Vision Zero Rasen ohne Limit Im Februar stand der VCD im Rampenlicht wie selten. Thema: die Gefahren des Straßenverkehrs. Der VCD positionierte sich klar in der öffentlichen Debatte gegen die freie Raserei und für eine komplette Neuorientierung der Verkehrssicherheitsarbeit.
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VCD-Pressesprecher Daniel Kluge ist zufrieden. In rund 160 Artikeln wurde der VCD in den drei ersten Februar-Wochen als Verfechter eines Tempolimits auf Autobahnen und als Autor des Masterplans „Vision Zero – Null Verkehrstote“ zitiert. Hinzu kamen ein gutes Dutzend Interviews in Hörfunk und Fernsehen. „Vor allem das Urteil gegen den Daimler-Testfahrer Mitte des Monats erhitzte die Gemüter“, erklärt Kluge. Der VCD plädierte für ein allgemeines Tempolimit auf Deutschlands Autobahnen von 120 km/h. Die Kritiker eines Tempolimits fuhren scharfe Geschütze auf: Vom Raub der Freiheit, der Zerstörung der Wirtschaft, Sippenhaft und geistiger Beschränkheit der Tempolimit-Befürworter war die Rede. Dabei gehen die Schnellfahrer automatisch davon aus, im Besitz einer gesellschaftlichen Mehrheit zu sein. Das Gegenteil ist richtig. Bereits im Jahr 2000 ermittelte das Bundesumweltministerium in einer bundesweiten Umfrage eine Mehrheit von 61 Prozent für ein Tempolimit. In einer aktuellen Umfrage des Nachrichtenmagazins „Focus“ wurde diese Zahl exakt bestätigt. Nach einer WDR-Fernsehsendung mit VCD-Beteiligung stimmten per TED 24000 Zuschauer innerhalb einer halben Stunde ab. Ergebnis: 66 Prozent waren für ein Tempolimit. Es gibt stichhaltige Argumente für die Begrenzung der Raserei. Auf einem Teilstück der A 24 in Brandenburg zwischen dem Dreieck Havelland und Wittstock zeigt die Begrenzung auf 130 km/h Wirkung. Von 2002 auf 2003 sank die Zahl der Getöteten von acht auf Null, die der Verletzten von 143 auf 94. Die europaweit über mehrere Jahre durchgeführte Master-Studie kam zu dem prägnanten Schluss: 1 km/h Temporeduktion führt zu zwei Prozent weniger Unfällen mit Personenschäden. Dennoch: Die Raser treten lauter auf und sind auch in ihrer Wortwahl aggressiver als die schweigende Mehrheit. Reagiert die Politik deshalb nicht? Albert Schmidt, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, sieht politisch trotz guter Argumente auch in Sachen Lärmminderung und Reduktion der Klimagase keine Chance für ein Tempolimit. „Mit diesem Vorschlag haben sich die Grünen in den Koalitionsverhandlungen mit der SPD 2002 nicht durchsetzen können“, stellt Schmidt lapidar fest. Deshalb stehe das Thema derzeit nicht auf der politischen Tagesordnung. Die Autoindustrie fürchtet handfeste
Absatzeinbußen. Ein hochrangiger Mitarbeiter eines
deutschen Automobilherstellers, der nicht genannt
werden will, erklärte gegenüber fairkehr:
„Das mit dem Tempolimit ist ein absolutes Tabu.
Der Nimbus der deutschen Autos resultiert doch aus den
harten Bedingungen unter denen unsere Fahrzeuge im
Alltagstest stehen.“ Wenn die freie Fahrt fiele,
hätte das gravierende Auswirkungen auf den Verkauf
deutscher Autos im Ausland. Michael Adler
Briefe an den VCD Eine Auswahl ...wer ist eigentlich der Verkehrsrambo? Der Testfahrer von Mercedes oder Sie? Wenn ich es mir genau überlege eigentlich Sie. Denn wegen eines solchen Unfalls, der sicherlich für alle Beteiligten extrem tragisch ist bzw. war, alle Autofahrer über einen Kamm zu scheren und somit in die Ecke der Raser zu drücken, ist schon gelinde gesagt eine Frechheit. Noch dazu vertreten Sie einen Verkehrsclub und würden gerne mehr Mitglieder vertreten. Welche Mitglieder eigentlich? Autofahrer die mit 50 km/h auf der Autobahn fahren und einen Hut aufhaben oder normal denkende Menschen? Das ist übrigens die Mehrheit der Autofahrer. (...) (...) erlauben Sie mir, Ihnen dafür zu danken, dass Sie sich für ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen einsetzen! Es ist höchste Zeit hierfür. Ich kenne viele Personen, die aus Angst vor Dränglern und Nötigern schon gar nicht mehr die Autobahn nutzen. (...) (...) Hallo – wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert! Statt automatisierte Abstandskontrolleinrichtungen zu fordern wollen Sie ein Tempolimit? Ich fasse es nicht, dass es so ungebildete Leute gibt, die die kaputte Wirtschaft mit einem Gesetzesvorschlag töten. (...) Ein Tempolimit von 200 wäre vielleicht eine Alternative über die es sich lohnen würde nachzudenken. (...) (...) auf Grund der aktuellen Debatte zum Thema Tempolimit auf Autobahnen möchte ich Sie bitten, hier unbedingt am Ball zu bleiben. (...) Nur durch die Angleichung der Geschwindigkeitsunterschiede der einzelnen Fahrzeuge auf der Autobhan können der Verkehr sicherer und fließender sowie die Umwelt geschont werden. Ich hab’ jedenfalls zur Unterstüztung bereits eine Überweisung ausgefüllt. (...)
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