen. Im vergangenen Jahr
kürzte die Bahn die Provisionen auf Bahnfahrkarten
spürbar. Jetzt wird mit Billigangeboten die Kundschaft
in den Supermarkt gelockt.
Und machen wir uns nichts vor. Wenn demnächst
Bahntickets bei Media-Markt, Aldi und in Tankstellen
verkauft werden, geht das zu Lasten des geschulten
Personals bei der Bahn selbst.
Es geht schlicht nicht zusammen, dass wir einerseits alles
geschenkt haben wollen und andererseits der Politik
fünf Millionen Arbeitslose vorwerfen. Das eine
hängt mit dem anderen unmittelbar zusammen.
Was der Bahn immer noch fehlt, ist ein leicht
verständliches, faires Preissystem, das Stammkunden
besonders belohnt. Über Last-Minute-Angebote für
schwach ausgelastete Züge kann man reden, das ist auch
im Sinne der Umwelt vernünftig. Tickets um fast jeden
Preis zu verramschen, wird sich aber gegen die Bahn selbst
wenden.
Einen großzügigen Sommer wünscht Ihnen
Ihr
Michael Adler
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