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Foto: www.Gloger-knipst.de
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Michael Adler, Chefredakteur
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Früher zogen die Menschen den Weide- und Jagdgründen hinterher. Heute den Arbeitsplätzen.
Deshalb leert sich Ostdeutschland. Oder Gelsenkirchen, oder Völklingen. Im Osten liegt das an der Deindustrialisierung
durch den Globalisierungsschock nach der Wende. Im Westen trifft es die monostrukturierten Alt-Industriestandorte.
So heißt das im Stadtplaner-Jargon. Gemeint sind Kohlereviere im Pott, Stahlhütten im Saarland, Textilindustrie
und so weiter.
So weit, so einfach. Der Rest kann sich vor Abwanderung also sicher fühlen? Es können also weiter
nach Herzenslust Grundsteine gelegt und rote Bänder durchschnitten werden? Von wegen. Wie bei der Rente
oder bei der Krankenversicherung machen viele schon wieder die Rechnung ohne den demografischen Faktor. Die
deutsche Bevölkerung wird bis 2050 voraussichtlich auf 50-60 Millionen Menschen schrumpfen. Wie unser Titelautor
Wolfgang Kill schreibt, wird sich die Entvölkerung im Osten noch verschärfen, „weil Kinder die
1990 nicht geboren wurden, 2015 keine Familie gründen werden“. Und im Westen? Woher sollen hier die
Kinder kommen, wenn die “Generation Pillenknick” für Nachwuchs sorgen muss.
Die deutsche Bevölkerung wird schrumpfen. Das steht fest. Ganze Städte, ganze Landstriche werden menschenleer.
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Stadtumbau Ost und Stadtumbau West heißen verschleiernd die Programme
des Bundes, mit denen er auf die Herausforderung reagiert. So recht will man das Ganze noch nicht glauben. Alles
nur eine vorübergehende demografische Unpässlichkeit. Sogar Völklingen plant noch zwei Neubaugebiete.
Bauen wir also um, nicht ab.
Was hat das Thema “Schrumpfende Stadt” mit Verkehr zu tun? Die Frage, wo Menschen wohnen und wie
sie ihren Alltag organisieren, ist entscheidend für die Entstehung oder die Vermeidung von Verkehr. Und
dieses ist wiederum essentiell für die Frage, wie viele Straßen oder Schienen wir brauchen.
Entwicklungen die ein Vorausdenken jenseits von wenigen Jahren und außerdem die Vernetzung mehrerer Themenfelder erfordern,
scheinen für die Politik schlicht zu kompliziert zu sein. Wie sonst ließe sich erklären, dass der Bund gerade
die Rekordsumme von 39,8 Milliarden Euro für den Aus- und Neubau von Fernstraßen im Bundesverkehrswegeplan beschlossen
hat. Zum Vergleich: Für Stadtumbau West steht bis 2009 keine halbe Milliarde zur Verfügung.
Weniger Menschen fahren weniger Autos. Weniger autofahrende Menschen, brauchen weniger Straßen. Wir bauen allerdings unverdrossen
weiter.
Die Menschen werden weiter wandern. Wahrscheinlich werden sie die Gegenden meiden, in denen die Betonkübel staatlicher
Infrastrukturpolitik zu üppig ausgekippt wurden. Mit bescheidenen Städtebaumitteln kann man dann erneut die Symptome
kurieren.
Michael Adler
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