Titel 5/2004

Ticketkauf

Gewusst wie!

Sieben Wege zum Bahnticket gibt es zur Zeit. Schwer zu sagen, welcher der Beste ist, denn jeder Kunde ist anders: Wo der eine persönliche Beratung und ein menschliches Gegenüber schätzt, bevorzugt der andere den schnellen Fahrscheinkauf am Computer oder am Automaten.

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Verloren am Fahrkartenautomat: Nicht jeder Bahnkunde kommt mit der Technik zurecht.

Verkaufsstelle Schalter

Der Schalter ist die liebste Anlaufstelle des DB-Kunden beim Ticketkauf. „Würde man den Kunden fragen, wo er sein Bahnticket am liebsten kaufen möchte, würde die Mehrheit antworten »Am Schalter«“, sagt DB-Vorstand Büchy im fairkehr-Interview auf S. 21. Aber die DB AG interessiert nur am Rande, was der Kunde will. Daher haben viele kleinere Bahnhöfe ihre Schalter für immer geschlossen und in den großen Bahnhöfen sind immer weniger Schalter besetzt.

Vorteil: Am Schalter übernimmt der Bahnangestellte – der es ja können sollte – den Kampf mit der Technik. Weiß er mehr als der Computer, kann er ihm ungeahnte Streckenvarianten entlocken und auch mal auf ein Sonderangebot hinweisen. Der Schalter ist eine der wenigen Ticketzugangsstellen, an denen man noch bar bezahlen kann.

Nachteil: Da es immer weniger Schalter gibt, werden die Wege dahin immer weiter. Außerdem muss man je nach Tageszeit lange Wartezeiten einplanen und die Öffnungszeiten berücksichtigen. Zum schnellen Kauf vor der Reise eignet sich der Schalter daher nur bedingt. Die Qualität der Beratung am Schalter ist von der Qualität des Beraters abhängig. Wenn der auch nicht mehr weiß als der Computer, lohnt sich das lange Warten nicht.

Zielgruppe: weniger technik- oder automatenversierte Kunden; Menschen, die gerne bei Menschen kaufen

Empfohlene Anwendung: Sonderangebote, die nicht übers Internet buchbar sind; beratungsintensive Fahrten; BahnCard-Kauf; Fahrradtickets

Verkaufsstelle Computer

Voraussetzung für den Ticketkauf am Computer ist der eigene Computer mit Internetanschluss und Drucker. Der Kunde muss sich einmal mit allen Daten anmelden und wird dann anhand seiner Kundennummer wiedererkannt. Zur Identifizierung braucht er BahnCard oder Kreditkarte. Die Software fragt alle Reisedaten ab und schlägt Verbindungen vor. Je mehr der Kunde selbst weiß, um so mehr Wissen kann er dem Computer entlocken. Online-Tickets gibt es für Strecken über 100 km. Das Ticket kann per Kreditkarte oder Lastschrift bezahlt werden.

Vorteil: Der Computer hat keine Launen oder persönliche Vorlieben und behandelt alle Kunden gleich. Ohne Warteschlange kann das Ticket zu jeder Tageszeit bequem von zu Hause gebucht werden. Bei Internetbuchung gibt es die Platzreservierung umsonst.

Nachteil: Der Computer funktioniert nach der ihm einprogrammierten Logik. Wer anders denkt als der Computer, scheitert am System. Wer einen langsamen Internetzugang hat, kann bei der ausführlichen Verbindungssuche und beim Preisevergleichen schon mal die Geduld verlieren. Wer sicher sein will, das günstigste Ticket und die beste Verbindung zu bekommen, braucht einiges an Fahrplan- und DB-Netz-Vorwissen. Online-Tickets können nicht für Dritte ausgestellt werden. Nicht alle Sonderangebote gibt es online zu kaufen.

Zielgruppe: Geübte Internetbenutzer und -einkäufer, geübte Bahnfahrer mit DB-Netzkenntnis

Empfohlene Anwendung: Standardfahrten und einfache Stadt-zu-Stadt-Reisen

Verkaufsstelle Schaffner

Der Ticketkauf beim Schaffner steht für die luxuriöseste Form des Reisens: ohne Vorabplanung einfach einsteigen und beim Schaffner genau den Zug lösen, in dem man auch sitzt. Ohne Aufpreis gibt es das Ticket im Zug aber nur, wenn der Kunde ein sogenanntes Antrittsticket, also ein Nahverkehrs- oder Teilticket, für den ersten Teil seiner Strecke hat.

Vorteil: Wer direkt im Zug kauft, vertut keine Zeit am Schalter oder am Automaten.

Nachteil: Die DB AG nimmt für den Verkauf im Zug einen Aufpreis von zehn Prozent des Fahrkartenwerts. Sonderangebote gibt es nicht. Für eine Sitzplatzreservierung ist es im Zug zu spät. Aufgrund technischer Probleme kann außerdem nicht mehr mit der ec-Karte bezahlt werden. Bleiben Bargeld oder Kreditkarte.

Zielgruppe: Reisende, die am Automaten gescheitert sind oder zu spät dran waren; bequeme oder sehr eilige Reisende, denen es auf ein paar Euro nicht ankommt

Empfohlene Anwendung: Spontanfahrten, Standardfahrten und einfache Stadt-zu-Stadt-Reisen

Verkaufsstelle Reisebüro

Einfach reinschlendern und Platz nehmen: Für den Ticketkauf im Reisebüro braucht der Kunde – wie auch am Schalter – keine technischen Voraussetzungen und kein Vorwissen.

Vorteil: Wie der Schalter, so bietet auch das Reisebüro eine Beratung „von Mensch zu Mensch“. Ist der Berater gut vorgebildet, kann er aus der großen Palette der Möglichkeiten die beste für den Kunden auswählen. Der Kunde bekommt das Ticket direkt in die Hand und kann mit allen Zahlungsmitteln bezahlen. Außerdem bietet das Reisebüro bei Urlaubsreisen Anreise, Unterkunft und andere Zusatzleistungen aus einer Hand.

Nachteil: Aufgrund der knapper werdenden Provisionen leisten sich nur noch wenige Reisebüros eine intensive Bahnberatung, die immer auf dem neuesten Stand ist. Daher ist die Qualität der Beraterinnen und Berater uneinheitlich und schwer einzuschätzen.

Zielgruppe: siehe Schalter, außerdem Urlaubsreisende, die die Anreise gleich mit der Unterkunft buchen möchten

Empfohlene Anwendung: beratungsintensive Urlaubsreisen, langfristig planbare Dienst- und Privatreisen

Verkaufsstelle Automat

Automaten gibt es an jedem Bahnhof, oft sogar mehrere, so dass kaum Warteschlangen entstehen. Die Software führt den Kunden per Wahloptionen durchs Programm. Wer die Angaben aufmerksam liest und anwählt, kann eigentlich nicht viel falsch machen. Aufregend ist allerdings, ob der Automat am Ende die Kredit-, ec- oder Geldkarte akzeptiert oder nicht.

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Vorteil: siehe Computer. Per Automat kommt der Reisende auch kurz vor Zugabfahrt noch zu seinem Ticket. Wer das System begriffen hat, kommt in der Regel gut damit klar. Schlangen gibt es am Automaten selten.

Nachteile: Bei Sonnenschein kein Ticket, denn da werden die Displays der Automaten unlesbar. Für den ersten Ticketkauf am Automaten sollte man eine gewisse Einarbeitungszeit einplanen. Sonderangebote gibt es nur teilweise. Zusatzwünsche wie Gruppentickets oder Umwege verlängern den Kaufprozess erheblich. Die Reservierung gibt es zwar umsonst, aber direkt vor Fahrtantritt ist es dafür schon zu spät.

Zielgruppe: technikfreundliche Bahnkunden ohne Automatenphobie, eilige Bahnreisende

Empfohlene Anwendung: Spontanfahrten, Standardfahrten und einfache Stadt-zu-Stadt-Reisen

Verkaufsstelle Telefon

(0190) 507090 ist die DB-Service-Nummer, die direkt zum Ticket führt. Alle Fernverkehrstickets und die gängigen Sonderangebote sind per Telefon buchbar. Bezahlt wird per Kreditkarte oder per Lastschrift (letzteres beim ersten Kauf auf 250 Euro beschränkt). Die Kombination Telefon/Automat ist vermutlich die schnellste Möglichkeit ans Ticket zu kommen: Eilige können auf der Fahrt zum Bahnhof per Handy buchen und das Ticket am Automaten per Codenummer ausdrucken.

Vorteil: Man kann sich bequem von zu Hause aus beraten lassen. Das Ticket kommt per Post oder kann – in eiligen Fällen – per Codenummer am Automaten ausgedruckt werden.

Nachteil: Die telefonische Beratung kostet aus dem deutschen Festnetz rund 60 Cent pro Minute.

Zielgruppe: Menschen ohne Internetzugang, die bequem von zu Hause aus buchen möchten; extrem eilige Fahrgäste, die die Kombination Telefon/Automat nutzen.

Empfohlene Anwendung: ein breites Spektrum an Reisen von der planungs- und beratungsintensiven Urlaubsreise bis zur spontanen Blitzfahrt

Verkaufsstelle Bahnagentur

Die erfahrensten, kundenfreundlichsten und kompetentesten Bahnberater sitzen nicht bei der DB, sondern in den wenigen privaten Bahnagenturen in Deutschland. Was sie treibt, ist die Leidenschaft für ihr Metier und nicht der knappe Gewinn. Dank guter Beratung ist das Ticket bei der Bahnagentur eher günstiger als am DB-Schalter oder am Computer.

Vorteil: Der Ticketkauf bei der Bahnagentur ist bequem und simpel: Einfach anrufen oder eine email schicken und das Ticket wird per Post zugeschickt. Bezahlt wird per Lastschrift, Rechnung oder Kreditkarte.

Nachteil: Da die Tickets per Post zugeschickt werden, muss die Reise mindestens zwei Tage im Voraus geplant werden. Bei ausführlicherer Telefonberatung fallen die entsprechenden Telefongebühren an.

Zielgruppe: Urlaubsreisende, Reisende, die sicher gehen wollen, das günstigste Ticket und die beste Verbindung zu bekommen, Bahnagentur-Sympathisanten

Empfohlene Anwendung: beratungsintensive Auslandsreisen, Familien- und Gruppenreisen, langfristig planbare Dienst- und Privatreisen

 

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