Magazin 2/2005

Strengere Grenzwerte

Motorräder sind zu laut, zu schmutzig und verbrauchen zu viel Benzin. Der VCD fordert strengere Grenzwerte und ein besseres Angebot.

Foto: www.marcusgloger.de
Bald holen die Biker wieder ihre röhrenden Dreckschleudern aus der Garage.

Das derzeitige auf dem Markt befindliche Angebot an motorisierten Zweirädern erfüllt aus Umweltsicht nicht einmal die Mindestanforderungen. Der Großteil der rund 300 Modelle ist zu laut, stößt zu viele Schadstoffe aus und verbraucht viel zu viel Sprit. Das ist das Ergebnis einer Studie des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung (IFEU), die der VCD im März in Berlin vorgestellt hat.

Gila Altmann aus dem VCD-Bundesvorstand kritisiert die aktuelle Modellpalette: „Motorroller und Motorräder bleiben in allen entscheidenden Kategorien weit hinter technisch machbaren und aus Umweltsicht erforderlichen Werten zurück.“ Nach Ansicht der ehemaligen Staatssekretärin im Bundesumweltministerium verschlafen die Hersteller notwendige Innovationen, haben die Motorradfahrer die Umwelt zu wenig im Blick und die Politik versäumt, ähnlich wirksame Grenzwerte wie sie für Autos gelten einzuführen.

Die meisten der fünf Millionen Motorräder auf Deutschlands Straßen haben erst gar keinen Katalysator. Erst ab Januar 2006 ist die Schadstoffstufe Euro3 für die Markteinführung neuer Motorräder vorgeschrieben, im Verkauf ist Euro3 aber erst ab Anfang 2008 verbindlich. Obwohl Motorräder nur zwei Prozent aller Fahrten in Deutschland ausmachen, sind sie für 15 Prozent des gesamten Ausstoßes an Kohlenwasserstoffen verantwortlich. Diese sorgen gerade an sonnigen Tagen, wenn die Biker durch die Mittelgebirge kurven, für die hohen Ozonbelastungen.

Frank Dünnebeil, IFEU-Experte, beklagt die fehlende Transparenz: „Im Vergleich zum Automarkt ist die Datenlage bei Motorrädern miserabel. Es gibt weder für den Schadstoffausstoß noch für den Spritverbrauch normierte Messverfahren und Angaben seitens der Hersteller.“ Ein schlüssiges Umwelt-Ranking, wie es die VCD Auto-Umweltliste liefert, konnte das Forschungsinstitut daher nicht erstellen. Allein beim Lärm gibt es zur Zeit vergleichbare Daten. Hersteller und Kunden interessieren sie indes wenig – noch immer gelten satter Sound und Dezibel als Qualitätskriterien.

Gila Altmann fordert den Nachholbedarf in Sachen Umwelt ein: „Die Hersteller müssen in einen Qualitätswettbewerb bei Verbrauch und Abgastechnik eintreten, und den können umweltbewusste Käufer durch die entsprechende Nachfrage beschleunigen.“ Wer sich ein neues Motorrad kaufen will, sollte aus Sicht des VCD möglichst auf Modelle mit Schadstoffklasse Euro3 warten. Wer sich schon vorher für ein Fahrzeug entscheidet, sollte unbedingt eines mit geregeltem Katalysator und vergleichsweise niedrigen Lärmemissionen wählen.

Die Ergebnisse der IFEU-Studie zu Motorrad und Umwelt ist im Internet abrufbar: www.uba.de/verkehr/index.htm.

 

zurück zum Inhalt