Nicht die als „typisch deutsch“
bezeichnete Eiche, sondern die Rotbuche gibt hier den Ton
an. Die Laubwaldpracht im geografischen Zentrum der
Republik wirkt wie eine grüne Kathedrale: mit
Säulen aus glatten, geraden Buchenstämmen und
einem Dach aus hohen, freundlich grünen Laubkronen.
Die scheinbare Unordnung dieses Waldes ist –
Wildnis.
Der Hainich liegt in Thüringen, im Dreieck der
Städte Eisenach, Mühlhausen und Bad
Langensalza. Am 31.12.1997 wurde der Südteil des
Waldes als Nationalpark ausgewiesen; er ist damit der
dreizehnte und jüngste Nationalpark Deutschlands.
Unterwegs im Hainich ist man am besten zu Fuß, per
Fahrrad oder in der Kutsche.
Eine schöne Stelle, um in den Hainich
einzutauchen ist Berka. Der Wanderweg folgt zunächst
dem markierten Kinder-Erlebnispfad Silberborn mit 2,5 km
Länge, wo eindrucksvolle Quiztafeln Wissenswertes
über den Hainich und seine Bewohner vermitteln. Hier
konnte sich – nahezu unbemerkt in 50 Jahren der
Abgeschiedenheit – ein Naturparadies entwickeln:
Man zählt heute außer den für
Laubmischwälder typischen Tierarten wie Reh, Dachs
und Wildschwein, 21 Orchideenarten, über 1000
Pilzarten, mehr als 1800 Käferarten – das sind
ein Viertel aller Käfer in Deutschland –
außerdem sieben Spechtarten und die vom Aussterben
bedrohte Wildkatze mit 10 bis 15 Tieren im
Nationalpark.
In der Zeit des kalten Krieges übte die Truppe
der Nationalen Volksarmee im Hainich das Schießen.
Noch heute erinnern Panzerschneisen und Granaten an diese
Zeit: Größere Freiflächen fallen mitten im
Wald auf oder Bäume am Wegesrand, in denen noch
Blindgänger stecken.
Der Weg führt vorbei an altem und jungem Wald,
der allmählich auf den Freiflächen sein
ursprüngliches Areal zurückerobert. Es ist die
Vielfalt, die diesen Wald prägt: Buchen, Eschen und
Ahorne aller Größen stehen wild gemischt
nebeneinander, dazwischen liegt überall Totholz das
mit Moosen, Flechten und Pilzen besetzt ist.
Idealer Ausgangspunkt für Touren per Rad in den
Nationalpark ist das Goldackersche Schloss in Weberstedt.
Das ehemalige Rittergut aus dem Jahre 960 ist nach einer
Komplettsanierung zum Hotel umgebaut. Der Erlebnispfad
Brunstal, der in der Nähe beginnt ist auf 3,3 km
Länge für Seh- und Gehbehinderte sowie
Rollstuhlfahrer angelegt und durchgängig
barrierefrei begeh- und befahrbar. Alle Infotafeln sind
mit Blindenschrift versehen, so dass – ein Novum in
einem deutschen Nationalpark – behinderte Menschen
diesen Rundweg völlig ohne Begleitung
bewältigen können.
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