Magazin 4/04
Mobilitätserziehung in Schulen
Wie gut ist die Mobilitätserziehung an unseren Schulen? Die
Zwischenbilanz des VCD-Schulprojektes zeigt: Es gibt noch viel zu
tun.
Vor zehn Jahren gelangte die Kultusministerkonferenz zu der
Erkenntnis, dass der Verkehr der 70er Jahre ein anderer ist als
der der 90er und gab eine neue Empfehlung zur Verkehrserziehung
in der Schule heraus. Sie forderte die stärkere Einbindung
von Umwelt-, Sozial- und Gesundheitsaspekten. Was ist in zehn
Jahren von dieser Empfehlung im Unterricht tatsächlich
angekommen? Dieser Frage gehen der VCD und das Heidelberger
Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) auf den
Grund. Seit 2002 betreuen sie gemeinsam das Forschungsvorhaben
des Umweltbundesamtes „Nachhaltige Mobilität in der
Schule“. Anlässlich des Empfehlungsgeburtstages der
Kultusministerkonferenz vom Juni 1994 zogen sie eine
Zwischenbilanz.
„Es mangelt nicht an Unterrichtsmaterialien, Konzepten
und Aktionsideen im Bereich der nachhaltigen
Mobilitätserziehung“, berichtet Michaela Mohrhardt,
VCD-Projektleiterin. Die Ideen sind jedoch über die
Bundesländer verstreut, und bislang gibt es keinen
Überblick über die Materialien.
Und was ist mit der konkreten Umsetzung der Ideen im
Unterricht? Analysen der Lehrpläne aller Länder,
Interviews mit Vertretern der Kultusministerien sowie mit
Experten und Lehrern haben gezeigt, dass der Umwelt- und
Gesundheitsgedanke in Verbindung mit dem Thema Verkehr auch in
zehn Jahren noch keinen eigenen, festen Platz im Unterricht hat.
„Hier gibt es noch viel zu tun. Ein Grund für die
mangelnde Umsetzung in der Praxis sind die Lehrpläne, die ja
die inhaltliche Grundlage für den Unterricht bilden.
Außerdem hängt viel vom einzelnen Engagement der
Lehrerinnen und Lehrer ab“, sagt Mohrhardt. VCD und ifeu
möchten deshalb im Rahmen des Forschungsvorhabens bereits
ausgearbeitete Lehrplanbausteine zusammenstellen. Zusätzlich
fordern sie, dass das Thema Mobilität in die
Lehrerausbildung und Fortbildung integriert wird.
Die schulische Mobilitätserziehung stößt auch
häufig durch die Eltern an ihre Grenzen. „Die Lehrer
müssen Eltern gezielt in die Aktivitäten einbinden und
über Hintergründe informieren“, fordert die
Projektleiterin. VCD und ifeu möchten auch dazu Ideen und
Anregungen ausarbeiten.
Seit Ende 2003 läuft die Praxisphase des Projektes. An
zehn Modellschulen werden Konzepte und Aktionsideen erprobt und
grundlegende Erfahrungen bei der Umsetzung der nachhaltigen
Mobilitätserziehung im Schulalltag gesammelt. Eine konkrete
Hilfestellung möchte das Projekt mit dem Beratungsleitfaden
für Schulen bieten, der Ende des Jahres erscheint. Inhalt
des Leitfadens sind organisatorische und strategische Tipps
für die Einführung der Thematik an der Schule, Hilfen
für die Elternarbeit, Literaturhinweise und konkrete
Starthilfen für Aktionsideen. Der Leitfaden wird
kontinuierlich durch die Zusammenarbeit mit den Modellschulen
erweitert, konkretisiert und für den Praxisgebrauch
optimiert.
Mehr Informationen zu dem Projekt gibt es
unter www.vcd.org.
Dort finden Lehrer und Erzieher auch eine erste Zusammenstellung
besonders empfehlenswerter Materialien. Kontakt: Michaela
Mohrhardt,
Tel.: (0228) 9858516
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