Titel 6/2004

Aktion der guten Beispiele

Berlin möchte barrierefreier werden und hat eine Aktion zum Mitmachen gestartet.

 

Geschäfte, Gaststätten, Kinos oder Museen in Berlin, an deren Türen der gelbe Aufkleber „Berlin barrierefrei“ klebt, sind besonders behindertenfreundlich und wollen das auch zeigen. Sie machen mit bei der Aktion, die der Landesbeauftragte für Behinderte, Martin Marquart, mit Unterstützung des Berliner Senats im September gestartet hat.

Fünf Grundkriterien haben die Behindertenverbände zusammen mit den Vertretern der Berliner Gewerbetreibenden festgelegt. Dazu gehören der stufenlose Zugang, ausreichend breite Türen und große Bewegungsflächen sowie Orientierungsmöglichkeiten für seh- und hörbehinderte Menschen. Um das Barrierefrei-Siegel zu erhalten, kommt aber je nach Gewerbe noch mehr hinzu. So müssen etwa Kinos Induktionsschleifen für Hörbehinderte einbauen oder Kneipen eine angemessene Anzahl stufenlos erreichbarer und unterfahrbarer Tische bieten und über eine stufenlos erreichbare Toilette verfügen.

„Wir haben in den letzten Jahren in Berlin viel erreicht und das soll die Aktion ‘Berlin barrierefrei’ im Stadtbild sichtbar machen und weiter fördern“, begründet der Berliner Behindertenbeauftragte die Initiative. Man wolle Anreize für noch nicht barrierefreie Anbieter schaffen und der Wirtschaft zeigen, dass Barrierefreiheit ein Qualitätsmerkmal und eine Investition in die Zukunft sei. „Dass es nirgends eine hundertprozentige Barrierefreiheit gibt, damit müssen wir leben“, sagt Martin Marquart, „wir verlangen ja auch keine absolute DIN-Fähigkeit in den Geschäften, wir verlangen einfach, dass alle Menschen klarkommen müssen.“

Marquart hofft, dass die Aktion „Berlin barrierefrei“ ein Selbstläufer wird und mit der Zeit an möglichst vielen Türen das gelbe Signet klebt. „Wichtig ist, dass kein Behinderter ausgeschlossen wird“, sagt Marquart, der selbst im Rollstuhl sitzt. Er gehört damit zu jener Gruppe, die bei bestehenden Barrieren zuerst am Zugang zu Gebäuden gehindert wird.

Neben baulichen Veränderungen geht es der Initiative auch um die Veränderung des Bewusstseins. Wirkliche Barrierefreiheit setzt Toleranz und Hilfsbereitschaft voraus, die niemanden, egal mit welcher Behinderung, ausschließt.

www.berlin-barrierefrei.de

 

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