Reise 6/2004

Naturbeobachtung

Wildgänse-Safari

Am Niederrhein kann man im Herbst und Winter Hunderttausende von Wildgänse beobachten, die aus Sibirien kommen und im deutschen Norden ihr Winterquartier aufschlagen.

Foto: Niederrhein tourismus            

Dichte Wolken hängen über dem Niederrhein – typisches Spätherbst-Wetter. Dennoch haben sich fast 50 Personen in Kranenburg eingefunden. Ein Mitarbeiter der NABU-Naturschutzstation Kranenburg berichtet: „Bis zu 200000 arktische Gäste kommen Jahr für Jahr an den Niederrhein. Mit über 270000 Hektar ist der Raum zwischen Duisburg und der niederländischen Grenze bei Nimwegen das größte binnenländische Schutzgebiet für Wasservögel in Deutschland“, sagt er nicht ohne Stolz. Bis zu 180000 Blässgänse und 15000 Saatgänse kommen in riesigen Schwärmen aus der Kälte Sibiriens über 5000 Kilometer Entfernung in die Auenlandschaften am Niederrhein.

Der Bus rollt in Richtung Wyler und über den Häfnerdeich, eine schöne Pappelallee, nach Zyfflich. Es geht durch Ackerland mit alten Kopfweiden tief hinein in die Düffel, die weiträumige, stellenweise nur zehn Meter über dem Meeresspiegel liegende Niederung. Es ist eine der größten zusammenhängenden Auenlandschaften des Niederrheins. Zahlreiche Entwässerungsgräben durchziehen die Wiesen und Weiden. Lange Pappelreihen und Gruppen von Kopfweiden prägen das Landschaftsbild. Ältere Bauernhäuser und Kirchen stehen hier wegen des Rheinhochwassers vergangener Zeiten auf Warften.

Die ersten Wildgänse kommen in Sicht. Einige Dutzend sind es, die auf einer Weide hocken und unentwegt Gras fressen. Andere suchen offensichtlich zwischen den Getreidestoppeln nach Ernteresten. Im Winterquartier müssen die Gänse die verbrauchten Fettreserven für den Rückflug im Frühjahr und die dann beginnende Brutzeit wieder auffüllen. Dafür muss jede Gans etwa acht Stunden am Tag ungestört äsen. Das Auffliegen bei Störungen kostet die Gänse viel Energie. Deshalb sind die „wilden“ Gänsetouristen ein Problem, dem die NABU-Naturschutzstation mit ihrer Besucherlenkung begegnen möchte.

Arnold Houbé

Die NABU-Besichtigungstour gibt es Mitte November bis Mitte Februar sonntags um 14 Uhr zum Preis von 11 Euro (Kinder 6 Euro).
Voranmeldung erforderlich: Tel.: (02826) 92094
Busexkursionen bei Touristik-Agentur NiederRhein,
Tel.: (02824) 923592
Mehr Infos: Niederrhein Tourismus GmbH,
Tel.: (02162) 817903

 

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