„Technik, die Spaß macht“
Dreißig Aufstiegsanlagen gibt es am Kronplatz, potenziell können damit 55800 Menschen in der
Stunde bergwärts gebracht werden. Das 2275 Meter hohe Massiv in Südtirol ist ein Skiberg der
Superlative, den die Gemeinden Olang, Reischach und St. Virgil am Fuße des Kronplatzes ganz für
die Bedürfnisse der alpinen Skifahrer umgebaut haben. „Massive Erdbauarbeiten waren nötig,
um die Pisten so zu gestalten, wie wir sie heute hier sehen“, sagt Hermann Holzer, südtiroler
Urgestein und Skilehrer der ersten Stunde. Er kennt den Kronplatz noch aus Zeiten, als hier in den
sechziger Jahren die ersten Skilifte aufgestellt wurden. „Geländekanten haben sie abgetragen,
Geröll planiert, tiefe Mulden zugeschüttet, Schneisen gerodet und vor allem im gesamten Berg ein
Bewässerungssystem verlegt, das Nacht für Nacht die Schneekanonen mit Wasser versorgt“,
erklärt der braungebrannte Mittsechziger stolz.
Heute präsentiert sich der Kronplatz als voll industrialisierter Skiberg mit einer „Technik,
die Spaß macht“, wie es die Prospekte sagen. Ein markanter kahler Gipfel, unten mit einem
breiten Waldgürtel, oben zulaufend mit weißer runder Kuppe und einem Hochplateau als
Krönung. Es ist fast eben, bequem und übersichtlich. Hier stehen die Bergstationen der vielen
Lifte, daneben Einkehrhütten und die Basis der Skischule. Hier beginnt das weitläufige Netz der
Abfahrten. „Wenn irgendwann jemand auf die Idee kommen sollte, den idealen Skiberg zu konstruieren,
dann würde er vermutlich nicht viel anders als der Kronplatz aussehen“, sind sich die
Tourismusmanager der Ferienregion Kronplatz sicher.
Markanter Treffpunkt auf dem Gipfel ist seit letztem Winter die Glocke Concordia. Die mit 16 Tonnen
größte Glocke der Alpen soll für den Frieden unter den Völkern schlagen und für
die Einigkeit der Gemeinden, die den Kronplatz gemeinsam bewirtschaften. Die Glocke steht mit ihrem
tiefen, kraftvollen Klang, den sie mittags um zehn nach zwölf, wenn die Kirchlein unten im Tal fertig
geläutet haben, ertönen lässt, auch für das Selbstbewußtsein der
Geschäftspartner, dass man hier oben etwas Großes erreicht hat.
Die Abfahrten vom Kronplatz sind überwiegend leicht und familienfreundlich und bestens
präpariert. Damit jeder Schwung zum Genuss wird, gibt es immer reichlich Schnee. Über 200
Schneekanonen tun im gesamten Gebiet ihren Dienst. Jeden Abend rücken bis zu 20 Pistenraupen aus und
verteilen bis weit in die Nacht hinein den produzierten Kompaktschnee auf den 90 Kilometern Piste so, dass
sich am nächsten Morgen die Abfahrten in perfektem Zustand präsentieren. Was in Bayern nicht
erlaubt ist und andernorts noch eher verschämt in Zeiten von natürlichem Schneemangel
praktiziert wird ist in Italien Standard: Nahezu alle Pisten sind komplett künstlich beschneibar.
Ökologische Bedenken äußert hier niemand. „Ab November, wenn die kalten Nächte
kommen, laufen die Schneekanonen“, bestätigt Skilehrer Holzer die gängige Praxis. Man geht
erst gar kein Risiko ein und wartet nicht auf Schnee von oben. „Diesen Winter hatten wir ja einen
Meter Neuschnee an Silvester, aber was hier auf den Pisten liegt ist überwiegend Kompaktschnee aus
der Kanone“, sagt Hermann Holzer. „Der Naturschnee ist längst nicht so geeignet zum
Skifahren mit dem heutigen Material“, erklärt Elisabeth Kontschieder,
Fremdenverkehrsrepräsentantin aus dem nahen Hochpustertal, ihren erstaunten Zuhörern den
Pistenuntergrund. „Naturschnee bremst zu sehr, hält nicht auf der Piste und fährt sich
viel zu schnell aus.“ Diese Probleme macht der Kunstschnee nicht. Er lässt sich auch nach
Wochen noch problemlos verteilen und glattbügeln und vermatscht außerdem bei Plusgraden nicht so
schnell – ein Vorteil, der für das sonnige, nur 950 bis 2200 Meter hoch reichende Skigebiet
Kronplatz nicht zu unterschätzen ist.
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